Veronica Falls - Waiting for something to happen

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 01.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Deine blauen Augen

"Waiting for something to happen" ist eine Phrase, mit der man heutzutage rein theoretisch prima den Zustand vieler Twentysomethings beschreiben kann. Auf der mühsamen Suche nach Inhalt und Bedeutung kann man sich leicht verirren und dabei das Wesentliche aus dem Blick verlieren. Oftmals sind das ja die kleinen Dinge: ein lächelnder Blick der Freundin oder ein paar nette Stunden mit den besten Kumpels im Stadion. Oder aber auch - und darum sind wir ja alle hier - neue Alben von verehrten Musikern. Als Beispiel könnte man die britischen Twee-Darlings Veronica Falls anführen, die nun mit ihrer zweiten Platte aufwarten: "Waiting for something to happen". Passt doch.

Die Erwartungen an Veronica Falls sind natürlich hoch, ihr Debüt "Veronica Falls" war eines der Highlights des Jahres 2011 und wies das Quartett als Hoffnungsträger für zukünftige Großtaten aus. Dabei spielten die vier jungen Briten keinen herkömmlichen Twee-Pop, sondern würzten ihren Sound mit Noise-Kapriolen der alten Pixies-Schule. Auf "Waiting for something to happen" verzichtet die mittlerweile in London ansässige Band größtenteils auf ebendiese Ausbrüche, was ja schon etwas schade ist, schließlich waren "Beachy head" und Co. ziemlich gerissene Stücke, die gerade aufgrund des Spannungsverhältnisses von krachigen Gitarren und süßlichen Gesangsmelodien so interessant waren.

Das zweite Album muss nun ohne diese Zutaten auskommen, und auch wenn die Qualität des Debüts unerreicht bleibt, ist "Waiting for something to happen" ein gelungener Zweitling. Ihre Songs klingen zärtlich, nach schweren, schwarzen Herzen, inspiriert von Themen, die man als Jungspund eben als wichtig erachtet. Es geht also um Liebe und die nicht selten daraus resultierenden Schmerzen, um das Erwachsenwerden und andere Veränderungen. Verpackt sind diese Geschichten in fleißig perlende Dreiminüter, die trotz ihrer melancholischen Note nach Aufbruch klingen. Besonders toll ist das harmonische "Teenage", das einen recht unspektakulären Abend skizziert, der bei den Protagonisten wohl dennoch einen bleibenden Eindruck hinerlassen hat. Die beiden Namen werden in der Rinde des Kirschbaums verewigt, und auch wenn diese Liaison vielleicht keine zwei Wochen hält, bleibt die Erinnerung ans pochende Herz und das dezente Bauchkribbeln.

Im morbiden "Shooting star" beschwören Veronica Falls dann das Schicksal, fabulieren über das verzichtbare Gefühl der Orientierungslosigkeit und die Notwendigkeit, auch mal Glück zu haben: "Looking for / A shooting star to point me in the right direction / Seeking out / A four leaf clover / To help my doubts / And figure out / You could pull me out." Im weiteren Verlauf schrubben sich Roxanne Clifford und Co. durch ihre lieblichen Gitarrenpop-Nummern, die vor allem durch ihre doppelbödige Blauäugigkeit bestechen. Ist das noch naiv gemeint oder führen sie uns an der Nase herum? Diese Frage bleibt offen. Fest steht indes: Menschen, die immer noch darauf warten, dass endlich mal etwas passiert, können sich von diesen 13 Gitarrenpop-Kleinigkeiten heilen lassen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Teenage
  • Broken toy
  • Shooting star

Tracklist

  1. Tell me
  2. Teenage
  3. Broken toy
  4. Shooting star
  5. Waiting for something to happen
  6. If you still want me
  7. My heart beats
  8. Everybody's changing
  9. Buried alive
  10. Falling out
  11. So tired
  12. Daniel
  13. Last conversation
Gesamtspielzeit: 38:38 min

Im Forum kommentieren

Cade Redman

2019-08-07 19:49:11

"Broken Toy" ist so ein Wahnsinnshit!

qwertz

2019-08-07 12:11:37

Bei mir auch beide auf etwa gleichem, sehr hohem Niveau. Einen wirklich schwachen Song hat die Band zum Glück nie gemacht.

MopedTobias (Marvin)

2019-08-07 12:03:14

Find die nicht wesentlich schwächer als den Vorgänger. "If you still want me" ist riesig!

VelvetCell

2019-08-07 11:27:44

Das Debüt finde ich nach wie vor hinreißend. Erstaunlich, dass es bis heute dauerte, mir den Nachfolger anzuhören. Aber vermutlich habe ich die Rezension hier gelesen und war abgeschreckt. Denn es stimmt: "Waiting For Something To Happen" ist bloß noch nett.

james paul

2013-02-06 09:44:44

"ganz nett, man könnte es wohlwollend als erheiternd bezeichnen, twee-musik fürs proletariat." complete rubbish !!!

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