Harmful - Sick and tired of being sick and tired

PIAS / Rough Trade
VÖ: 01.02.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schritt zurück

Es tut Harmful als Rockband, als Krachproduzenten, als eine der unbequemeren deutschen Bands hörbar gut, dass Aren Emirze seinen Drang zu leiserer Musik mit dem Nebenprojekt Emirsian auslebt. Das soll keinesfalls bedeuten, dass Emirsian nur das Abfallprodukt und Weichei-Ventil für eine Band ist, die sich dadurch ganz auf ihren Lärm konzentrieren kann. Aber der Fokus auf eine spröde Schnörkellosigkeit, der die vergangenen Harmful-Alben durchzieht, wird mehr und mehr zu einer der ganz großen Qualitäten der Band.

Im Vergleich zu "Cause" hat die Band nochmals an der Stellschraube gedreht. Nur noch knapp über 30 Minuten dauert "Sick and tired of being sick and tired". Zu hören ist ein schepperndes Schlagzeug, ein meist knirschend verzerrter Bass, sägende Gitarren und ein warum auch immer angepisster Aren Emirze. Zehn Mal geht es drei Minuten über Stock und Stein. Und das reicht. Natürlich spielt die Band weiterhin mit Dynamik und Atmosphäre. Nicht jeder Song ist ein Wutbrocken. Aber jeder Song ist ein Musterbeispiel an reduzierter Schlichtheit. Harmfuls neuntes Album ist im besten Sinne zeit- und trendlos.

Der Titelsong kotzt sich im Refrain die Seele aus dem Leib und endet in einem zunächst leiernden und dann galoppierenden Tempowechsel, einfach weil es so schön kracht. "Like a dog" ginge sowohl bei den Foo Fighters als auch bei jeder Hardcore-Band als knackiger Opener durch. Und einen Song wie "Distance" hätten viele andere Bands wohl nur mit der Akustikgitarre begleitet, der Stimmung wegen. Bei Harmful rumort die ganze Band im Hintergrund. Das Stück ist trotzdem der immer noch schroffe Ruhepol in der Mitte einer sehr schroffen Platte.

Zum anderen Extrem traut sich die Band folglich wesentlich häufiger. "Ambition" erinnert an The Jesus Lizard auf Speed, so kantig splittert die Gitarre bei jedem Ausbruch. In "Cruel final" zaubert Emirze ein paar überraschend harmonische Gesangslinien über die bollernden Basslinien. Und der Rausschmeißer "Who's going to take care" ist das Gegenteil von einem versöhnlichen Ende. Wem "Causes" noch zu freundlich war, der kann sich freuen: "Sick and tired of being sick and tired" ist ein weiterer Schritt zurück für Harmful. Und zurück ist bei dieser Band auf jeden Fall die Richtung zum Glück.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ambition
  • Sick and tired of being sick and tired
  • Who's going to take care

Tracklist

  1. Like a dog
  2. The other half
  3. Ambition
  4. Speak in answers
  5. Sick and tired of being sick and tired
  6. Distance
  7. Not sure enough
  8. Cruel final
  9. Silence
  10. Who's going to take care
Gesamtspielzeit: 31:28 min

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