Imagine Dragons - Night visions
Interscope / UniversalVÖ: 01.02.2013
Feuer im Mund
Über Drachen gibt es ja so einige Mythologien und Sagen. Dabei reichen vor allem letztere von bösen feuerspeienden Lindwürmern bis hin zu liebenswürdigen und hilfsbereiten Zauberdrachen. Kommt man dann der Forderung nach, die der Bandname Imagine Dragons impliziert, hat man wahrscheinlich eine von den beiden Kategorien im Kopf. Genau genommen hat es die Band aber gar nicht darauf abgesehen, irgendwelche Drachenfotos im Denkapparat ihrer Zuhörer heraufzubeschwören. Vielmehr handelt es sich bei dem Namen um ein Anagramm. Welche Buchstaben jetzt aber genau miteinander vertauscht wurden bleibt ein bandinternes Geheimnis, was noch nicht mal den engsten Freunden verraten wird. Garden Gamonsii? Song Image In A Dr? Pilzrahmsuppe geht sich jedenfalls nicht aus.
Kein Geheimnis dagegen ist, dass sie sich bei ihrem ersten Album "Night visions“ mit Produzenten Alex Da Kid verbündet haben. Dass dieser unter anderem auch schon mit Möchtegern-Bad-Boy Eminem und Pop-Nudel Rihanna zusammengearbeitet hat, lässt vielleicht erstmals vermuten, dass irgendwelche durchschnittlichen, universellen Chöre und Gesänge auf dem Album vertreten sind und alles somit in die Schublade "Profaner Pop" gepresst wird.
Ganz so schlimm ist es dann zum Glück aber nicht. "Night visions“ startet vielversprechend, mit einem mitreißenden Dubstep-Beat in "Radioactive“ und aufgeregtem Mandolinen-Gezupfe in "It’s time“, das sich sofort im Gehörgang einnistet und da erstmal für eine Weile verharrt. Wenn dann aber auf "Demon“, einem eher nachdenklichen Lied, plötzlich irgendein Gepfeife und Geklatsche folgt und dazu ein Refrain, der wunderbar von tausend betrunkenen Fans bei der nächsten Fußball-WM gesungen werden könnte, erschrickt man schon leicht. Wo ist der erfrischende Indie-Sound auf einmal hin? Es gibt zwar immer noch schlechtere Popsongs als "On top of the world“, aber es überrascht doch ein wenig, dass sich neben wirklich guten Songs, bei denen das Zuhören Spaß macht, so ein nach allen Popregeln spielendes Lied befindet. Hier und da tauchen dann noch mal mainstream-belastete Refrains auf, aber zum Glück überwiegen die schönen Elemente. Die reichen von eingängigen HipHop-Beats bis hin zu Folk-Einflüssen, verwoben mit absolut rockigen Passagen. Und mit "Nothing left to say/Rocks“ ist Imagine Dragons ein würdiger Abschluss gelungen, bei dem auch wieder das prägnante Schlagzeug zurückkehrt.
"Night visions“ ist so eine Mischung aus dem etwas nervigen Tabaluga und dem absolut liebenswürdigen und sympathischen Zauberdrachen Puff. Etwas zu wenig Indie und ein ganz kleines bisschen zu viel Mainstream. Schade, denn abgesehen davon ist es ein stimmiges, rockiges Album, mit ein paar Macken in der Mitte. Aber nicht jeder Drache will ja von Anfang an gezähmt sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Radioactive
- It's time
- Nothing left so say/Rocks
Tracklist
- Radioactive
- TipToe
- It's time
- Demons
- On top of the world
- Amsterdam
- Hear me
- Every night
- Bleeding out
- Underdog
- Nothing left to say/Rocks
Referenzen
Spotify
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