Kommando Sonne-nmilch - You pay I fuck

Major / Broken Silence
VÖ: 10.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Jahrgangsbeste

Beide sind Schlüsselfiguren und Taktgeber ihrer Szene. Ihre Jahrgänge liegen nur zwei Jahre auseinander, und beide galten für lange Zeit gewiss als unbeugbar. Für den Älteren trifft das nun nicht mehr zu. Fleisch-Unternehmer, Präsident und Ex-Fußballer Uli Hoeneß schlägt sich mit Fiskus und der deutschen Presselandschaft rum, während Sänger und Schauspieler Jens Rachut weiter unbeirrt und unbezwingbar die deutsche Punkszene an der Nase herumführt. Fazit: Geld schießt höchstens Eigentore, und Kommando Sonne-nmilch veröffentlichen Album Nummer sechs: "You pay I fuck".

Sich vorzustellen, ist eigentlich unnötig, aber da am Schlagzeug abermals das Rotationsprinzip griff, ist es vielleicht doch gut, in "Wohnrakete" die aktuelle Besetzung einzuführen. Zu Rachuts mitreißender Reibeisenstimme gesellen sich weiterhin Andreas Ness, zuständig für die trockenen Gitarrenriffs, Ronnie Henseler am durchschlagenden Bass und nun eben auch Florian Brandel. Aber mehr Zeit für Kennenlernrunden bleibt auch nicht, denn Punkrock rüttelt unüberhörbar an den Gitterstäben seines Käfigs. Tatsächlich geht das Album permanent nach vorn und wird ohne Pause durch die 14 Lieder gepeitscht - getreu dem Motto des Eröffnungsstücks: "Wer Pausen macht, wird steif." Keine Genre-Experimente mehr, sondern geradliniger Rock ohne Umschweife. Dabei ist es völlig egal, ob Rachut, wie in "Was wagen" zum Ausbruch aus dem Gleischritt mahnt und dabei von den üblich verdächtigen Frauenchören konterkariert wird. In "6/8" über ein bedrohliches, klassisches Punkriff und einen unermüdlichen Basslauf die Egalität des Lebens anprangert. Oder sich in "Liebesbombenkrater" über Beziehungsenden ausheult - natürlich die der anderen. Ständig sind es die typisch kruden Phrasen, die eine Dada-Aura verleihen und doch mehr sagen, als die meisten der deutlich jüngeren Kollegen, die versuchen, in Rachuts XXL-Fußstapfen zu treten.

Auch nach einer halben Stunde Spielzeit gibt es noch immer keine Zeit zum Verschnaufen, und man fragt sich, wie die Herren das durchhalten. Auch wenn es in "Satellitenhirten" heißt "Unten auf der Erde wird eingepackt für immer / Der letzte macht das Licht aus / Und auch die ganzen Dimmer", wird weiter auf die Schattenseiten des Fortschritts geprügelt. Und wozu auch diese Dimmer? Entweder ganz oder gar nicht, und wenn der Untergang wirklich droht, dann wenigstens mit einem Urknall dahinscheiden. Wut und Altersstarrsinn sind auf diesem Album, und auch da ist Rachut kaiserlichen Bayern-München-Funktionären deutlich voraus, eine gefährliche, rüttelnde Walze, die ohne Phrasendrescherei auskommt. Vielleicht wäre es etwas zu euphorisch, aber Fans dürfen durchaus einen Beckenbauer-Ausspruch bemühen: "Diese Band wird auf Jahre hinaus nicht zu schlagen sein."

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Aschekuchen
  • 6/8
  • Satellitenhirten

Tracklist

  1. Wohnrakete
  2. Schicksalsbeule
  3. Aschekuchen
  4. Kranke Bunker
  5. Was wagen
  6. 6/8
  7. Brems ab das Karussell
  8. Der Spiegel
  9. Satellitenhirten
  10. Bezahlt
  11. Liebesbombenkrater
  12. Schwestermilch
  13. Brigaden
  14. Zack
Gesamtspielzeit: 39:44 min

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