The Cave Singers - Naomi
Jagjaguwar / CargoVÖ: 08.03.2013
Was lange währt
Es gibt solche Künstler - und solche. Die, die es mit nur einem einzigen Song schaffen, dass das darauffolgende Album so oder so gekauft wird, völlig gleich wie die anderen Songs klingen. Und dann gibt es eben die Bands, von denen man nie mitbekommt, dass sie Jahr für Jahr überhaupt etwas veröffentlicht haben. Und schließlich gibt es auch noch diverse Musiker, die live klingen wie auf Platte. Die vier Herrschaften von Kings Of Leon beispielsweise gehören in genau diese Kategorie, wohingegen The Cave Singers auf Platte wie live klingen. Ist doch ein und dasselbe? Da war wohl jemand noch nie auf einem richtigen Konzert.
Überhaupt hat die Formation aus Seattle in ihrem sechsjährigen Bestehen eigentlich wenig falsch gemacht, weshalb es verwunderlich ist, dass sie noch immer den Status einer Newcomer-Band haben. Die haben schon drei Alben? Tatsächlich. Wirklich kennen sollte man die letzte Platte: Auf "No witch" verließ der Vierer erstmals seine folkigen Gefilde, und der rockigere Sound stand ihnen gut. Die energetische, schweißtreibende Stimmung ihrer Konzerte haben sie nun auf ihrem neuen Album "Naomi" gebündelt. Ein gelungenes Experiment: Vom poppigen Einstieg mit "Canopy" über das rotzig-bluesige "It's a crime", das ein bisschen wie die frühen Black Keys klingt, bis hin zum anrührend-melancholischen "Northern lights" mitsamt seinem großartigen Ende zeigt sich die Band von ihrer bislang besten Seite. Und die Songs dazwischen sind auch nicht ohne.
"Have to pretend" etwa mit seinem sich wiederholenden Riff und dem simplen, aber einprägsamen Refrain, bleibt zwar erst nach dem zweiten oder dritten Durchgang im Ohr hängen, dafür dann umso hartnäckiger. Was lange währt, wird endlich gut auf "Naomi", so auch der vertonte Road Trip auf "Easy way", das mit so großen Schritten nach vorne startet, dass Hinterherkommen stellenweise schwerfällt. Einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit zum Debüt "Invitation songs" gibt es auf "Shine", das nicht nur zuletzt wegen der Mundharmonika extra-schunkelig daherkommt. Einen der besten Songs gibt es jedoch erst ganz zum Schluss mit "When the world". Der Song klingt, als würde ein junger Bruce Springsteen plötzlich bei The Low Anthem mitmachen. Wie in ihrer bisherigen Karriere steuern The Cave Singers hier nur langsam den eigentlichen Höhepunkt an, auf die anschließende Zigarette braucht man dann aber nicht mehr zu warten. Nächste Runde, und ab jetzt - so viel dürfte sicher sein - wird es nur noch besser und besser.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Have to pretend
- It's a crime
- Northern lights
- When the world
Tracklist
- Canopy
- Have to pretend
- No tomorrows
- It's a crime
- Week to week
- Evergreens
- Shine
- Karen's car
- Easy way
- Northern lights
- Early moon
- When the world
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Cave Singers - Invitation songs (4 Beiträge / Letzter am 09.02.2016 - 13:06 Uhr)