Deep Purple - Now what?!

Earmusic / Edel
VÖ: 26.04.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Aufbruchsstimmung

Wenn eine Band auf eine mehr als 45 Jahre andauernde Karriere zurückblicken kann, muss sie nun wirklich nichts und niemandem mehr etwas beweisen. Mit einer Ausnahme: Mit jeder Tour, mit jedem Album drängt sich immer mehr die Frage auf: Braucht's das noch? Ist nicht schon längst alles gesagt? Im Fall von Deep Purple gibt es offensichtlich noch so einiges zu sagen. Darauf deutet nicht nur der Umstand hin, dass "Now what?!" überhaupt das Licht der Welt erblickt, großzügige acht Jahre nach dem Vorgänger "Rapture of the deep". Sondern auch, dass die Herren noch im Rentenalter das diesjährige Wacken Open Air headlinen dürfen, was sich ja schon mehrfach als Jungbrunnen für verdiente Altrocker entpuppte.

Alt sind an "Now what?!" allerdings höchstens die Herrschaften Musiker selbst. Nachdem "Rapture of the deep" nach Bandmeinung an seinem undifferenzierten Klang krankte, gelingt es Produzent Bob Ezrin, der schon Pink Floyds "The wall" zu seinem Bombast verhalf, den Briten einen überaus luftigen Sound zu verordnen. Und davon profitiert zuallererst Keyboarder Don Airey, der von der ersten Minute an wie befreit aufspielt. "A simple song" beginnt zwar melancholisch, wird aber spätestens nach dem krachenden Einsatz von Aireys Hammondorgel zu einem wahren Feuerwerk an Spannungsbögen. Mit sicher nicht völlig unbeabsichtigtem Gruß an "Child in time".

Überhaupt scheint die Zusammenarbeit mit Ezrin wie ein Jungbrunnen gewesen zu sein. Natürlich bewegen sich die Songs mit Rücksicht auf das doch ziemlich reduzierte Stimmvolumen des mittlerweile 68 Jahre alten Frontmanns Ian Gillan eher im Midtempo-Bereich. Aber insbesondere Don Airey und Gitarrist Steve Morse sind endlich angekommen und liefern sich bisweilen furiose Soloduelle, die mehr als nur einmal an die seligen Zeiten von Ritchie Blackmore und den verstorbenen Jon Lord erinnern. Letzterem ist im übrigen nicht nur das Album gewidmet, sondern ihm wird auch mit dem wunderschönen "Above and beyond" würdiger Tribut gezollt. Und dass die Briten auch im fortgeschrittenen Alter noch für Überraschungen gut sind, zeigt das abschließende "Vincent Price", das mit Kirchenorgeln und Karacho einen Film jenes Schauspielers mehr als angemessen vertonen könnte.

Die Ratlosigkeit, die der Albumtitel suggeriert, ist definitiv fehl am Platze. Ganz im Gegenteil, Deep Purple klingen zielstrebig und schlüssig wie selten auf den letzten Alben. Natürlich sind Vergleiche mit den großen Meilensteinen der berühmten Mark-II-Phase wie "In rock" oder "Fireball" so unfair wie abwegig, und auch Superlative wie "das beste Album seit 'Perfect strangers'", wie sie bereits in einschlägigen Foren zu lesen sind, müssen erst einmal dem Test of time standhalten. Aber unbestritten ist "Now what?!" alles andere als eine saturierte Rentnerplatte, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Routine, gepaart mit frischen Ideen durch einen neuen Produzenten. Jon Lord wird's von oben wohlwollend zur Kenntnis nehmen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A simple song
  • Out of hand
  • Above and beyond
  • Vincent Price

Tracklist

  1. A simple song
  2. Weirdistan
  3. Out of hand
  4. Hell to pay
  5. Bodyline
  6. Above and beyond
  7. Blood from a stone
  8. Uncommon man
  9. Après vous
  10. All the time in the world
  11. Vincent Price
Gesamtspielzeit: 56:59 min

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