
Loch Lomond - Dresses
Chemikal Underground / Rough TradeVÖ: 12.04.2013
Ihr bestestes
Vielleicht mal eine kleine Warnung vorweg: In den folgenden Zeilen können sich Spuren von Superlativen finden. Wer darauf mit Hautausschlag oder Haarausfall reagiert, sollte sich von der amerikanischen Band Loch Lomond abwenden und fortan mittelklassige Musik von mittelprächtigen Bands hören, deren mittelmäßige Kompositionen unbeachtet von der Haut abperlen und lediglich in ihrer Mittellosigkeit haarsträubend sind. Mit dem Sextett aus Portland passiert das nicht so einfach. Das spielt zauberhaft-ausgeklügelten Indie-Folk und Chamber-Pop und, Achtung, veröffentlicht mit ihrem vierten Album "Dresses" gleichzeitig ihr bestes.
Nun ist es raus. Für Loch-Lomond-Neulinge finden sich anfänglich möglicherweise Reibungspunkte. Wie der Gesang Ritchie Youngs, der changiert zwischen Tenor und angesengtem Falsett, und dessen "Freedom to travel"-Proklamationen in "Virgin mountain" nebst schwingender Säge und kurz angebundenem Banjo flüchtig betrachtet etwas schräg geartet sind. Dabei ist Youngs Stimme doch nur laut tagträumender Bruder und wattierte Anlehnmöglichkeit in einem, wie das mit E-Gitarre und Glockenspiel versehene "Your eyes" belegt. Zwar gehört ihm die exponierte Stellung an der Mikrofon-Front, dennoch fügt sich Young immer problemlos ins Glied bandinterner, kleinchoraler Mehrstimmigkeit ein.
Dort findet sich auch Sängerin Jade Brings Plenty, die einem ihrerseits einen der schönsten Loch-Lomond-Songs überhaupt schenkt: "The way". Zu Akustikgitarre, Moll-verliebtem Piano sowie der harmonischen Bridge aus Bläsern und Violine singt sie: "It's the way you sing that makes me smile." Wenn Flügelhörner eingesetzt werden, dann doch bitte sehr genau so. Loch Lomond scheinen für "Dresses" noch enger zusammengerückt zu sein, arbeiten noch kontextueller und profitieren von der behutsamen Melange ihrer kompositorischen Möglichkeiten. Nicht überfrachtet. Schlicht stimmig.
In "Spray painted drums" versammelt sich das Kollektiv um das Mellotron, lauscht der verträumt-fließenden Pianomelodie in "The wedding", dem abstrusen Ich-Wolke-Du-Ziege-Setting im trompetenfreien "Trumpet song" oder der angetäuschten Fanfare in "Black dresses". Liebhaben leicht gemacht mit Loch Lomond. Wer noch Platz im Arm hat, sollte die Band spätestens mit "Dresses" darin einschließen. Dann am festesten zu halten, ist mit das Klügsteste, was man tun kann.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The wedding
- The way
- Your eyes
- Trumpet song
Tracklist
- Bells
- The wedding
- Spray painted drums
- Virgin mountain
- 10,000 ships
- The way
- Tiny steps
- Your eyes
- Trumpet song
- Kicking with your feet
- 10,000 lakes
- Black dresses
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Coaxaca
2013-04-17 19:10:46
Warum schreiben da nicht mehr User?
Interessiert hier wohl keinen... Hab mal reingehört und fand das Gehörte ganz nett, aber nicht mehr. Der weibliche Gesang nervt eher... Wird wohl als eine von 300 7/10er dieses Jahr untergehen. Zurecht.
koekoe
2013-04-17 11:36:36
... und Dagobert auch so richtig unlahm ist, nicht wahr.
captain kidd
2013-04-17 00:12:14
weil es lahm tönt und das dagobert-album draußen ist...
aereo
2013-04-17 00:06:06
Sorry, ich will hier keine One-Man-Show abliefern, aber der Thread zur Platte der Woch schlummert zu Unrecht.
Die ganze CD subtil, spannend, in der Komposition schon elegant, in der Instrumentalisierung und Produktion von ausgesuchter Raffinesse. Wenn ich der Oberproducer wäre würde ich sagen 10% weniger davon und dafür mehr Power, aber mir wäre bewusst das ist ein Edelstein.
Warum schreiben da nicht mehr User?
aereo
2013-04-16 17:30:44
Übrigens gehört mMn der Sufjan Stevens in die Referenzen, zumindest vom Klangbild her.
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