Van Morrison - Down the road
Polydor / UniversalVÖ: 13.05.2002
Straßenkehrer
Das schönste an diesem Album ist das Cover. Der Eingang eines schangeligen und altehrwürdigen Plattenlädchen. Wir schauen links in ein Fenster, in dem alte Vinyl-Spezialitäten von Louis Armstrong, Hank Williams, James Brown, Ray Charles, Blind Lemon Jefferson, Lightning Hopkins undsoweiter hängen. Rechts daneben die Tür. Das Interieur sieht aus, als wäre es zur Jugendstilzeit gebaut, und die Holzrahmen der Fenster und Türen sind farblich in altenglischem Kirschrot getüncht. Dieser Laden könnte glatt in einem versteckten Winkel von Amsterdam anzutreffen sein. Vielleicht ist er aber auch direkt aus den feuchten Jugendträumen eines Nick Hornby entflohen.
Sobald wir allerdings den Fuß in diesen Laden gesetzt haben, möchten wir auch schon wieder kehrt machen. Uns erwarten langweilige Alte-Männer-Phantasien, die in dieser Form so unaufgeregt und teilnahmslos nur von Van Morrison aufgenommen werden konnten. Auch im 57. Lebensjahr zieht dieser Mann unbeirrt von Stadt, Land, Fluß seinen Stiefel durch. Ähnlich wie Eric Burdon mit seinen Animals begann auch Morrison mit Them in den späten Sechzigern seine Karriere. War Morrison immer der vitalere politische Denker und ernsthaftere Fühler, muß man Burdon allerdings bescheinigen, bis heute der bessere Sänger zu sein. Denn auf der Klaviatur der Ausdruckskraft verfügt Burdon eindeutig über mehr emotionale Tiefe.
Aber es gibt noch ein viel schwerwiegenderes Problem mit diesem Album. Bevor Johnny Cash in die Hände von Rick Rubin gelang, äußerte dieser, daß das größte Problem der Country-Musik sei, sie hätte kein jugendliches Publikum, sondern würde nur von alten Säcken gehört. Beim näheren Betrachten dieser Platte liegt auf der Hand, das weißer Blues-Rock mit Folk-, Jazz- und Schweineorgel-Anleihen noch schlimmer dran ist: Jede Gefühlsregung auf diesem Album ist so dröge, abgeschmackt und farblos, daß man kaum glauben kann, daß ein solches Album überhaupt Publikum hat.
Morrisson blättert auf seinen Textblättern von Track eins bis 14 zwischen Jugenderinnerungen, Blues-Aphorismen, verschmähten Liebschaften und ähnlichen Träumereien. In "Hey Mr. DJ" singt er am Schluß: "I'm in a sad mood tonight / Play me something for me and my darling / Want you to make everything alright." Da aber dieser fromme Wunsch mit dieser Platte kaum in Erfüllung geht, suche ich nun das '68er Meisterwerk "Astral weeks" aus dem Plattenschrank. Eine Platte übrigens, die wirklich jeder besitzen sollte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Georgia on my mind
Tracklist
- Down the road
- Meet me in the Indian summer
- Steal my heart away
- Hey Mr. DJ
- Talk is cheap
- Choppin' wood
- What makes the irish heart beat
- All work and no play
- Whatever happened to PJ Proby
- The beauty of the days gone by
- Georgia on my mind
- Only a dream
- Evening shadows
- Fast train
Referenzen
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