Grouper - The man who died in his boat
Kranky / CargoVÖ: 08.03.2013
Eine neue Äthik
Auf dem Wasser zu sterben, ist sicherlich ein schöner Tod. In den Gefilden, in denen sich Grouper mit der neuen Kollektion von alten Songs aus 2008 bewegt, lassen sich grob zwei Lager ausmachen: Zum einen jene, die von den Seen und Weltmeeren singen, vom Wasser, seinen Untiefen und dem ewigen Wellengang. Und eben diese, die jauchzen und flüstern über die Wälder, in die man sich die einsamen Holzhütten mit noch einsameren Menschen denken mag. Die Grenze verläuft zwischen den Wasser- und den Baum-Alben. Natürlich geht es nicht allein um deren Schönheit, sondern gleichsam um die Flucht - und das Vergehen als solches. Groupers Isolationsfolk träumt sich weg von den Ballungsräumen, den Menschen, hinaus und zu sich.
Grouper ist der Künstlername der US-Amerikanerin Liz Harris aus Portland, Oregon, und auch auf Album Nummer acht, so eine der diversen Zählungen, schreibt Grouper so etwas wie den Soundtrack zu Henry David Thoreaus "Walden", dem Manifest der Gesellschaftsaussteiger. Mit dem fünf Jahren alten Schwesternalbum "Dragging a dead deer up a hill" schaffte sie es unter anderem bei Pitchfork in die Jahresbestenlisten, und, ganz gleich, ob man das nun Folk oder Ambient oder Drone tituliert: Harris' wirkt wie eine Großmeisterin des Versteckens, des Auslassens. Gott sei Dank geht "The man who died in a boat" bei aller ätherischen Zerstreuung die nackte Esoterik ab, ebensowenig wie es einfach zu fassen wäre mit den gängigen Vokabeln von Tränen, Trauer und zerschellten Egos.
Eigentlich klingt es nicht mal nach Leid, sondern birgt viele wohlige Momente wie das süße "Cover the long way" oder das programmatisch betitelte "Vital". Der Sexappeal von Harris verhindert zudem immer wieder, dass die Songs sich allein ergehen in allzu großer Schwermut. Im Vergleich zum früheren Output fällt "The man who died in his boat" allein dadurch minimal ab, dass es auf die wunderbaren Keyboards auf Körpertemperatur verzichtet. "The man who died in his boat" zelebriert die Monotonie, natürlich, wie es gute Platten im Drone und im Ambient tun. Das größte Wunder ist es jedoch, wie Harris im nächsten Schritt einen Song wie "Cloud in places" schreibt: Ginge man, statt ans Wasser, in die Disco, dieser Hit würde dazu laufen. Man könnte tanzen. Vielleicht gar zu zweit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Cloud in places
- Cover the long way
- Towers
Tracklist
- 6
- Vital
- Cloud in places
- Being her shadow
- Cover the long way
- Difference (Voices)
- Vanishing point
- The man who died in his boat
- Towers
- STS
- Living room
Referenzen
Spotify
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