Amorphis - Circle
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 19.04.2013
Wohl bekomm's
Was haben Amorphis mit AC/DC, Motörhead und GWAR gemeinsam? Richtig: All diese Bands stehen mit ihrem guten Namen nicht nur für deftigen Hardrock beziehungsweise pfundigen Metal, sondern auch für mehr oder weniger hochklassige Lebensmittel. Während AC/DC und Motörhead eher den Flüssigkeiten huldigen - der Thunderstruck-Chardonnay schmeckt überraschenderweise besser als durch den Namen angedroht, und der Motörhead-Vödka ist legendär - bringen die Maskenrocker dieser Tage die erstaunlich unblutige GWAR-B-Q-Sauce auf den Markt. Da wollen Amorphis nicht nachstehen und bieten auf ihrer Website die "Hopeless Bourbon Sauce" feil, getreu dem Bandimage "mildly hot" und "rich flavored". Was man nicht so alles tut, um vermeintlich sinkende Albumverkäufe zu kompensieren.
Allerdings ist auch das, was zu Beginn von "Circle" aus den Boxen schallt, ziemlich gepfeffert. Was rein äußerlich zunächst am ungeheuer wuchtigen Sound hart an der Grenze zum Loudness-War liegt, den der neue Produzent Peter Tägtgren den Finnen verordnet hat. Zum anderen ist das eröffnende "Shades of gray" ein gar brutales, kantiges Stück Düster-Metal, das erst nach knapp zwei Minuten von einem epischen Refrain in die gewohnten Sphären zwischen Verzweiflung und Hoffnung aufsteigt.
Nach Fan-Euphorie und Kritikerlob zu den Vorgänger-Alben "The beginning of times" und "Skyforger" gab es für die Herren um Esa Holopainen schließlich wenig Grund zu Änderungen am Konzept. Und in der Tat scheint sich bei "The wanderer" vor allem im Refrain so etwas wie Routine einzuschleichen. Jedoch nur, um vom hübsch folkigen "Narrowpath" sogleich wieder vertrieben zu werden. Und dass die Finnen den Spagat zwischen derbem Metal und mitreißendem Pop eindrucksvoll beherrschen, zeigt "Hopeless days", bei dem der geübte Headbanger zu donnernden Riffs formvollendet ausrasten kann, bis ihn ausgebreitete Arme im Refrain auffangen.
Es ist faszinierend, wie spielerisch Amorphis mittlerweile zwischen den Genres hin- und hernavigieren, ohne zu überfrachten oder zu verwirren. Egal, ob bei "Enchanted by the moon" Death-Growls durch bittersüße Melodien getragen werden oder beim experimentellen Abschluss "A new day" ein Saxophon leise davonperlt - man merkt der Band die Reife aus mehr als 20 Jahren in jedem Song an. Und auch wenn die Finnen anscheinend Grill-Fans sind: Wäre "Circle" ein Wein, das Album wäre eine vollendete Cuvée.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Shades of gray
- Hopeless days
- Into the abyss
- A new day
Tracklist
- Shades of gray
- Mission
- The wanderer
- Narrowpath
- Hopeless days
- Nightbird's song
- Into the abyss
- Enchanted by the moon
- A new day
Referenzen
Spotify
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