Grand General - Grand General
Rune Grammofon / CargoVÖ: 30.03.2013
Jazz'n'Roll
Eine kleine Verneigung vor Rune Grammofon ist zweifellos mal angebracht. Das norwegische Label versammelt seit Jahren Jazz und Rock und - am allerspannendsten - die besten Schmelztiegel der beiden Genres unter einem Dach. In einem Land mit so wenigen Einwohnern muss man erst mal auf all die guten Bands stoßen. Zum Teil wird das auch an der äußerst lebendigen Jazz-Szene in und um Oslo herum liegen. Zum Teil ist das aber sicherlich auch dem Sinn für guten Geschmack bei den Labelbetreibern geschuldet. Rune Grammofon sei Dank haben nämlich auch Grand General einen Plattenvertrag.
Die fünf Norweger legen auf ihrem Debüt eine kompromisslos konsequente 50/50-Mischung aus Jazz und Rock vor, komplett instrumental, in sechs zwischen vier und zwölf Minuten langen Brocken und genauso laut wie zerbrechlich. Zusätzlich zur klassischen Drei-Mann-Rockband kommen bei Grand General noch ein Keyboarder und ein Violist, nicht zu verwechseln mit einem Violinisten. Denn das etwas voluminösere Streichinstrument macht einen fabelhaften guten Job, sich gegen die oft lärmende Rockband durchzusetzen.
Einzelne Songs herauszugreifen, ist schwer. Grand General scheinen sich oft von der Dynamik dessen leiten zu lassen, was sie gerade gespielt haben. Jazz ist Improvisation, und das geht eben auch ganz wunderbar mit Overdrive-Gitarren. Am Anfang steht nur ein Gitarrenriff, dann spielt die Viola einige Fills, Schlagzeug und Bass wärmen sich im Hintergrund auf, und plötzlich schiebt sich "Antics" irgendwo zwischen Wolfmother und Dave Brubeck. "Tachyon" wählt den gleichen Ansatz, startet dann aber Richtung Weltraum. Typisch Jazz ist die Ausgewogenheit, mit der alle Instrumente zum Zug kommen. Bass und Schlagzeug bilden nicht nur das meist verdammt schnelle rhythmische Gerüst, sondern bekommen auch ihre Momente im Scheinwerferlicht. Flirrende Gitarren gehen nahtlos in fiepende Keyboardsoli über, und insbesondere das zweistimmige Zusammenspiel von Viola und Gitarre klingt auf beste Weise ungewohnt.
Grand General schaffen es dabei, trotz der Jam-Atmosphäre nicht in Beliebigkeit zu verfallen. Wiederkehrende Motive und Melodien sowie eine Vorliebe für recht simple Rockrhythmen tragen dazu bei, dass keiner der sechs Songs an seiner Komplexität erstickt. Über dem mächtig stampfenden "The fall of Troy" könnte man sich sogar ganz gut ein paar Gesangslinien vorstellen. Und das ruhige Mittelstück "Clandestine" ist gar ein Hort der Ordnung. Zugänglicher als "Grand General" könnte ein Jazz-Album kaum sein, und jazziger könnte eine Postrock-Platte auch nicht sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Antics
- The fall of Troy
Tracklist
- Antics
- The fall of Troy
- Clandestine
- Tachyon
- Ritual
- Red eye
Referenzen