Dawn McCarthy & Bonnie 'Prince' Billy - What the Brothers sang
Domino / GoodToGoVÖ: 15.02.2013
Das Nächste, bitte
Wenn wir kleinlich wären, dann könnten wir bemängeln, dass Dawn McCarthy und Bonnie 'Prince' Billy kaum Songs der Everly Brothers auf "What the Brothers sang" singen. Nur knapp ein Drittel der Stücke dieses Coveralbums stammt nämlich aus der Feder jener Everly Brothers, zumeist aus jener Don Everlys. Den Rest haben sich die beiden damals auch nur auf den Leib maßschneidern lassen von seinerzeit großen Songwritern wie Felice und Boudleaux Bryant oder auch Jackie Edwards, dessen hier verwurstetes "Somebody help me" zuvor bereits ein Hit der Spencer Davis Group war. Anderes haben die Everly Brothers auch nur gecovert wie John Denvers "Poems, prayers & promises" und Kris Kristoffersons "Breakdown". Da wir aber nicht kleinlich sind und ein guter Song eben ein guter Song ist, beginnen wir doch einfach noch mal von vorne an.
Rezensionsanfang: Was wäre ein Jahr ohne das obligatorische Album von Bonnie 'Prince' Billy? Wahrscheinlich ein verlorenes. Um also erst gar kein Gerede aufkommen zu lassen, bringt Billy nun also bereits am Jahresanfang seine erste Platte 2013 raus, diesmal in Kooperation mit Dawn McCarthy von Faun Fables, die dem Meister schon zum kathartischen "The letting go" beistand. Bei Billy fragen wir ja mittlerweile schon gar nicht mehr, woher er diese mitunter kruden Ideen hat. Coverversionen der Everly Brothers liegen zwar schon etwas näher als eine Zusammenarbeit mit Tortoise, doch der Coolness-Faktor von letzteren liegt natürlich um einiges höher. Wie dem auch sei, Billy hat sich ja noch nie wirklich um so etwas gekümmert, und auch McCarthys Faun Fables sind nicht dafür bekannt, den latest shit zu produzieren. So gesehen haben sie sich wohl doch gefunden, Dawn & Bonnie als neue Don & Phil.
Die Everly Brothers sind in unseren Breitengraden eher durch die Hits bekannt, die sich nicht auf diesem Album wiederfinden: "Bye bye love", "All I have to do is dream" und "On the wings of a nightingale". Dudeln alle bei den Radiostationen, die immer bei Oma und Opa im Hintergrund laufen. Da es sich aber ein Paar wie McCarthy und Billy nicht zu einfach macht, haben die beiden noch ein bisschen tiefer in den Everly-Archiven gegraben und bewegen sich mit ihren Interpretationen der Songs im Dreieck zwischen klassischem 60s-Rock wie "Somebody help me", Country-Folk wie "Omaha" und melancholischen Singer-Songwriter-Glückseligkeiten wie "Poems, prayers & promises". McCarthy und Billy haben die Stücke in einem zumeist sehr klassich traditionellen Gewand belassen, wie es sich auch zum Beispiel auf Billys "Lie down in the light" findet.
Mit "What the Brothers sang" schreiben die beiden die Geschichte der letzten Billy-Alben fort: zu gut, um einfach nur Durchschnitt zu sein, aber eben auch mit zu wenig Magie, um wirklich ganz vorne mitzuspielen. Ob es an den Interpreationen liegt oder an den Stücken selbst, dass dieses Album auf Gesamtlänge ein wenig vor sich hin schwimmt, ist schwer zu sagen. Es ist jedoch deutlich zu spüren, dass die Songs der Everly Brothers McCarthy und Billy sehr am Herzen liegen und sie diese mit einem feinen Händchen und viel Liebe uminterpretieren. Wer aber gerade die Nase von Bonnie 'Prince' Billy etwas voll hat, wird nichts Zwingendes verpassen, wenn er hier einmal nicht zugreift. Denn wir wissen ja: Das nächste Album kommt bestimmt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Omaha
- Kentucky
Tracklist
- Breakdown
- Empty boxes
- Milk train
- What am I living for
- My little yellow bird
- Devoted to you
- Somebody help me
- So sad
- Omaha
- It's all over
- Poems, prayers & promises
- Just what I was looking for
- Kentucky
Referenzen