Audrey Horne - Youngblood

Napalm / Universal
VÖ: 01.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Heavy, doch unbeschwert

Man sagt, ein selbstbetiteltes Album, wenn es denn nicht gerade ein Debüt ist, sei ein Zeichen für einen Neuanfang. Siehe beispielsweise Metallica. Ob nun Zufall oder nicht, für Audrey Horne trat genau dies 2010 ein - weg vom alternativ angehauchten Rock, mitunter wurde diese Schublade auch "Post-Grunge" betitelt, hin zu erdigeren Classic-Rock-Klängen, die in letzter Zeit insbesondere mit Bands skandinavischer Herkunft wie Graveyard oder Horisont einen formvollendeten Hype erleben. Und vor allem nach den großartigen, weil schweißtreibenden und energiegeladenen Live-Performances der letzten Jahre ließ sich festhalten, dass die Norweger anscheinend vieles richtig gemacht haben.

Das Lächeln im Gesicht des Hörers ist allerdings zunächst nur zum Teil der Vorfreude auf "Youngblood" zuzuschreiben. Denn der Versuch, auf dem Artwork Kiss' "Rock and roll over" zu huldigen, ist, nun ja, bestenfalls ein Versuch. Ganz und gar nicht im Teststadium hängen geblieben ist jedoch das eröffnende "Redemption blues", das tatsächlich so frisch, geradezu unbekümmert daher rockt, wie es der Albumtitel bereits suggeriert: Bodenständig, mit einer Spur früher Iron Maiden versehen, geben sich fette Riffs und mitreißende Melodien die Klinke in die Hand.

Natürlich könnte man Audrey Horne unterstellen, die Alternative-Anleihen ihrer frühen Alben dem simplen Trend namens Vintage Rock geopfert zu haben. Und natürlich ist der Titeltrack eine - allerdings überaus hochklassige - Verbeugung vor Thin Lizzy. Was die Norweger allerdings etwa von den Protagonisten der Retro-Welle abhebt, sind einige Jahre Musikgeschichte: Denn während Graveyard & Co. konsequent den 1970er Jahren huldigen, schleichen sich hier immer wieder Grüße an die breitbeinigen Sounds der frühen Achtziger ein, an späte Rainbow, Whitesnake oder Van Halen. Und vor allem bei "There goes a lady" oder "The open sea" gelingt dies auch ganz vorzüglich.

Es sind immer wieder die doppelläufigen Riffs von Arve Isdal und Thomas Tofthagen und ebenso simple wie eingängige Refrains, die einfach nur Spaß machen, ohne großartig anzustrengen. Ausgehend von den anerkannten Bühnenqualitäten der - man mag es mittlerweile nicht mehr glauben - tatsächlich im Black Metal verwurzelten Bergener ergibt das eine Mixtur, die nach Festivalbühnen geradezu schreit. Und neben dem wahnwitzigen "This ends here" fällt dann auch das einigermaßen unspannende "Cards with the devil" nicht weiter auf. Den Sound von Audrey Horne anno 2013 als "Frischzellenkur" zu bezeichnen, verbietet sich angesichts des eher weniger innovativen Genres. Aber die Unbekümmertheit, diese unbändige Spielfreunde, die die Norweger mit "Youngblood" an den Tag legen, macht einfach nur Spaß. Wieder lächelt der Hörer. Und diesmal ist die Freude echt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Redemption blues
  • Youngblood
  • There goes a lady

Tracklist

  1. Redemption blues
  2. Straight into your grave
  3. Youngblood
  4. There goes a lady
  5. Show and tell
  6. Cards with the devil
  7. Pretty little sunshine
  8. The open sea
  9. This ends here
  10. The king is dead
  11. I wanna know you
Gesamtspielzeit: 47:30 min

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