Various Artists - The music is you - A tribute to John Denver

Legacy / Sony
VÖ: 29.03.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Im Ungleichgewicht

Lasst uns doch mal ein lustiges Spiel spielen - aber nicht schummeln! Jeder nennt jetzt mal fünf Songs von John Denver, die er kennt. Na gut, dann eben drei. Auch nicht? Doch, doch. Die gibt es. Man muss nur mal kurz darüber nachdenken oder einen ganzen Tag das Radio laufen lassen - natürlich den Oldie-Sender. Da ist auf jeden Fall immer ein Denver-Song dabei. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei entweder um "Leaving on a jet plane" oder um "Take me home, country roads" handelt, ist dabei zugegebenermaßen am höchsten. Wie, die sind von dem? Aber ersteres ist doch von Peter, Paul & Mary! Und das zweite ist doch dieses unsägliche Ballermann-Lied von der Hermes House Band! Eben nicht.

Denn John Denver war einmal ein ganz großer Musiker seiner Zunft. Zwar weichgespülter als Simon & Garfunkel, die ein Jahrzehnt vorher Erfolge feierten, und mit weniger offensichtlichen politischen Ansichten als Bob Dylan - und dennoch nahm der Guteste Songs von Country bis Folk auf, die man heute noch sofort erkennt, obwohl man sie oft nicht benennen kann. Dass Denver 1997 im Alter von gerade mal 53 Jahren bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kann, wissen die meisten nur dank der berüchten Kloszene aus "Final destination" - wenn überhaupt. Es wird also Zeit, dass auch die heutige Generation vom Schaffen des Mannes erfährt und künftig ohne Probleme drei Songs aufzählen kann. Da hilft die Compilation "The music is you - A tribute to John Denver", die ein paar tolle Typen wie My Morning Jacket, J Mascis & Sharon Van Etten, Amos Lee oder auch den Neuling Allen Stone versammelt. Alles gut so weit. Dann jedoch kommen Train, Lucinda Williams, Brett Dennen & Milow um die Ecke und trüben die Stimmung. Aber der Reihe nach.

"Leaving on a jet plane", das im Grunde wichtigste Stück, wird gleich am Anfang abgefrühstückt. My Morning Jacket versuchen sich an dem Klassiker und gewinnen vor allem dadurch, weil sie das Original vollkommen unverändert lassen und von zum Scheitern verurteilten Experimenten absehen. Jim James' Stimme wirkt dabei einmal mehr wie aus einer anderen Zeit, was der Stimmung merklich zugute kommt und einen gelungenen Start sichert. An einem etwas unbekannteren Song versuchen sich dagegen J Mascis und Sharon Van Etten, und wenngleich der Frontmann von Dinosaur Jr. seine weibliche Kollegin mitsamt Stimme und ordentlich Stromgitarre in Grund und Boden spielt, ist "Prisoners" gerade wegen seiner völlig kompromisslosen Eigeninterpretation eins der Highlights. Lobend erwähnt werden muss auch die bluesige Version von "Some days are diamonds" von Amos Lee und Allen Stones frischer Soul bei "Rocky Mountain high".

So weit, so gut. Dass es auf einem Tribute-Album natürlich auch immer ein paar Aufnahmen gibt, die weniger zusagen, ist klar. Ausgerechnet Train knöpfen sich etwa die 1973er Single "Sunshine on my shoulders" vor und interpretieren diese zwar solide, aber auch ziemlich blutleer. Dass sie damit jedoch noch fast die Besten unter den Schlechten sind, sagt wohl einiges aus. Eine unpassendere Stimme für einen Denver-Song als die von Lucinda Williams sucht man auf dem Album ansonsten vergeblich, während der kommerzielle Anteil von Milows Schaffen auf "Annie's song" in Zusammenarbeit mit Brett Dennen den qualitativen Anteil derart überwiegt, dass von irgendeiner Art Gleichgewicht eigentlich keine Rede mehr sein kann. Überraschend reizlos klingt auch Evan Dandos Darbietung von "Looking for space", der sich in Sachen Eigeninterpretation mal lieber eine Scheibe bei J Mascis abgeschnitten hätte - oder bei Edward Sharpe & The Magnetic Zeros, die mit ihrer grandiosen Fassung von "Wooden Indian" doch noch für Aufschwung sorgen. "The music is you - A tribute to John Denver" mag einige Füller aufzuweisen haben - die echten Highlights sind aber ein Reinhören allemal wert.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Leaving on a jet plane (My Morning Jacket)
  • Prisoners (J Mascis & Sharon Van Etten)
  • Some days are diamonds (Amos Lee)
  • Rocky Mountain high (Allen Stone)
  • Wooden Indian (Edward Sharpe & The Magnetic Zeros)

Tracklist

  1. Leaving on a jet plane (My Morning Jacket)
  2. Take me to tomorrow (Dave Matthews)
  3. All of my memories (Kathleen Edwards)
  4. Prisoners (J Mascis & Sharon Van Etten)
  5. Sunshine on my shoulders (Train)
  6. Back home again (Old Crow Medicine Show)
  7. This old guitar (Lucinda Williams)
  8. Some days are diamonds (Amos Lee)
  9. Rocky Mountain high (Allen Stone)
  10. Annie's song (Brett Dennen & Milow)
  11. Looking for space (Evan Dando)
  12. Take me home, country roads (Brandi Carlile & Emmylou Harris)
  13. The eagle and the hawk (Blind Pilot)
  14. I guess he'd rather be in Colorado (Mary Chapin Carpenter)
  15. Darcy Farrow (Josh Ritter with Barnstar!)
  16. Wooden Indian (Edward Sharpe & The Magnetic Zeros)
Gesamtspielzeit: 59:59 min

Referenzen