Beady Eye - BE

Columbia / Sony
VÖ: 07.06.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

No nuts, more glory

Mal eben die Lesebrille aufsetzen: In den letzten Tagen vor dieser Rezension gab Liam Gallagher zu Protokoll, sein Hintern sei besser als Beyoncés, Daft Punk sollen ihre verf***ten Helme abnehmen und räumte außerdem ein, dass ihn wegen einer bis dato unerkannten Nussallergie fast ein blaues M&M zur Strecke gebracht hätte. Etwas schwammiger sind da schon die Überlieferungen über den geplanten Besuch auf einer großen Gartenmesse und den volltrunkenen Versuch, in einem Pub auf einem Hund zu reiten. Klar ist hingegen: Solange Liam Gallagher lebt, stirbt die Unterhaltung nicht. Immerhin ist es dem "Daily Liam" nun wieder möglich, zumindest in der Fußnote der ganzen Gallagher-Schlagzeilen mit "BE" das zweite Beady-Eye-Album anzukündigen. Was sich zudem lohnt.

Der Rezensent hatte ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, nach dem mittelprächtigen "Different gear, still speeding" noch einmal einen Oasis-Schlachtruf auffahren zu können, aber für ein schulterklopfendes "It's getting better (man)!" reicht es hier allemal. Hauptverantwortlich dafür ist wohl Produzent Dave Sitek, der sich sonst im Studio mit seiner Band TV On The Radio und mit Yeah Yeah Yeahs vergnügt. Und so klingen Beady Eye überraschend frisch, etwa in "I'm just saying", dessen klassisches "Morning glory"-Riff durch hintergründiges, atmosphärisches Soundgeschraube ein angenehmes Peeling verpasst bekommt. Zudem klingt Gallagher auf "BE" ungewohnt nahbar. Der Sprechgesang von "Soul love" hat schon intime Züge und mutet wie ein Monolog durch eine leicht dämpfende Membran an, während sich die Akustikgitarre zunehmend entfernt und am Ende alles in der Synth-Weite verschwimmt.

"Holt mir eine Brass-Sektion!" soll Sitek gerufen haben, als er mit Beady Eye in neun Tagen 21 Demos aufnahm. Die war innerhalb von zwei Stunden zur Stelle und ist nun elementarer Bestandteil dieser Platte. Im starken Vorboten "Flick of the finger" etwa, der zudem einen gesprochenen Part aus "Street fighting years" enthält, der 60er-Autobiographie des Schriftstellers Tariq Ali. "Second bite of the apple" als erste Single strotzt ebenso vor Bläsern, und dank der Funk-Licks sind am Ende des Songs sogar Gallaghers windschiefe Strophen nahezu vergessen. Ganz im Gegensatz zu "Start anew", das mit seiner fast schon altersmilder Stimme und dem bedacht-epischen Aufbau einen starken Abschluss bildet.

Dem gänzlich akustischen "Ballroom figured" dagegen fehlt der Kniff, und "Iz rite" ist im Prinzip eine ziemlich gleichgültige Beatles-C-Seite, gepaart mit "Some might say" auf Entzug und ohne Eier. "Soon come tomorrow" reißt das Ruder aber schnell herum und packt ein Wah-Wah-Gitarrensolo aus, und "Don't brother me" wird der meistdiskutierte Song von "BE" werden. Nicht wegen des fast vierminütigen Outros aus Sitar und entweltlichten Synths, denn das Wortspiel im Titel verrät es bereits und auch Gallaghers Zeilen lassen einen Song über Noel vermuten: "Come on now give peace a chance / Take my hand, be a man." Wer mag, kann darin ein Friedensangebot lesen, bevor Liams Faust jenes umgehend zu Boden streckt. Dauert noch ein paar Jahre. Und wenn sie sich heute noch streiten, hat gestern einer der beiden keine Nüsse gegessen.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Flick of the finger
  • Face the crowd
  • I'm just saying
  • Start anew

Tracklist

  1. Flick of the finger
  2. Soul love
  3. Face the crowd
  4. Second bite of the apple
  5. Soon come tomorrow
  6. Iz rite
  7. I'm just saying
  8. Don't brother me
  9. Shine a light
  10. Ballroom figured
  11. Start anew
Gesamtspielzeit: 49:08 min

Im Forum kommentieren

Kojiro

2020-11-24 17:32:11

Gerade das erste Mal seit Jahren wieder aufm Plattenteller. Alles in allem durchaus unterschätzt, aber auch kein großer Wurf. Eigentlich schade, denn Potential und Spaß an anderen Songs wie Bring The Light, Wigwam, Flick Of The Finger etc. wären ja vorhanden gewesen. Aber letztendlich waren es dann häufig die plumpen Songs wie Three Ring Circus oder Face The Crowd und die Angst, zu sehr aus der Oasis-Comford-Zone zu rücken, die das Schicksal besiegelt haben. Zudem gibt´s auf der Scheibe teilweise extrem seltsame Aspekte hinsichtlich der Produktion:

Second Bite Of The Apple beispielsweise find ich musikalisch richtig gut, aber textlich einfach eine Katastrophe. I´m Just Saying hat nen ganz netten Retro-Morning-Glory-Vibe, den man sich am ende allerdings mit diesem albernen Kinderreim versaut. Don´t Brother Me finde ich nicht schlecht, wird aber - wieso auch immer - ins Unendliche in die Länge gezogen.

Flick Of The Finger ist großartig. Soul Love ebenso sehr stark. Die B-Seiten sind - mit Ausnahme von Back After The Break - allesamt cool und hätten teilweise aufs Album gemusst.

face it

2016-02-28 11:27:53

sorry, wollte eigentlich Opener schreiben.

Demon Cleaner

2016-02-28 10:35:57

Welcher Titelsong?

face it

2016-02-28 01:48:34

Der Titelsong ist Bombe.

damon albarn

2015-03-20 02:48:53

'soul love' hat irgendwie was von den gorillaz :)

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