Eva & Manu - Eva & Manu

Warner
VÖ: 10.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ich packe meinen Koffer

Hach, sind die süß, die beiden. Eva & Manu – allein dieser Name klingt schon so übergoldig. Genau wie ihre gemeinsame Geschichte: Die bildhübsche Finnin mit dem perfekten Schneewittchen-Teint und der keck-verschmitzt lächelnde Franzose mit diesem Ladykiller-Akzent verwandelten sich auf einer gemeinsamen Reise quer durch Europa vom scheinbar gewöhnlichen Liebespärchen zur Band. Auf ihrem Weg durch Frankreich, Italien und Spanien unterhielten die beiden das Videoblog "Travel in Music". Hierfür filmten sich Eva & Manu in Wäldern und Wiesen oder verlassenen Dorfkapellen und klimperten dabei ihre folkigen Songs vom Hobo-Liebesleben. Nun veröffentlicht das Paar eine Platte über sein Miteinander und Nebeneinander auf Reisen. Ohoh! Kitsch-Alarm! Oder?

Klar, die Kitsch-Grenze scheint auf den ersten Blick nicht ganz so fern, aber manchmal schreibt das Leben ganz ungezwungen und plötzlich wunderschöne Geschichten. Und das hat dann nichts mit Kitsch zu tun, denn der ist immer menschengemacht. Wenn zwei Individuen aber völlig planlos und auf einmal merken, dass Zusammengehörigkeit entsteht, dann ist das Romantik. Genau das ist hier der Fall und das erkennt man schon allein daran, wie Eva & Manu sich beim Musizieren ansehen: Ihre Beziehung ist genauso konzeptfrei entstanden, wie ihr Bandprojekt. Das ist ehrlich. Und das kommt von Herzen. Die Erstauskopplung "Feet in the water" eröffnet das Album nach Maß: Mit eingängig-klimpernder Melodie und trabenden Pauken aus der Ferne beschreibt der Song den eindrucksschwangeren Weg des Reisenden, der ihn prägt und reifen lässt. Das ist feinste Reiseromantik, die hier herüber schwappt.

Mit herrlich gezupfter Gitarre und toll getimtem Schlagzeugeinsatz beschreiben Eva & Manu in "All I can see" deren Entwicklung vom rastlosen Einzelmenschen zum aufatmenden Liebhaber: "I thought for many years, I was stronger alone", erkennt Manu zu Beginn. Doch seitdem die beiden das Wagnis des Gemeinsamen eingegangen sind, konstatieren sie nunmehr im Chor: "All I can see / Is you around me". Spätestens wenn die beiden im Akustikstück "Stars" in der zweiten Strophe unerwartet ins Französische schwenken, entsteht so ein Moment, der einen aus den Socken haut, weil der Glaube an all das Gute, welches allzu oft und allzu schnell in Vergessenheit gerät, wieder aufkeimt. "Son you know, things might change / But you'll be fine / We'll all be fine", geben sie dem Hörer im Kehrvers mit auf den Weg. Alles wird gut – man glaubt es diesen beiden.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Eine Zahnbürste, ausreichend Shorts & Shirts, meine Eva & Manu Platte und die Hoffnung. Auf Reisen braucht man nicht viel, der schönste Eindruck ist auch ungewaschen gleich viel wert. Wenn der Weg das Ziel ist, reicht ab und an ein wenig Glück und wenn man dann noch jemanden an seiner Seite hat, der mitstaunt und mitfiebert, was der Wind als nächstes heranträgt, dann hat man wahrscheinlich alles erreicht im Leben. Eva & Manu bieten einem gern den Rücksitz an, wenn sie durch die Landen tuckern. Und wer würde nicht gern Mäuschen spielen, wenn eine symbiotisch anmutende Romanze in ihren schönsten Farben erblüht? Dabei ist diese Reise günstiger als der beste Last-Minute-Deal. Aber Vorsicht, das ist alles andere als ein Strandurlaub, das ist ein Kulturtrip mit erstaunlich beseelendem Charakter. Darauf muss man sich einlassen, aber dann ist die Wirkweise ganz enorm.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Feet in the water
  • Stars
  • All I can see

Tracklist

  1. Feet in the water
  2. If only
  3. All I can see
  4. Stars
  5. Hold on
  6. Lonely boy
  7. Raise your head
  8. In Montreal
  9. Melancholia
Gesamtspielzeit: 35:05 min

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