Wind Und Farben - Das Entzünden einer Kerze ist das Ende eines Wals

Lala Schallplatten / Broken Silence
VÖ: 28.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Vom Wahlsterben

Weisheit ist ein Privileg der Alten. Und der Toten. Der Jugend bleibt der Trost, dass sie es ja nicht besser wusste. In der Musik ist das natürlich Quatsch. Jeder von uns hat sie, die Lieblingskünstler, die vor sich hin siechen und denen man nichts mehr wünscht, als den state of mind der ersten ein, zwei Platten. Zurück also zu den Zeiten, in denen es Ausweis gesunder Entwicklung war, dass sich die Welt allein um diese eine Platte dreht. Nur in diesem Stadium geht Ignoranz durch als ein Zeichen von Klugheit.

Das Debüt von Wind Und Farben kommt aus mit zwei Worten und dem Abgrund dazwischen: Ich _ Du. Wind Und Farben sind keine Defätisten, aber sie singen über schlechte Entscheidungen und verpasste Gelegenheiten. Und dabei ist "Das Entzünden einer Kerze ist das Ende eines Wals" smarter als die unzähligen Ritzer-Selbstmitleids-Combos, die in den deutschen Studentstädten die Proberäume verstopfen. Wind Und Farben haben den Mut, alle Gefühligkeiten und Selbstumkreisungen offen auszustellen. Sie nehmen sich das Recht, schwach zu sein.

Das Wunder dieser Platte ist das gerade einmal zweiminütige "999544", welches mit wenigen Worten eine Geschichte zu erzählen weiß von poetischer Schönheit und sich dabei wie im Zeitraffer durch drei grundverschiedene Klanglandschaften schlägt. "Phoneutria" schafft Spannung über dräuende Gitarren, die mehr verheißen und schlussendlich doch als astreiner Indiepop durchgehen. Überhaupt, "Das Entzünden einer Kerze ist das Ende eines Wals" gibt sich keine Mühe, einer Szene die Treue zu schwören, mal zeigt es sich zum Gespräch bereit, mal bloß die Zähne.

Aber - Achtung Totschlagsvergleich - Wind und Farbens Debüt ist trotz aller verkopften Umzingelungen eben doch noch nicht die "Ich-Maschine" der deutschen Screamomeute geworden. Das zeigt der verunglückte Text von "Es ist alles so, wie es bleibt" dann doch recht deutlich, der vielleicht nicht ganz zuf´ällig an Blumfelds Kracher "Lass uns nicht von Sex reden" erinnert. Wo Jochen Distelmeyer sich brillante Introspektionen von schneidender Selbstgerechtigkeit abtrotzte, fehlt Wind Und Farben mancherorts schlicht der Zynismus. Der Weg zwischen Ich und Du ist nur in den ödesten Fällen der direkte.

Und dennoch, es sagt viel aus über das immense Potenzial dieser Band, dass man eher sprechen will über das, was sie noch nicht perfekt macht. Nicht als schnöde Makelei, sondern als Hinweis darauf, wie realistisch höchste Ziele sind für Wind Und Farben. So stehen hier sieben Punkte, die leiden unter der Inflation des Lobes, den ewigen Hypes und den ganzen Mittelmäßigkeiten der Hobbymusiker und Charismazerstörer. Wir warten auf Album Nummer zwei.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 999544
  • Phoneutria

Tracklist

  1. Frag jeden meiner Freunde
  2. 999544
  3. Phoneutria
  4. Gib ihm tausend, Boby
  5. Lütjenholm
  6. Herz vs. Füße
  7. Palim
  8. Kollege Kosmos
  9. Die Memoiren des Reverend John Russel (und sein Out-Of-Door-Life)
  10. Es ist alles so, wie es bleibt
Gesamtspielzeit: 33:00 min

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I

2017-08-09 17:12:50

Gibts es Wind und Farben eigentlich noch?

Achso

2013-12-09 14:26:13

Wo erinnert das denn an The Hirsch Effekt?

Außer das die Texte deutsch sind und die ne Gitarre, n Bass und Schlagzeug haben?!

Auf jedenfall nicht schlecht, aber auch auf jedenfall noch einiges nach oben ausbaubar...dann könnten sie mal bei den Hirschen support spielen, aber mehr auch nicht ;-)

@WAS

2013-05-19 15:39:04

War nie ein Hype.

P e n i s

2013-05-19 15:38:38

Jetzt schon daas Album des jahres - von unten.

2013-03-28 20:57:30

Kann man jetzt ganz anhören
http://windundfarben.bandcamp.com/album/das-entz-nden-einer-kerze-ist-das-ende-eines-wals

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