Emeli Sandé - Our version of events: Live at the Royal Albert Hall
Virgin / EMIVÖ: 15.02.2013
Von großen Gefühlen und großen Hallen
Aus Schottland kommt im Normalfall ja eine andere Gangart. Ob Breitwand-Übertragungen von Mogwai oder quere Musterverzerrungen in der Elektronik von Boards Of Canada, die Highlands stehen musikalisch eher selten im Verdacht, die großen Hits des 21. Jahrhunderts abzuwerfen. Mit Emeli Sandé könnte sich das ändern. Als Songschreiberin bastelte sie Nummern für Leona Lewis sowie Rihanna, ihr Debüt "Our version of events" stieg in UK auf den ersten Platz der Charts. Mit 25 Jahren kann Sandé schon ein Konzert in der Londoner Royal Albert Hall verbuchen. Mehr Anerkennung geht eigentlich fast kaum. Doch Sandé ist mehr als nur die nächste Dame im R'n'B. Sie prägt dieses Genre. Nicht in dem Ausmaß wie etwa Janelle Monáe oder Frank Ocean, aber Sandé gehört zu den Musikern, deren Einfluss in den nächsten Jahren durch viele Platten fließen wird. Das macht die Aufnahme ihres Gigs in eben jenen alten Londoner Hallen ziemlich deutlich.
Denn Sandé beherrscht die zwei wichtigsten Dinge, die sie beherrschen muss: Sie kann einen reduzierten Song abbrennen und den Bombast zügeln. In "Read all about it, Pt. III" startet Sandé mit der Klavierbegleitung, während Stück für Stück der Song aufbaut. Das Arrangement will dabei nicht einmal den großen Effekt. Professor Green haut noch ein paar Verse raus und die Welt ist in Ordnung. Sandé behält das Gleichgewicht auch während des ganzen Auftritts, was sehr angenehm ist in einer Welt, in der auch Alicia Keys sich mehr auf eine Seite schlägt. Die vielleicht einzige Schwäche dieser Platte, wie auch ihres Studioalbums, ist, dass Sandé dabei keine eigene Bildsprache findet in ihren Texten. "Follow me, I'll be your river / I'll move the mountains for you." Das kann auch in der Royal Albert Hall nichts und niemand retten. Immerhin drückt die Sängerin ihren Songs noch deutlich mehr Emotion, mehr Tempo, mehr Abwechslung rein als auf dem Studioalbum. Und auch die Aufnahme ist kristallklar. Und wenn es knackt, dann ist jemand in der hintersten Reihe aufgestanden.
Die großen Gefühle, die Sandé auffährt, kommen aber definitiv besser von der großen Bühne. "Daddy" ist eine ziemliche Ansage und auch "Next to me" plustert Sandé ein wenig mehr auf. Warum die Dame im Moment eine der gefragtesten Künstlerinnen des Planeten ist, dürfte spätestens diese Platte klar machen. Selbst Leute, die sonst mit R'n'B und Pop wenig zu schaffen haben, dürften auf "Our version of events: Live at the Royal Albert Hall" Songs finden, die ihnen taugen, obwohl Sandé nicht einmal sonderlich in die Tiefe geht. Die Dame kennt die Regeln, nach denen ein guter Song funktioniert. Und das reicht für das ganz große Publikum ohne Probleme. "That's when you feel my kind of love", säuselt Sandé, während der Himmel voller Geigen hängt. Das ist Klischee, aber auch einfach wahnsinnig schön und gefühlvoll. Das Glück ist die Ehrlichkeit der Emeli Sandé. In jedem Ton, den sie singt. Und das kann sie.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Daddy
- Read all about it, Pt. III
Tracklist
- Daddy
- Where I sleep
- Breaking the law
- Enough
- My kind of love
- Clown
- River
- I wish I knew how it would feel to be free
- Suitcase
- Read all about it, Pt. III
- Wonder
- Mountains
- Heaven
- Beneath your beautiful
- Maybe
- Next to me
Referenzen
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Emeli Sandé - Let's say for instance (1 Beiträge / Letzter am 12.05.2022 - 20:59 Uhr)
- Emeli Sandé - Real life (1 Beiträge / Letzter am 25.09.2019 - 20:46 Uhr)
- Emeli Sandé - Neues Album? (1 Beiträge / Letzter am 20.09.2017 - 21:00 Uhr)
- Emeli Sandé - Long live the angels (4 Beiträge / Letzter am 20.11.2016 - 23:24 Uhr)