Denison Witmer - Denison Witmer
Asthmatic Kitty / SoulfoodVÖ: 03.05.2013
So gut wie keiner
Ein Typ wie Denison Witmer hat irgendwie Pech. Denison wer? Eben. Einen wie ihn kennt man eben einfach nicht. Dabei macht er auch nicht unbedingt erst seit gestern Musik: Seine erste Kassette veröffentlichte er als Schulprojekt bereits 1995. Drei Jahre später folgte sein erstes reguläres Studioalbum namens "Safe away". Und seitdem war der Singer-Songwriter aus Pennsylvania auch nicht gerade untätig. Dennoch kennt mancher Hörer seine Songs, die eine Mischung aus Folk und Pop vereinen, allenfalls deshalb, weil Witmer sie irgendwie kostenlos angeboten hat. Stücke wie "24 turned 25" vom 2002er Album "Philadelphia songs" sollte man sich dennoch unbedingt anhören, ebenso wie "Are you a dreamer?" vom gleichnamigen Album von 2006 sowie einfach jeden einzelnen Titel auf dem zeitlosen "The river bends...and flows into the sea". Und wenn man damit fertig ist, hört man am besten auch gleich den Rest. Warum? Weil es sich lohnt.
Jetzt ist das natürlich eine äußerst subjektibe Behauptung, die noch dazu großspurig klingen mag. Vielleicht ist sie aber auch ein Versprechen. Denn Witmers Talent, kleine Geschichten in seinen Songs zu erzählen, die, so alltäglich und kitschig sie auch sein mögen, tief berühren, findet man sicher selten. Der Verlust seines Vaters und seine eigene neu gewonnene Elternschaft, so könnte man meinen, sind nur Themen für ein paar weitere Stories, aber so ist es nicht. Mit seinem zehnten und nach ihm selbst betitelten Album versammelt Witmer Songs über Verlust und Liebe wie ein untrennbares Band und stellt sein Selbstbewusstsein genauso den schlimmsten Selbstzweifeln gegenüber, als ob es nicht anders möglich wäre. Bereits zu Beginn von "Denison Witmer" erklingt dann einfach ein Song wie "Constant muse" mit der Zeile "In my dreams I'm wide awake / And I always know exactly what to say" und verfällt nie im Kitsch oder Drama, sondern kommt so unangestrengt daher, wie man es sich von anderen Kollegen desselben Genres manchmal wünschen würde.
Insofern lässt sich freilich behaupten, dass Witmer auf seine Weise zu den klassischen Singer-Songwritern gehört, die ohne den großen Pomp auskommen - weshalb er vielleicht auch einer derjenigen war, die nie ins Rampenlicht kamen. Die bluesige Note auf "Asa" beherrscht der 36-Jährige dabei natürlich ebenso wie den entspannten Pop auf "Keep moving brother, keep moving sister", während "Made out for this" Kennern sicher besonders auffallen dürfte, weil es einmal mehr einen Fortschritt in Witmers Gesang markiert. Dabei muss er weder der beste Sänger der Welt sein (ist er nicht) noch der versierteste Gitarrist (ist er noch viel weniger), aber seine Musik ist eine Herzensangelegenheit. Und das merkt man.
Folglich muss Witmer auch nicht auf Teufel komm raus von einem Extrem ins andere übergehen. Und der große dramatische Auftritt würde ihm auch nicht stehen. Das hoffnungsvolle Versprechen auf "Right behind you" etwa ist nicht das eines Ritters in schimmernder Rüstung, kein Lebensretter, sondern vielmehr eine Lebensversicherung. Zum Schluss führt Witmer seinen Hörer in "Take yourself seriously" mit leicht jazziger Note schließlich noch zum emotionalen Selbstverteidigungskurs und lässt den knappen Siebenminüter dann einfach ausklingen, ohne ein großes Feuerwerk zu veranstalten, das bei anderen mittlerweile zum Standard gehört. Hat er ja auch längst nicht mehr nötig. Nur weiß das eben noch so gut wie keiner.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Constant muse
- Made out for this
- Asa
- Take yourself seriously
Tracklist
- Born without the words
- Keep moving brother, keep moving sister
- Constant muse
- Made out for this
- Let go a little
- Asa
- Take more than you need
- Right behind you
- The other side
- Take yourself seriously
Referenzen
Spotify
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