Darwin Deez - Songs for imaginative people
Lucky Numbers / Cooperative / UniversalVÖ: 08.02.2013
Locken Roll
Es gibt ja nicht wirklich viele Musiker, die heutzutage noch irgendwas Neues machen. Jede angeblich frisch erfundene Musikrichtung baut auf etwas auf, das schon Deine Eltern gehört haben - oder sogar Deine Großeltern. Da bleibt dem gemeinen Hörer nur übrig, sich eben auf diejenigen Künstler zu konzentrieren, die sich beim Kopieren nicht ganz doof anstellen und ihre eigene Note einbringen. So wie Darwin Deez das etwa auf ihrem selbstbetitelten Debüt geschafft haben. Da sorgte immerhin die Kombination aus Indie-Pop mit Elektroeinflüssen und vor allem die Mischung aus geradezu fröhlichen Melodien mit den oft melancholisch-traurigen Texten für ordentlich frischen Wind in einem mittlerweile reichlich angestaubten Genre. Singles wie "Constellations" und "Up in the clouds" funktionieren immer noch hervorragend, aber irgendwann wird es Zeit für Nachschub.
Gut drei Jahre danach gibt es mit "Songs for imaginative people" nun den heißersehnten Nachfolger von "Darwin Deez", und der hat es in sich. Der Opener "(800) HUMAN" klingt bis auf einen angenehm ruhigen Part im Mittelteil vergleichsweise aggressiv und verpasst dem Album mit seinen Fragen nach dem eigenen Sein und Existentialismus schon mal den von Sänger Darwin Smith gewohnten philosophischen Ansatz. Auch die erste Single "Free (The editorial me)" macht ordentlich auf dicke Hose und kehrt mit viel Strom den inneren Rocker nach außen.
Aufgenommen wurde das Album von Smith in Eigenregie in seinem Heimatstaat North Carolina, nachdem ihm der Rummel in New York und das viele Touren über den Kopf wuchsen. Herausgekommen ist dabei ein äußerst persönliches und intimes Werk, das jedoch an keiner Stelle wirklich transparent für den Hörer wirkt. Songs wie das verzweifelt-schrammelige "You can't me my girl" oder auch der 80er-Jahre-Pop auf "No love" erzählen zwar von der unerreichbaren Unbekannten und der unerwiderten Liebe, verfallen dabei aber in keinen weinerlichen Ton.
Das leicht psychedelisch angehauchte "All in the wrist" mitsamt seines grandiosen Gitarrenteils und "Alice" mit seinen gefühlten 20 verschiedenen Tempi verteilt auf vier Minuten zeugen von Smiths Experimentierfreude und seiner Risikobereitschaft, bis es am Ende mit "Chelsea's hotel" einen der bis dato schönsten Songs von Darwin Deez gibt. Einen typischen Kracher wie "Constellations", der sich sofort im Ohr festsetzt und dort nicht so schnell verschwindet, gibt es auf "Songs for imaginative people" zwar nicht, dafür aber zehn andere tolle Nummern, die sich direkt ins Herz bohren - und dort ganz sicher ebenso stark verweilen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You can't be my girl
- No love
- All in the wrist
- Chelsea's hotel
Tracklist
- (800) HUMAN
- You can't be my girl
- Moonlit
- No love
- Good to lose
- Alice
- Redshift
- Free (The editorial me)
- All in the wrist
- Chelsea's hotel
Referenzen
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