Palma Violets - 180

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 22.02.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Dartträger

Manchmal bekommt man das Gefühl, in der Redaktion des New Musical Express, kurz NME, hinge eine Dartscheibe. Darauf pinnt die Redaktion Bandnamen, verbindet sich die Augen, und wenn drei Redakteure die gleiche Truppe mit dem Pfeil treffen, hat die Zeitschrift ihren neuen Liebling gefunden. Nun also Palma Violets, die, kaum waren zwei Songs von ihnen bekannt, vom NME zur "best new band in Britain" gekürt und ihr Track "Best of friends" mit dem Titel "Song des Jahres" geschmückt wurde. Zugegeben: Das ist ein verfluchtes Ding, rau und eingängig, ein schnodderiger Garagenrocker mit abgeschüttelten Scheuklappen.

Vermutlich war das auch der Punkt, an dem das beliebte Rough-Trade-Label seine Entscheidung getroffen hatte, eine erst 2011 gegründete Band mit gerade mal ein paar Auftritten und noch weniger Songs im Rücken unter Vertrag zu nehmen. Was wiederum den NME begeistert. Und die BBC. Und plötzlich sind alle Feuer und Flamme für Palma Violets. Die Gruppe, die eigentlich aus der Laune heraus entstand, für und vor Freunden zu spielen. Das Album "180", benannt nach dem, tja, Proberaumstudiokellerclub, an dem sich das Quartett einen Wolf spielte, bleibt hingegen etwas überraschungsarm.

Kein Song hat durchgehend die Energie von "Best of friends", auch wenn "Chicken dippers" mit seiner Tempovariation nahe ranrobbt. Es muss ja auch nicht immer gleich der nächste Überhit sein für Achselhöhenpogo in verdreckten Kaschemmen. Gut situierter Rotz im Glas tut es ja auch. Und so gibt es im Break zurecht Applaus für "Tom the drum" und auf dem "Rattlesnake Highway" ist Platz für scheppernde Becken und sanfte Backgroundgröhler. Ganz ohne Punk geht es im alternativen Garagenrock eben auch nicht. Fragt mal das surfpunkige "Johnny Bagga Donuts".

Mit "Step up for the cool cats" schlägt dann die Stunde von Pete Mayhew. Der Keyboarder der Band hat nach dem Opener gut zu tun und quetscht aus dem Gerät immer wieder Orgelklänge raus. Sein Spiel ist vermutlich der Grund dafür, warum Palma Violets trotz ihrer LoFi-Skizzierungen mit Psychedelic-Rock in Verbindung gebracht werden. Sei's drum. Es ändert nichts am immer wiederkehrenden Bild von "180": The Vaccines spielen bei The Clash Songs von The Libertines - und jemand bringt ein Keyboard mit. Best new Spaß für den Moment.

(Stephan Müller)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Best of friends
  • Step up for the cool cats
  • Johnny Bagga Donuts
  • Three stars

Tracklist

  1. Best of friends
  2. Step up for the cool cats
  3. All the garden birds
  4. Rattlesnake highway
  5. Chicken dippers
  6. Last of the summer wine
  7. Tom the drum
  8. Johnny Bagga Donuts
  9. I found love
  10. Three stars
  11. 14
Gesamtspielzeit: 41:05 min

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum