Denali - Denali

Jade Tree / Cargo
VÖ: 15.04.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Tränen für alle

Es mag ja ein wenig abgedroschen klingen, aber wahr ist es trotzdem: Die Dinge sind nicht immer das, wonach sie auf den ersten Blick aussehen. Man frage nur mal einen Börsenbroker, der sein letztes Armani-Hemd in die New Economy investiert hat. Ähnlich wie dem durchschnittlichen Wertpapierspekulanten könnte es auch den zahlreichen Freunden des gepflegten Trauermarsches gehen, wenn ihnen das Debüt von Denali in die Hände fällt. Denn obwohl das Album auf dem ausgewiesenen Emo-Label Jade Tree erscheint, ist da überhaupt kein Emo drin. Doch aufgemerkt nun: Ein weiteres Sprichwort besagt nämlich, Emo sei, wenn man trotzdem flennt, und aus diesem Blickwinkel betrachtet gibt es für Freunde der Jets To Brazil oder New End Original wirklich keinen Grund zum Glücklichsein. Zwar warten Denali weder mit großen Gesten oder Melodien auf, doch auch beim Quartett aus Richmond, Virginia stecken der Trauerkloß im Hals, das Taschentuch stets griffbereit in der Hosentasche und die Tränen in allen Knopflöchern.

Traurig sein im Kollektiv ist also angesagt, wobei bei Denali keineswegs die Mannschaft der Star ist. Der Platz im Rampenlicht ist vielmehr reserviert für Sängerin Maura Davis. Ihre Band ackert stets dezent im Hintergrund und liefert von dort aus karge, aber doch brandgefährliche Vorlagen für ihre Mittelstürmerin. Ihre Lektion in Langsamkeit hat die Gruppe derweil bei Sparklehorses Mark Linkous gelernt, der auf der Platte seine Politik der ruhigen Hand ins Spiel brachte. Zwar können Denali auch heftig und beweisen dies bisweilen in eruptivartigen Ausbrüchen, doch diese bilden letztlich nur die Ausnahme von der ruhigen Regel.

Die Mitmusikanten spielen ihrer Chefin also genau in die Hände, aber ehrlich gesagt ist das alles völlig egal. Denn dieses Album würde auch als Acapella-Aufnahme funktionieren, da Maura Davis mit einer unfaßbaren Stimme gesegnet ist, mit der man wunderbar Tiefkühlessen auftauen könnte. Wenn sie in "French mistake" ihren Mann zurückhaben will, dann teilt man ihre Wut. Wenn sie in "Relief" einem angeschossenen HipHop-Beat wieder auf die Füße hilft, dann ist man mit ihr besorgt. Und wenn sie letztlich an sich selbst zerbricht, dann weint man um sie. "My shadow has disappeared / So has my ghost". Wer jetzt noch die nächsten 15 Euro für eine T-Aktie verplempern will, statt sie in Denali zu investieren, möge sich besser gleich unter die Brücke legen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • French mistake
  • Relief
  • Where I landed

Tracklist

  1. French mistake
  2. You file
  3. Lose me
  4. Everybody knows
  5. Prozac
  6. Relief
  7. Time away
  8. Gunner
  9. Function
  10. Where I landed
Gesamtspielzeit: 44:40 min

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