Nick Cave & The Bad Seeds - Push the sky away

Bad Seed / Rough Trade
VÖ: 15.02.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Angesicht der Finsternis

Niemand sonst steht mit so viel Eleganz und Stil im nebligen Eingang eines Bordells wie Nick Cave. Der schwarze Anzug sitzt perfekt und die Haltung ist lässig. So und nicht anders hatte man sich das erhofft, die Wiederkunft des Fürsten der Finsternis. "I got love in my tummy / And a tiny little pain" singt er da, im Neonröhrenlicht, und es ist so zwielichtig, so gefährlich, so brutal, wie nichts anderes auf der Welt. Das Video der sinistren Vorabsingle "Jubilee street", durch das Cave so herrlich großkotzig schlendert, ist keine sechzig Sekunden alt, da blickt man dem Abgrund auch schon ins Gesicht.

Und das Jubeln über dieses Glanzstück fällt wegen des minimalistischen Beats, wegen dieser dezenten Gitarrenfigur und wegen diesem unschlagbar niederträchtigen Text leicht. "Jubilee street" ist ein fieser Brocken und das Paradestück eines arglistigen, boshaften Albums, das sich in seinem Minimalismus bestens einrichtet. Die Gitarren werden oftmals nur angedeutet und das Schlagzeug macht nicht mehr als nötig - das alles wirkt wie ein Gegenentwurf, wie der Befreiungsschlag nach dem überdrehten "Dig!!! Lazarus, dig!!!". Diese Reduktion ist dunkel und unheilvoll und damit wunderschön.

Cave und seine Bad Seeds haben ihr mittlerweile 15. gemeinsames Studioalbum in einem Herrenhaus im sonnengefluteten Südfrankreich aufgenommen. Das hört man "Push the sky away" natürlich nicht an. Im Vordergrund dieses halbseidenen Ritts steht dabei stets die evokative Stimme Caves, mit der er von der menschlichen Unvollkommenheit berichtet, vom Verfall. Gruselig ist das im Spoken-Word-Trauerspiel "Finishing jubilee street", bei dem Warren Ellis' Geige vergeblich die Seele des Hörers zu streicheln versucht. Und von dieser phlegmatischen Frauenstimme, die sich da im Refrain ausbreitet, wird man nachts noch träumen.

Groß, wahnwitzig groß, ist die knapp achtminütige fiebrige Voodoo-Explosion "Higgs Boson blues", ein flirrender, nervöser Albtraum, der sich auf ein gleichnamiges hypothetisches Elementarteilchen bezieht. Die Schönheit dieses Songs, wie auch des gesamten Albums, liegt in jener unnahbaren Aura versteckt, die jede Sekunde von "Push the sky away" birgt. Das geht an die Nerven und ist mindestens auch zynisch. "Push the sky away" steht damit in der Tradition der meisterhaften und der schwarzen Romantik verfallenen Alben "Murder ballads", "No more shall we part" oder "Nocturama". Es ist ein großes Album, auch wenn man es zunächst vielleicht gar nicht merkt.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We know who u r
  • Jubilee street
  • Finishing jubilee street
  • Higgs Boson blues

Tracklist

  1. We know who u r
  2. Wide lovely eyes
  3. Water's edge
  4. Jubilee street
  5. Mermaids
  6. We real cool
  7. Finishing jubilee street
  8. Higgs Boson blues
  9. Push the sky away
Gesamtspielzeit: 43:22 min

Im Forum kommentieren

MopedTobias (Marvin)

2023-02-18 00:57:03

Den Himmel wegdrücken können die beiden Nachfolger nicht ganz, aber "groß" sind sie definitiv auch.

noise

2023-02-17 18:59:21

Ja, sein letztes großes Album. Auch schon etwa 10 Jahre her.

fuzzmyass

2023-02-17 02:09:02

Sicher eines seiner besten... und sein letztes richtig großes Album

Mann 50 Wampe

2023-02-15 18:51:20

Neben Tender Prey sein bestes, ganz klar.

fakeboy

2023-02-15 09:23:59

Grandios. Ganz besonders der Titelsong.

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