Walk Off The Earth - R.E.V.O.

Ariola / Sony
VÖ: 15.03.2013
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Von Fluch und Segen

Als das kanadische Quintett Walk Off The Earth im Januar 2012 das Gotye-Cover "Somebody that I used to know" bei Youtube hochlud, wurde augenscheinlich, was es mit der vielziterten Viralität im Netz auf sich hat: Innerhalb weniger Tage sprengten die Views des Videos die Millionen-Marke. Am Jahresende mussten sich Walk Off The Earth einzig dem übermächtigen "Gangnam Style" geschlagen geben. Dass sie damit mehr als zufrieden sind, zeigen Walk Off The Earth zum Beispiel im äußerst gelungenen Youtube-Jahresrücklick "Rewind Youtube Style", bei dem sie zu Beginn ironischerweise Psys Megahit klampfen. Tatsächlich macht die Truppe insgesamt einen ganz sympathischen Eindruck. Das jetzt erscheinende Album enthält neben dem Internet-Kracher auch zehn Eigenkompositionen. Bessere Coverband oder tatsächlich von Bedeutung?

Der titelgebende Opener "R.E.V.O." bedeutet ausgeschrieben "Realize every victory outright" und erzählt von Revolution und erhobenen Fäusten. Jegliche politische Wirkung bleibt aus, dennoch ist die Dramaturgie des Stücks durchaus motivierend – das könnte einen Radio-Hit geben. Der Rap-Part in "Sometimes" macht dessen fürchterlich langweiligen Refrain ein wenig vergessen. "Red hands" klingt wie der nächste WM-Song, so pompös aufgezogen kommt er daher. "Shake" versprüht einen Duft von 90er-Jahre-Teenie-Rock. Nach sechs Stücken ist es dann soweit: "Now you're just somebody that I used to know" – dingeling, dingelong. Man nickt mit, man grinst. Es gefällt immer noch besser als das Original. Okay, das Ding ist durch. Der Spannungsbogen erreicht mit dem altbekannten Knüller seinen Höhepunkt, danach kommt nicht mehr viel.

Der Youtube-Hit war für Walk Off The Earth mehr Fluch als Segen. Zu fest hat sich das Bild des Quintetts an der Klampfe ins Hörerhirn gemeißelt. Einerseits können sich die Kanadier ob der gewonnenen Aufmerksamkeit glücklich schätzen, nicht zuletzt hat die Berühmtheit sicherlich auch einen monetären Nebenaspekt. Andererseits müssen sie damit leben, ständig unterschätzt zu werden. Das wird Walk Off The Earth schließlich zum Verhängnis, denn es scheint, als wollten sie unbedingt beweisen, was wirklich in ihnen steckt. So sind die Stücke größtenteils deutlich überinstrumentiert, die Gesangsparts allzu glatt ausgestaltet. Jeder positive Ansatz wird konsequent von den übermotivierten Machern zugeschüttet. Statt sich das Album zu kaufen, sollte der Musikfreund sich lieber das "Karma police"-Cover der beiden Leadsänger Gianni und Sarah ansehen, das hat in seinen vier Minuten mehr Unterhaltungsfaktor als diese ganze Platte.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • R.E.V.O.
  • Somebody that I used to know

Tracklist

  1. R.E.V.O.
  2. Red hands
  3. Gang of rhythm
  4. Speeches
  5. Sometimes
  6. Shake
  7. Somebody that I used to know
  8. These times
  9. Summer vibe
  10. Money tree
  11. No ulterior motives
Gesamtspielzeit: 40:47 min

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