Clive Nolan - Alchemy
Metal Mind / SoulfoodVÖ: 08.03.2013
Tanz des Alchemisten
Clive Nolan ist im Prog-Rock einer von vielen bunten Hunden, bestens bekannt vor Allem als Mitglied der Neo-Prog-Kapellen Arena und Pendragon. Doch mit "Alchemy" legt er ein Epos vor, das sich nicht unbedingt an seine eingeschworene Fangemeinde richtet, denn ohne eine Schwäche für bombastische Rock-Musicals a la "Tanz der Vampire" geht hier nichts. Wer sich jetzt angesprochen fühlt, darf sich allerdings in genussvoller Erwartung zurücklehnen.
Nolans Begeisterung für die Erschaffung epischer Erzählungen reicht ins Jahr 2005 zurück. Damals veröffentlichte er mit Arena "Pepper's Ghost" - ein Album, dessen "7 stories of mystery and imagination" angesichts ihrer visuellen Einprägsamkeit und ihres ausschweifenden Ausdrucksstils durchaus musicalähnliche Züge trugen. Offenbar war Nolan auf den Geschmack gekommen, denn 2008 kreierte er unter der Bezeichnung Caamora aus "Sie", ein Roman des britischen Schriftstellers Henry Rider Haggard, sein erstes Rock-Musical. Mit seinem neuesten Werk steht Nolan nun wieder in voller Kreativverantwortung und profitiert hörbar von vorangegangenen Erfahrungen, denn "Alchemy" muss sich vor einem "Tanz der Vampire" nicht verstecken.
In der Geschichte von "Alchemy" geht es um die Suche nach einem geheimnisvollen Schatz und um den Kampf gegen einen bösen Buben mit fortgeschrittenem Allmachtswahn. Besagter Schatz des titelgebenden Alchemisten weckt die Begehrlichkeiten illustrer Indiana-Jones-Imitatoren, die in Wettstreit und Liebe zueinander ein unterhaltsames Abenteuer im viktorianischen Zeitalter durchleben. Klar, das ist abgedroschen und wird natürlich in pompöser Selbstherrlichkeit präsentiert, doch Nolan versteht es, alle liebgewonnenen Rock-Musical-Klischees gekonnt auszuschöpfen und wird daher all jene in glückselige Dauerbenommenheit versetzen, denen bei solcher Musik regelmäßig das Herz aufgeht, auch wenn anderen selbiges vor Schreck stehen bleiben dürfte.
Schon der Startschuss signalisiert, dass sich der Komponist auf verflixt effiziente Effekthascherei versteht, wird im Laufe der 118 Minuten vom lieblichen Piano bis zum lautstarken Pathos doch die ganze Bandbreite orchestraler Instrumentierung abgerufen, wobei kaum zu bemerken ist, dass es sich um ein rein elektronisches Orchester unter der Leitung Nolans handelt. Durchgehend trifft eine atmosphärische Intensität, wie sie schon "Pepper's Ghost" auszeichnete, auf ausgelassene Lebendigkeit, die die Geschichte vor dem geistigen Auge als opulente Aufführung inszeniert.
In der Tat gehört "Alchemy" auf die Bühne und gerade die singenden Akteure angemessen bejubelt, schließlich steht und fällt die Qualität eines solchen Projektes mit den Gesangsdarbietungen, aber Nolan & Co. geben sich auch in dieser Hinsicht keinerlei Blöße. Zwar dürfte unter der Besetzung der Threshold-Sänger Damian Wilson noch der bekannteste sein, doch sagt Bekanntheit freilich nichts über die bravourösen Leistungen aller Beteiligten aus. So ist Nolan und seinen Mitstreitern trotz inhaltlich und stilistisch bekannter Versatzstücke ein berauschender Bilderbogen gelungen, der zwar jede Menge Sitzfleisch und Aufmerksamkeit verlangt, die lange Spielzeit jedoch wie im Flug für diejenigen vergehen lässt, die gerne ein Ticket lösen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Amelia
- Treachery
- The warning
- Quaternary plan
Tracklist
- CD 1
- Prologue/Overture
- Deception
- One for the noose
- The warning
- Amelia
- King explains
- Desperate days
- Planning a break-in
- Quaternary plan
- The unwelcome guest
- Waiting for news
- The girl I was
- Highgate
- CD 2
- The labyrinth
- Ambush
- Tide of wealth
- Jagman arrives
- The end justifies the means
- Sanctuary
- Street fight
- Amelia dies
- Burial at sea
- Share this dream
- Treachery
- The ritual
- Anzeray speaks
- Aftermath
Referenzen