Kid Cudi - Indicud

Universal
VÖ: 19.04.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Mach mal halblang!

Das größte Problem vieler HipHop-Alben lässt sich mit zwei kleinen Wörtchen beschreiben: Zu und viel. Soll heißen: Zu viele Songs in zu viel Zeit mit zu vielen Gastbeiträgen. Auch Scott Mescudi, besser bekannt unter seinem Rap-Alias Kid Cudi, gibt sich dieser Völlerei hin, umfasst sein drittes Album "Indicud" doch 18 Songs mit einer Spielzeit von knapp 71 Minuten und einer gefühlten Heerschar von Kollaborateuren, Co-Writern und grauen Eminenzen im Rücken. Immerhin liest sich die Gästeliste wie ein Who-Is-Who der aktuellen HipHop- und Indie-Szene. An "Indicud" haben also Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden von MGMT mitgearbeitet, die wundervollen Mädels von Haim sind mit von der Partie und auch der Rap-Rookie Kendrick Lamar schaute im Studio vorbei. Das mag jetzt alles ganz faszinierend und nach großem Tennis klingen, ist ganz oft aber eher so mittel.

Dabei - und das ist ja genau das, worüber wir Mecker-Opas ja immer so greinen - hätte Kid Cudi genug gute Ideen, um eine Platte von normaler Spielzeit voll zu machen, ohne überflüssige Intros, kolossal ins Nichts schießenden Neun-Minütern wie "Afterwards (Bring yo friends)" und lahmen Rap-Standards wie dem extra-öden "Lord of the sad and lonely". Wie herrlich sich Kid Cudi hingegen "Hollywood forever cemetery sings" vom Ex-Fleet-Fox Father John Misty aneignet, das ist schon amtlich. Das Sample fügt sich perfekt in den durch und durch spannenden Song, Folk und HipHop gehen eine Liaison ein, die so formvollendet klingt, als wären die beiden Genres noch nie ohneeinander ausgekommen. Bravissimo! Auch "Immortal", die Kooperation mit den beiden Wuschelköpfen von MGMT, ist eine feine Sache, auch wenn man deren Urheberschaft nun wirklich nicht heraushört.

Nicht mehr aus dem Ohr bekommt man "Girls", eine sich langsam entfaltende Hymne auf das schöne Geschlecht: "I see pretty girls, everywhere I go." Informations- und Nachrichtengehalt bleiben auf "Indicud" in etwa auf diesem Niveau, aber Kid Cudi ist eben Kid Cudi und nicht Jello Biafra. Damit kann man sich abfinden oder nicht, Hit bleibt Hit und Mescudi hat hier so einige auf Lager. Und wo wir schon bei den Girls sind: Die drei Schwestern von Haim machen "Red eye" zu einem wahren Highlight und geben schon einen süßen Vorgeschmack auf das, was man von ihnen noch so erwarten darf. Speziell die zweite Albumhälfte von "Indicud" suppt dann aber leider recht espritlos vor sich hin, Kid Cudi klingt regelrecht gelangweilt. Vermutlich hat er selbst gemerkt, dass ihm zum Ende hin ein wenig die Luft ausgeht. Wenn sich Kid Cudi beim nächsten Mal dann dazu entschließt, früher Feierabend zu machen, können wir auch aufhören zu mosern. Wir meinen es ja nur gut.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Young lady (feat. Father John Misty)
  • Girls (feat. Too $hort)
  • Red eye (feat. Haim)

Tracklist

  1. The resurrection of Scott Mescudi
  2. Unfuckwittable
  3. Just what I am (feat. King Chip)
  4. Young lady (feat. Father John Misty)
  5. King wizard
  6. Immortal
  7. Solo dolo part II (feat. Kendrick Lamar)
  8. Girls (feat. Too $hort)
  9. New York City rage fest
  10. Red eye (feat. Haim)
  11. Mad solar
  12. Beez (feat. RZA)
  13. Brothers (feat. King Chip)
  14. Burn baby burn
  15. Lord of the sad and lonely
  16. Cold blooded
  17. Afterwards (Bring yo friends) (feat. Michael Bolton & King Chip)
  18. The flight of the moon man
Gesamtspielzeit: 70:44 min

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