Guards - In Guards we trust
Partisan / Rough TradeVÖ: 26.04.2013
Gemeinsam dreisam
"Das ist total out, das ist Hippie-Shit / Aber isch sage es laut: Isch liebe die Liebe zu dritt." Hier irrten Stereo Total. Bezogen auf den ersten Teil des Zitats natürlich - nicht dass der Leser noch nervös auf seinem Stühlchen herumzurutschen beginnt. Hippie-Shit ist nämlich alles andere als out. Weiß man schon länger dank MGMT und Tame Impala, und noch vor kurzem sorgten Foxygen und Artverwandte dafür, dass Blumenkränze, Freakmatte und Psychedelia-seliger Indie-Pop nicht in Vergessenheit geraten. Wie auch, wenn aus dieser Ecke ständig Bands nachwachsen? Es gilt zwar weiterhin: Wer zu spät kommt, den bestraft das Publikum. Doch bei Guards gilt genauso: Einer geht noch rein. Und obwohl die Kalifornier tatsächlich zu dritt sind, sollte man sich angesichts des einleitenden Zitats keine Schwachheiten einbilden.
Sondern stattdessen lieber eine Platte hören, die das im Titel postulierte Vertrauen voll und ganz rechtfertigt. Und doch glaubt man Frontmann Richie Follin sofort, wenn er "In Guards we trust" zum munteren Shuffle "Nightmare" mit den Worten "Oh it's hot, baby" eröffnet. Das überschwappende Glucksen verzeiht man ihm dabei ohne Weiteres - als der Frontmann noch mit seiner Schwester Madeline bei Cults die zweite Gitarre spielte, musste er sich schließlich dezent im Hintergrund halten. Und damit die Kollegen Kaylie Church und Loren Humphrey überhaupt noch mitkommen, fährt Follin in der Folge das Gestampfe zugunsten behaglichen Midtempos und konzentrierter Feinarbeit an Arrangements und Melodien deutlich zurück - denn er weiß vermutlich, dass es sich so ohnehin am besten groovt.
Denn während es bei Tame Impala noch "Feels like we only go backwards" heißt, sind Guards längst "Ready to go". Und mit ihnen die hippe Meute auf der Tanzfläche - späteres oder auch sofortiges Kennenlernen nicht ausgeschlossen. Nicht bei diesem wohlig jubilierenden Hit, der mit Keyboardgebimmel und Gesangsharmonien auf Helium sogar den somnambulen Pop-Schunkler "Giving out" oder den sich ständig selbst überholenden Euphoriebolzen "Silver lining" in den Schatten stellt. Und auch wenn "Heard the news" die Stromgitarre zwischendurch wiederholt heiß laufen lässt, sind Guards schlau genug, um zu wissen: Pop ist es erst, wenn alle zufrieden sind. Der Spacerock-Fraggle genauso wie die Mädchen mit dem unschuldigen Shout-Out-Louds-Augenaufschlag und die Jungs mit der heiter bis wolkigen New-Order-Melancholie im Herzen.
Allesamt Pole, an denen "in Gurds we trust" andockt, ohne aber je einen jesusbelatschten Fuß aus der Tür zum zeitungebundenen Sommer der Liebe zu nehmen. Das rollige "I know it's you" leistet sich gleichzeitig überrissene Riffs und frohlockende Arcade-Fire-Chöre, während das pumpelnde Badalamenti-Gerüst von "Your man" von einer zischigen Orgel zerteilt wird, was Church freilich sogleich mit einer lieblichen Gesangseinlage beschwichtigt. Da kann "1 & 1" zum Abschluss dieses wunderbaren Albums noch so sehr die Segnungen trauter Zweisamkeit preisen - es wäre halluzinogen gelacht, wenn da nicht noch mehr ginge. Dagegen spräche höchstens das, was Camper Van Beethoven auf ihrem letzten Album widerfuhr: "Too high for the love-in". Aber Guards werden schon aufpassen, dass es nicht so weit kommt. Sie heißen ja hoffentlich nicht umsonst so.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Giving out
- Ready to go
- Silver lining
- Your man
Tracklist
- Nightmare
- Giving out
- Ready to go
- Silver lining
- Heard the news
- Not supposed to
- I know it's you
- Coming true
- Your man
- Can't repair
- Home free
- 1 & 1
Referenzen
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- Guards (2 Beiträge / Letzter am 22.10.2010 - 09:56 Uhr)