The Heartbreaks - Funtimes

Nusic Sounds / PIAS / Rough Trade
VÖ: 15.02.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

2013 könnte als ein Jahr in die Musikgeschichte eingehen, in dem wieder einmal britische Bands aus hässlichen englischen Städten und Vorstädten die Welt erobern, oder besser gesagt: es zumindest versuchen. Ein heißer und hoch gehandelter Kandidat sind The Heartbreaks aus Morecambe, der drittschlimmsten Stadt im UK, folgt man dem Buch "Crap towns: The 50 worst places to live in the UK". Dass viel Beton und Einöde fruchtbaren Nährboden für gute britische Musik mit wenigen Akkorden bieten, ist spätestens seit Joy Division ein offenes Geheimnis. Das Heartbreaks-Debüt "Funtimes" spielt sich durch die britische Musikhistorie und wartet mit veritablen Hits auf. Eigenwillige bunte Klamotten und merkwürdige Frisuren der Band um Sänger Matthew Whitehouse und Songwriter Joseph Kondras runden das Gesamtkonzept, für einige böswillige Kritiker sicher auch das Klischee, perfekt ab. So kurz das Vergnügen mit 34 Minuten ist, so hörenswert ist es auch.

Ob Anleihen von den Duran Duran der 90er Jahre wie im abschließenden "I didn't think it would hurt to think of you" oder Shed Sheven und Johnny Marr in "Liar my dear": Die einschlägigen Referenzen werden nicht nur musikalisch durchdekliniert und entfalten Potenzial für die Tanzfläche. Den eindeutigen Überhit präsentiert das Quartett mit dem beinahe zu einfältigen "Delay delay" und nimmt neben den üblichen Ingredienzien noch ein paar Handclaps und Yeah-Yeah-Yeahs-Anleihen mit. Unter dem englischen Pflasterstein findet sich zwar dann nicht der Strand, aber schöne Harmonien und einen Ansatz von Poesie kann man hier entdecken: "I'll be fine / I'll defy the fact / I've got to grow up soon / I'll be fine / It is you I'm worried for", heißt es in "Remorseful". Die Provinz ist hier wie auf dem gesamtem Album ironischer und besser dargestellt als in jedem Tatort aus Konstanz, Saarbrücken oder Stuttgart.

Der Song "Remorseful" ist zudem erwähnenswert, da hier Edwyn Collins, einst ja auch Frontmann der 80er-Indie-Legende Orange Juice, an den Reglern mitmischt. Der Abwechslung auf "Funtimes" tut das gut. Der Rest klingt dann so, wie eine Band zurzeit eben klingen mag, die davon überzeugt ist, das nächste große Ding zu sein: kurz, bündig und schmerzlos. Melodien, bei denen einige Herzen vor den mittelgroßen Bühnen vergeben oder gebrochen werden und es dann entweder heißt: "Weißt Du noch, damals, als die noch keiner kannte" oder "Ach die, die damals dieses eine gute Album hatten". "Funtimes" erweist sich zugleich als Affirmation und Negierung von Spaß, denn Melancholie und Ernsthaftigkeit können The Heartbreaks ebenso. Der letzte Satz kann als Kurznachricht stehen bleiben, das Debütalbum so auch.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Liar my dear
  • Remorseful

Tracklist

  1. Liar my dear
  2. Delay delay
  3. Hand on heart
  4. Winter gardens
  5. Remorseful
  6. Jealous don't you know
  7. Gorgeous
  8. Polly
  9. Save our soul
  10. I didn't think it would hurt to think of you
Gesamtspielzeit: 34:20 min

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