Young Galaxy - Ultramarine

Paper Bag / Rough Trade
VÖ: 03.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Im Schimmerpelz

Am Ende kulminiert dann doch alles in der Aussage von Catherine McCandless: "If a song is too sweet, it's not right." Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob eine selbst gesetzte Restriktion nicht nur die natürliche Entwicklung künstlich ausbremst, im Falle von "Ultramarine", dem vierten Album der Kanadier Young Galaxy, gerarten derartige Gedanken aber sehr schnell zu einem Nebenschauplatz vom Nebenschauplatz in einer Seitenstraße. McCandless und ihre vier Mitstreiter sind lieber bittersüß als komplett zuckrig, und wenn sie die Süße doch einmal überkommt, dann drückt bestimmt mahnend ein angefaulter Zahn.

Bestes Beispiel ist gleich der Opener. Die famos aufspielende Single "Pretty boy", deren synthetischer Beat seine läuferischen Qualitäten im Ausdauerbereich hat, versorgt gesampelte Licks, ziert kleine Sequenzer-Laser und schnallt sich eine zeternde Violine unter den Off-Beat. Dabei macht McCandless, die hier im Gegensatz zu den Vorgängeralben das Monopol auf Mikrofon und Leadstimme angemeldet hat, die Melancholie tanzbar. "I don't care if the disbelievers don't understand / You're my pretty boy, always." So dürften Yazoo 2013 gerne klingen.

Auf "Ultramarine" sitzen die Protagonisten gerne einmal im Nebulösen, im Niemandsland zwischen Jugend und Erwachsenwerden, und sehen mit an, wie Leben und Tod sowie Zuhause und Verlorensein jeweils als kontrastierendes Paar in "Fever" ihre Sitzplatzkarten hüben wie drüben zerreißen. Hier ist nichts zu süß, nichts zu bitter. Die Fahrt aus Kanada heraus nach Schweden zu Produzent Dan Lissivik scheint Young Galaxys innerem Pendel nur gut getan zu haben. "Hey, it's a new summer", flüchtet McCandless zu kindlichen 80s-Keyboards aus der Zeit, vermutlich hin zum Ufo-Groove von "What we want".

Sonst spielen die Kanadier aber bei allen Rekurrenzen abgestaubte, synthetische und elektronische Popsongs. "Fall for you" versprüht ein so reggaeeskes wie tropikales Flair, "Fever" beklatscht sich zu Recht, und das disco-funkige "Out the gate backwards" pusht sich mit Piano-Loops. "Hard to tell" klopft ans Sauerstoffzelt, will aber nur wissen, ob das Nachwuchs-Riff beim Ping-Pong-Echo der Keyboardnoten mitspielen darf. Darf es. Zur Belohnung gibt es auch ein Poster von Bat For Lashes mit der Überschrift "Privileged poor". Macht sich zudem gut als Wächter an Young Galaxys Kühlschrank - damit einmal jemand akribisch notiert, wann es hell und dunkel wird und wann Süßspeißen ultramarin schimmern.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pretty boy
  • New summer
  • What we want

Tracklist

  1. Pretty boy
  2. Fall for you
  3. New summer
  4. Fever
  5. Hard to tell
  6. What we want
  7. Out the gate backwards
  8. In fire
  9. Privileged poor
  10. Sleepwalk with me
Gesamtspielzeit: 39:55 min

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