Mark Lanegan & Duke Garwood - Black pudding
Cooperative / UniversalVÖ: 10.05.2013
Weißes Hochzeitsleid
Mark Lanegan singt nicht mehr auf Beerdigungen, Hochzeiten seien ihm mittlerweile lieber. Zumindest sagte er das augenzwinkernd in einem Interview kurz nach Veröffentlichung seiner letzten Soloperle "Blues funeral". Hat der Mann mit einer der besten reibeisernen Bluesstimmen etwa die Schönheit des Lebens für sich entdeckt? Gerüchten zufolge soll er sogar das Rauchen aufgegeben haben. Vermutlich handelt es sich dabei aber um Zeitungsenten. Immerhin wurde er in 48 seiner 49 Lebensjahre nie ohne Fluppe gesichtet. Lebensbejahung hin oder her, auf seiner neuen Kollaborationsarbeit "Black pudding" mit dem britischen Multiinstrumentalisten Duke Garwood ist davon bestenfalls nichts zu vernehmen. Der unausweichliche Rückfall kommt ja ohnehin, nur dass der - anders als bei Filter-Sänger Richard Patrick - bei Lanegan und Garwood keine Totalausfälle nach sich zieht.
Lanegan zeigte sich stets umtriebig und erweiterte mit seinen Kollaborationspartnern den Kosmos des eigenen Schaffens ständig aufs Neue. Nach Isobel Campbell, Greg Dulli, Soulsavers und vielen anderen landet er nun bei Garwood. Dieser spielte auf "Black pudding" sämtliche Instrumente in Personalunion ein und Lanegan musste schließlich mit seiner knarzigen Goldkehle nur noch zehn der zwölf Songs adeln. Die erste Zusammenarbeit der beiden nimmermüden Künstler gibt sich minimalistisch und eben dadurch herausfordernd interessant. Das dominierende Instrument auf "Black pudding", das ebenbürtig mit Lanegans Organ konkurriert, ist die Akustikgitarre.
Der Titelsong bestimmt gleich zu Beginn die Atmosphäre der folgenden Dreiviertelstunde: leichtes, federndes Picking, irgendwo zwischen verfallener Geisterstadt und Wüstenhimmel schwebend. Die melancholische Schwere, die sich trotz beschwingt-luftigen Spiels ausbreitet, erinnert an die wunderschöne Gitarrenarbeit des senegalesischen Sängers Baaba Maal, dessen überwältigende Einfachheit ebenso im folgenden, mit Sitarklängen unterfüttertem "Pentecostal" aufgegriffen wird. Die tiefe Stimme des Sängers raunt dunkle Bilder aus längst vergangenen biblischen Zeiten in die Schwingungen von Garwoods Saiten. Dass bei Lanegan fortan Hochzeiten auf dem Programm stehen, widerlegt das intensive "War memorial", das mittrauernd die Gräuel vergangener Kriegsszenarien reflektiert. Begleitet wird der Baritonbarde bei seiner Kondolenzarbeit von gespenstischen Hintergrundklängen, die wie weiße Wesen hinter den dunklen Gitarrenkulissen spuken, ohne für Ohr und Vorstellung greifbar zu sein.
Der Tod zieht thematisch seine kalten Finger durch "Black pudding". In "Death rides a white horse" wird der Sensenmann von Lanegan gar herausgefordert: "Death rides a white horse, and I ain't seen him yet / And I've seen some things, that I can't soon forget." Auch in der Drum-Machine-Rhythmik von "Mescalto" wird Verfall assoziiert: "Words on written pages pound the coffin nails", nicht ohne klar herauszustellen: "Now the light is dying, soon you're dying too." Wie ein Ständchen aus der bleichen Schädelhöhle des grimmen Schnitters könnte auch "Thank you" stammen, das mehr nach dimmer Trübnis eines Totensonntags klingt als nach buntem Pavillonfest, wenn man unbedingt ein weiteres passendes Bild bemühen möchte, da Lanegan seine Danksagung (an wen auch immer) mit den Worten beschließt: "Not only love can break your heart." Auch das angefunkte "Cold Molly" kann die Stimmung nicht auflockern, wenn Garwood mit dem instrumentalen "Manchester special" und wohlweislich zartem Gitarrenspiel die Totenglocke anpustet. Hat Lanegan weiterhin derlei Rückfälle, laden wir ihn gerne auch zur nächsten Hochzeit ein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- War memorial
- Death rides a white horse
Tracklist
- Black pudding
- Pentacostal
- War memorial
- Mescalito
- Sphinx
- Last rung
- Driver
- Death rides a white horse
- Thank you
- Cold Molly
- Shade of the sun
- Manchester special
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