Brazos - Saltwater

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 31.05.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Kunst auf die Platte

Bereits das Cover von "Saltwater" lässt auf Großes hoffen, denn Brazos bedient sich des Kunstwerks "Leda and the Swan" von Cy Twombly. Mit Eifer sucht man die zahlreichen Vaginen und Phallussymbole wie damals im Kunstunterricht, versucht das mythologische Gekritzel zu entziffern und erinnert sich an andere Musiker, die ebenfalls Kunstwerke für ihre Cover benutzt haben: Tocotronic zum Beispiel bei "Kapitulation".

Sonst aber haben Brazos und Tocotronic nicht viel gemeinsam. Brazos wehrt sich nicht gegen die schreckliche Emo-Kultur, die Dirk von Lowtzow damals zur Veröffentlichung von "Kapitulation" verteufelte. Nein, Martin McNulty Crane, der neben seiner Musikmacherei Kunstwerke in teure Appartements auf der 5th Avenue hängt, geht als Brazos den Weg von Bands wie Grizzly Bear, The National und Bon Iver eigenständig und charmant weiter. Die Psychedelic-Folk-Songs wie "One note pillow" und "Valencia" mit ihren experimentellen Soundelementen verleihen dem Album radiotaugliche Ohrwurm-Melodien, die Devendra Banhart oder The Dodos nicht besser hingekriegt hätten.

Man hört akustische Gitarren, Piano, Trompeten und Tambourine, dazu die Stimme von Crane, die nicht viel Farbe besitzt, aber für sensible Männlichkeit steht und genug Zeit und Raum für traurige Momente gibt. Crane spinnt Bilder von träumenden Löwen, von nackten Frauen, die mit Vögeln schwimmen, von Inseln, die kommen und gehen und von Bäumen, die auf die Hölle warten. Dazu zaubert er die passenden Melodien in die Köpfe der Zuhörer, die seine Phantasiebilder weiter tragen. Sprache interagiert hier mit Gefühlen und Melodien, wie es ein Cy-Twombly-Gemälde vormacht.

Brazos steht ganz klar in der Indie-Rock-/Folk-Rock-Ecke mit Psychedelic-Rock- und Blues-Elementen. Dazu gibt es Songs wie den extrem tanzbaren Track "Always on" und das sorgenlose, Beach-Sound-mäßige "How the ranks was won" - heitere Pop-Nummern voller Lebensfreude und Witz à la Scissor Sisters oder einem gut gelaunten Beck. Brazos lädt auf "Saltwater" alle ein, die schwofen und nachdenken wollen, heimlich gern mal The Beach Boys hören oder Vaginen and Phallussymbole auf Bildern der zeitgenössischen Kunst suchen. Von Kapitulation keine Spur.

(Natalie Cada)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • One note pillow
  • Valencia
  • Deeper feelings

Tracklist

  1. Always on
  2. Charm
  3. How the ranks was won
  4. One note pillow
  5. Valencia
  6. Deeper feelings
  7. Irene
  8. Saltwater
  9. Long shot
Gesamtspielzeit: 39:24 min

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