John Grant - Pale green ghosts
Bella Union / Cooperative / UniversalVÖ: 08.03.2013
Das Schlusslicht
Warum groß um den heißen Brei reden? Durch die Blumen? Mit Schleifchen auf einem Silbertablett serviert? Geht doch auch so: "I am the greatest motherfucker you'll ever gonna meet." Punkt. Fertig. Fühlt man sich danach besser? Wohl eher nicht, auf keiner Seite. Es sind die Worte von John Grant, gerichtet an alle, die meinen, ihm jetzt auch nur irgendeine Form von herablassendem Mitleid zu bekunden, die von oben herab ihre Hilfe anbieten, als ob er das nicht schaffen würde. Auf seinem neuen Album "Pale green ghosts" verarbeitet Grant nicht einfach eine zerbrochene Beziehung, er lebt seine Trauer, seine Wut und ja, auch seinen Hass nur allzu offen aus, formuliert Worte, die an Härte und Kälte teilweise kaum zu überbieten sind. Von dem Sound, den er noch vor drei Jahren gemeinsam mit Midlake auf "Queen of Denmark" geprägt hat, ist so gut wie nichts mehr da.
Schwere elektronische Klänge wummern durch die Kopfhörer, und eine geradezu mürbe machende Traurigkeit breitet sich aus auf Grants neustem Werk. Das Beziehungsende dürfte noch eines der kleineren Übel sein, die er in letzter Zeit durchlebt hat, und er macht kein Geheimnis daraus. Von seiner generellen Unzufriedenheit, die nach seiner überstandenen Drogen- und Alkoholsucht immer noch vorherrscht, bis zur für ihn zur Realität gewordenen, unfassbar grausamen Horror-Vorstellung, eines Tages eine SMS eines ehemaligen Liebhabers zu bekommen, der ihn über seine HIV-Erkrankung aufklärt, ist alles dabei. Auch Grant ist HIV-positiv. Diese Düsterheit durchzieht jeden einzelnen der elf Songs auf "Pale green ghosts": Vom metaphorischen "Vietnam", in dem die eigentliche Waffe, die alles zerstört, nicht Agent Orange ist, sondern das ewige Schweigen zweier, die sich nichts mehr zu sagen haben und dessen Text in so starkem Kontrast zu seiner gar lieblichen Streicher-Melodie steht, bis zum experimentierfreudigen "You don't have to anymore", das allerlei liebevolle Geschichten erzählt, die nie passiert sind, geht es hier immer tiefer in das schwarze Innenleben des ehemaligen Czars-Frontmanns.
Dabei macht er nicht mal eine einzige Sekunde einen Hehl daraus, wie es in ihm aussieht. Der Opener und Titeltrack von "Pale green ghosts" tobt sich an den Synthies aus, ein träger Beat bäumt sich auf, doch es ist wie immer Grants gleichermaßen nüchterne, brutal ehrliche, als auch tief emotionale Stimme, die hier für den eigentlichen Nervenkitzel sorgt. Der Ausflug durch jede Maschine, die im Studio gerade verfügbar war, geht auf "Black belt" weiter, bis das Finale mit "Glacier" wie ein Schwarz-Weiß-Film am inneren Auge vorbeizieht, die Streicher sich tief in die Gehörgänge spielen und das Herz mit jedem Tastenschlag des Pianos, jeder Note und jedem weiteren Wort des Sängers bricht. Doch etwas ist anders: Es ist, als würde der gegenwärtige Grant zu seinem jüngeren Ich sprechen, ihm versichern, dass irgendwann schon alles wieder gut wird: "So don't you become paralyzed with fear / When things seem particularly rough", erklingt es da, und das Herz heilt wieder. Wie schön, dass am Ende eines jenen Tunnels auch wieder ein Licht ist - selbst in der dunkelsten Nacht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Vietnam
- It doesn't matter to him
- You don't have to
- Glacier
Tracklist
- Pale green ghosts
- Black belt
- GMF
- Vietnam
- It doesn't matter to him
- Why don't you love me anymore
- You don't have to
- Sensitive new age guy
- Ernest Borgnine
- I hate this town
- Glacier
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Lichtgestalt
2013-08-26 07:34:17
Der Titelsong ist ein Kracher vorm Herrn.
Ja. Kommt auch live ziemlich gut rüber.
Der Wanderjunge Fridolin
2013-08-26 01:20:56
Der Titelsong ist ein Kracher vorm Herrn.
http://www.youtube.com/watch?v=Ux1fglC0aT0
Lichtgestalt
2013-08-23 08:00:40
"GMF", was für ein grandioser Song!
Greatest Motherfucker
Demon Cleaner
2013-03-12 10:46:17
Ziemlicher Brocken, aber irgendwie auch auf Anhieb faszinierend. Das könnte mit der zeit noch sehr wachsen.
musie
2013-03-06 09:17:23
man muss diesem album zeit lassen. inzwischen finde ich es faszinierend, dieser mix aus clubstampfern und schwelghymnen. irgendwo hab ich gelesen, dass er während er das album eingespielt hat in island gelebt hat, das passt dann auch gut..
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