The National - Trouble will find me

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Feine Teile

Oha, der Titel lässt ja Schlimmes vermuten. Sänger Matt Berninger, den ja immer ein wenig die Aura des depressiven Zechbruders umgibt, bekommt den Kopf auf diesem düsteren, langsamen sechsten Studioalbum von The National kaum noch richtig hoch. "Trouble will find me" heißt es also programmatisch, womit die Kampflinie ganz klar gezogen wäre. Der getriebene Berninger, immer irgendwie auf der Flucht vor sich und den Dämonen, singt in "Sea of love", einem der besten Songs auf dieser Platte, "If I stay / Trouble will find me" und stellt in "Pink rabbits" fest "You said it will be painless / A needle in the dark / You said it will be painless / It wasn't that at all". Heller wird es auf auf diesem Rotwein-Album nicht, das mitunter so ruhig und unaufgeregt daher kommt, dass man schon ganz genau zuhören muss, um die feinen, wunderschönen Zwischentöne zu bemerken. Subtiler als "Trouble will find me", gerade zum Ende des Albums, war wohl noch keine Platte dieser Band. Und da sitzt er also, unser liebster Trauerklos, inmitten seiner Jungs, die häufig den Anschein erwecken, als seien sie geradewegs einem tragikomischen Film von Wes Anderson entlaufen.

Der Unterschied zum nicht minder großen Vorgänger "High violet" ist vor allem, dass die Produktion wieder etwas klarer klingt und nicht mehr ganz so verschliert daherkommt. Der Sound ist druck- und kraftvoller, die Songs allerdings noch ein Stück fragiler. Auf den ersten Blick wirkt ein Großteil ab "Heavenfaced" etwas behäbig und zu sehr zurückgenommmen. Doch der Clou von "Trouble will find me" liegt nunmal im Detail, an der Dramaturgie der Stücke, die oft gar keinen richtigen Höhepunkt haben. Und an den Gastmusikern, die kaum in Erscheinung treten. Als da wären Sufjan Stevens, der hier und dort bisschen mit Drum Machine und Synthesizer ausgeholfen hat, sowie Annie Clark, Sharon Van Etten, Richard Reed Perry von Arcade Fire, Doveman und Nona Marie Invie von Dark Dark Dark. Diese großen Namen hat The National eigentlich gar nicht nötig, aber sie schaden dem Album auch nicht.

Die größte Meisterleistung auf "Trouble will find me" vollbringt einmal mehr Drummer Bryan Devendorf, der durch leichte, sanfte Rhythmusverschiebungen fast jedes Stück zu einem besonderen macht. Vor allem durch Devendorfs einfühlsames, niemals nach vorne drängendes Schlagzeug wirken The National trotz der runden Produktion oft ein kleines bisschen neben der Spur. Dies merkt man deutlich an den lauteren Stücken wie dem grandiosen Opener "I should live in salt", wenn der Fluss immer wieder kurz zu stocken scheint. Und dies bemerkt man bei den leiseren Stücken, wenn man sich die Zeit nimmt und sich in Ruhe damit beschäftigt. Ansonsten kann es passieren, dass "Trouble will find me" fast unbemerkt vorbeizieht. Und das würde dieser feinsinnigen Platte nicht gerecht werden.

The National verweigern mit ihrer sechsten Platte erneut den großen Aufschlag und ziehen sich nach dem Erfolg von "High violet" lieber ein Stückchen zurück. So wird das zwar nichts mehr mit dem endgültigen Durchbruch, vor allem nicht mit einer seltsamen Singleauswahl wie "Demons", aber das ist auch gut so. Die Platte wirkt wie aus einem Guss, wird aber wahrscheinlich keine Leben mehr verändern. Dafür sind The National mittlerweile zu gesetzt, wirken zu sehr angekommen. Aufrührerisches Material sucht man auf "Trouble will find me" vergebens. The National scheinen ihren Stil gefunden zu haben und arbeiten nun an den Verfeinerungen. Und dieses sechste Studioalbum ist ein ganz feines Teil geworden. Das nunmehr vierte in Folge. Respekt.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I should live in salt
  • Don't swallow the cap
  • Sea of love
  • Pink rabbits

Tracklist

  1. I should live in salt
  2. Demons
  3. Don't swallow the cap
  4. Fireproof
  5. Sea of love
  6. Heavenfaced
  7. This is the last time
  8. Graceless
  9. Slipped
  10. I need my girl
  11. Humiliation
  12. Pink rabbits
  13. Hard to find
Gesamtspielzeit: 55:06 min

Im Forum kommentieren

AliBlaBla

2022-11-04 11:16:20

Mein Lieblings Album von THE NATIONAL inzwischen...und wie hatte ich es abgelehnt damals, ...manchmal braucht es etwas, bis der Groschen fällt.....

VelvetCell

2022-11-04 11:07:27

Ich würde meine Songwertungen von weiter oben teilweise noch nach oben anpassen, bei der Gesamtwertung von 9,5 aber bleiben.

Zusammen mit Boxer mein Lieblings-The National-Album.

Hier stand Ihre Werbung

2022-11-04 09:04:28

Alleine, dass 'Demons' nicht bei den Highlights auftaucht, ist schon ein Qualitätszeugnis.

MopedTobias (Marvin)

2019-03-13 00:41:13

Ich find die ja immer noch etwas besser als High Violet. Hat irgendwie mehr Feuer.

sugar ray robinson (unangemeldet)

2019-03-12 23:19:09

Mal wieder gehört:

I should live in salt 9/10
Demons 8/10
Don't swallow 8/10
Fireproof 7/10
Sea of Love 9/10
Heavenfaced 7/10
This is the last time 9/10
Graceless 8/10
Slipped 7/10
I need my girl 9/10
Humiliation 7/10
Pink rabbits 10/10
Hard To find 7/10

Gesamt 8/10 - Geht noch gut rein, kann aber natürlich nicht mit den 3 Vorgängern mit... Allerdings einer der allerbesten TN Songs ever drauf.

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