Stone Sour - House of gold & bones part 2
Roadrunner / WarnerVÖ: 05.04.2013
Das Ende
Die Behauptung, dass "House of gold & bones part 1" das bislang beste Album in der Diskographie von Stone Sour darstellt, wäre gewagt. Man würde viel Widerspruch ernten. Kollege Maerten war von der Qualität ebenfalls kaum überzeugt. Umso dringlicher erscheint es, in die Rolle von des Teufels Anwalt zu schlüpfen und laut auszurufen: "House of gold & bones part 1" ist das beste Stone-Sour-Album! Die diamantgeschliffene Produktion David Bottrills kann als state-of-the-art-Klangbild härteren (Radio-)Rocks angesehen werden. Zudem gingen die Slipknot-Buddies Corey Taylor und James Root selten mit dermaßen stabilem Rückgrat zu Werke, was sich nicht nur in den metallischen Kompositionen niederschlägt, sondern gleichfalls in der egalitären Abmischung der Instrumente untereinander sowie im Verhältnis zu Taylors Vocals. Dass sie dabei mit einer Pobacke in der Hose auf diversen Hochzeiten tanzen, ist nach "Come what (ever) may" nichts außergewöhnliches, zeichnete sich da schon die eindringliche Vielfältigkeit der Lieder ab, die auf "Audio secrecy" allerdings zu Verwässerungserscheinungen führte. Insofern konnte "House of gold & bones part 1" von dem Überbau eines Konzeptalbums nur profitieren, vielleicht nicht in der Kohärenz von Pink Floyd. Das Konzept schlug sich innerhalb der klanglichen Diversität als over-the-top-Theatralik nieder, welche sich als roter Faden und nicht nur als anhängendes Arrangement durch alle elf Songs des vierten Longplayers zieht. Mit diesen Merkmalen legten die Amis ihre eigene Messlatte verdammt hoch.
Ein knappes halbes Jahr später wird auf besagte Messlatte gepfiffen und von Grund auf neu losgelegt. Kann der Standard gehalten werden? Die Antwort ist ein klares "Ja". Wo der Vorgänger den Cliffhanger mit der Gewalt-Feuchttraumphantasie "Last of the real" installierte, blieb die Frage, wie es weitergehen würde. Eigenwillig antwortet "Red city" mit ruhigem, düsterem Klavier-Einstieg, bevor unversehens die Hölle losgetreten wird, der melancholisch flagrante Ton in verzerrte Growls umkippt und Doublebassgewitter den Donner ankündigen. Wo "House of gold & bones part 1" mit dem Metal flirtete, wird bei Teil zwei die Hardrock-Turbine angesaugt, wovon "Black John", "Sadist", "Gravesend" und vor allem "'82" ihre Trieb-Energie gewinnen. Dazwischen ist genug Raum für alle Spielarten von dem, was am besten mit der Auszeichnung "baladeskes Riffing" versehen werden kann, etwa "Uncanny valley", das mit seinen Saloon-Akkorden Reminiszenzen an Chris Cornells "Only when I'm down" weckt. Doch werden die laxen Erinnerungsfetzen schnell beiseite gekehrt und wieder die klassische Hardrock-Wumme ausgepackt, um sich irgendwo im Kosmos der besten Guns N' Roses Zeiten einzunisten, bevor auch da wieder schnell Reißaus genommen wird.
Wieder zeigt sich das ausgeprägte Selbstbewusstsein der Band. Diesmal weniger im aggressiven Potential des Vorgängers, als vielmehr in der Fähigkeit, eine melancholisch düstere Atmosphäre zu generieren, die von Bottrills Highend-Produktion getragen wird. Das übergeordnete Konzept gibt sich in einer großartigen Zitathaftigkeit zu erkennen, wenn das stadionrockige "Do me a favor" den Refrain des Vorgängerhighlights, "Rumor of skin", in abgewandelter Form aufgreift und das dezent Prollige des Songs in den Schatten stellt. Mit "The conflagration" wird eine Streichergesättigte Midtempo Bon-Jovi-Nummer versucht, die sich erstaunlich wohlfeil in das Gesamtgefüge einpasst, bevor mit Chören, die von Hans Zimmers "The Dark Knigt Rises"-Soundtrack stammen könnten, der Closer von "House of gold & bones part 2" einsteigt und schießlich krachend ausklingt. Mission erfüllt und Behauptung erweitert: "Part 2" hält die hohen Erwartungen und bildet mit seinem Vorgänger das wohl kaum zu überstrahlende Glanzlicht im bisherigen Schaffen von Stone Sour.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Red city
- Gravesend
- '82
Tracklist
- Red city
- Black John
- Sadist
- Peckinpah
- Stalemate
- Gravesend
- '82
- The uncanny valley
- Blue smoke
- Do me a favor
- The conflagration
- House of gold & bones
Referenzen
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