Gin Wigmore - Gravel & wine
UniversalVÖ: 08.02.2013
Gin & Pentatonic
Jedes Kind weiß heutzutage, dass Neuseeland dort ist, wo die Hobbits wohnen. Und wo deren Anführer Peter Jackson regelmäßig Dokumentarfilme darüber dreht, wie am anderen Ende der Welt ebendiese gerettet wird vor goldenen Ringen, bös entzündeten fliegenden Augen und jüngst sogar vor Drachen, die so groß sind, dass sie nicht einmal auf die Leinwand im größten Multiplex-Kino passen - trotz 3D und doppelt so vielen Bildern pro Sekunde wie im Flimmerkasten. Bessere Werbung für das kleine Land am Ende der Welt könnte es überhaupt nicht geben. Wer den Kiwis jetzt immer noch keinen Besuch abstatten möchte, lässt sich vielleicht auf Gin Wigmores Einladung zu Kieselsteinen und einem Glas Wein ein.
In ihrem Heimatland ist der 26-Jährigen mit ihren beiden Alben nämlich auf Anhieb der große Wurf gelungen, inklusive Top-Platzierungen in den Charts und mehrfache Platin-Auszeichnungen. Nun muss man dafür in einem Land, in dem es sechs Mal so viele Schafe wie Menschen gibt, gerade einmal 15.000 Platten verkaufen. Aber als kleines, nationales Pop-Phänomen lässt sich das schon bezeichnen. Und bevor jetzt alle schnurstracks das Weite suchen, sollte man noch schnell einwerfen, dass sie ihre Sache dabei verdammt gut macht.
"Gravel & wine" bekommt die Balance zwischen Pop und Rock, modernen Songs und klassischem Sound mit schlafwandlerischer Sicherheit auf die Reihe. Wigmores Stimme erinnert in ihrer Klangfarbe zweifellos an Amy Winehouse, die Grundstimmung der Platte aber eher an The Black Keys. "Gravel & wine" stellt die Sängerin zwar in den Mittelpunkt, lässt aber auch der geräumig rumpelnden Band ihren Raum. Die Handclaps und Hintergrundchöre des aufgekratzten Openers machen klar, dass das hier irgendwie eine Bandplatte ist, auch wenn auf dem Cover nur ein Name steht.
Im hingerotzten "Man like that" versinkt Wigmore abermals zwischen ihren enthusiastisch aufspielenden Mitmusikern. Dabei ist es keinesfalls so, dass sie sich mit ihrer Stimme nicht durchsetzen könnte - sie will und muss nur manchmal nicht. Die zwölf Songs klingen folglich allesamt sehr organisch, ein bisschen nölig und mit einem mal melancholischen, mal aufmüpfigen Einschlag. "Devil in me" empfiehlt sich als Soundtrack für den nächsten Tarantino-Film, die Klavierballade "If only" hat fast Chanson-Charakter, und "Sweet hell" entdeckt den Cowpunk auf der falschen Seite des Pazifik. Refrains wie in "Happy ever after" oder dem fröhlich klimpernden "Don't stop" erinnern immer wieder daran, dass "Gravel & wine" ein Popalbum ist. Aber eins von den guten, die auch der Soundtrack zum Drachentöten sein könnten. Eins von der Sorte, wie Mark Lanegan und Mumford & Sons sie machen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Black sheep
- Devil in me
- Sweet hell
Tracklist
- Black sheep
- Man like that
- Poison
- Kill of the night
- Devil in me
- If only
- Dirty love
- Happy ever after
- Saturday smile
- Sweet hell
- Singin' my soul
- Don't stop
Referenzen
Spotify
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