Coheed And Cambria - The second stage turbine blade
Equal Vision / Defiance / ZombaVÖ: 21.05.2002
Angst und bange
Als ob es nicht schon genügend merkwürdige Paarungen in der Geschichte der Popkultur gegeben hätte: Bonnie und Clyde, Hanni und Nanni, Klaus und Klaus, Fix und Foxi, Pickeldi und Frederick, Black und Decker, Wum und Wendelin, Crimson und Clover, Over und Over. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und nun schicken sich auch noch Coheed And Cambria an, die Welt im Doppelpack aufhorchen zu lassen. Hätte es das wirklich gebraucht?
Doch das Mysterium um Coheed And Cambria ist zum Glück weitaus packender und tiefgründiger, als Doppel-Klaus und Doppel-Decker es je sein könnten. "The second stage turbine blade" nämlich soll den erste Teil einer Science Fiction-Saga in Rock markieren, und Coheed und Cambria heißen deren Protagonisten. Was sich die gleichnamige Band mit ihrem Debüt-Konzeptalbum vorgenommen hat, könnte also kaum ambitionierter sein. Und tatsächlich bleibt es nicht beim bloßen Versuch, die Meßlatte einige Lichtjahre höher zu legen. Beklemmung? Unendliche Weiten? Euphorie? Teenage Angst? Intergalaktisches Unwohlsein? Von allem etwas.
"Don't let them scare you" flüstert Frontphantom Claudio Sanchez immer und immer wieder in "Devil in Jersey City", und fast klingt es wie Hohn, bei dem, was noch folgen soll. Was bei anderen "roter Faden" heißt, ist bei Coheed And Cambria ein ganzes Netz. Und sie spinnen es mit einer Dichte, aus der es kein Entkommen gibt. Man dreht und windet sich und verstrickt sich am Ende doch nur noch fester in den Maschen von "The second stage turbine blade". Zwischen hysterisch-rätselhaften Ausbrüchen wie "Still searching for your faith / In the arm that killed the president" und "Captain! We've lost all system control / Then son I'll see you in my sleep" erschließt sich das Konzept hinter dem Album zwar nur langsam bis gar nicht. Und trotzdem kriegt man den Mund, ist er einmal offen, nicht mehr zu. Lähmung als einzige Reaktion.
Ein Blitz, ein Donner. Ein Schrei, ein Schrecken. Coheed And Cambria folgen der Analogie der Naturgewalten, um ein mulmiges Gefühl zu verbreiten. Während sie ihre Angriffe auf das Unterbewußtsein in erstaunlich griffige Melodien verpacken, ist die Stimmung von "The second stage turbine blade" unmöglich in Worte zu fassen. Ihre Wirkung ist umwerfend wie eine Erdbeben, druckvoll wie ein Sechstonner und - womit wir wieder bei den Dopplungen wären - mindestens genauso beeindruckend wie die Kombination Britneys rechter und Britneys linker... äh... Nasenflügel. Ein Highlight jagt das nächste, und Coheed And Cambria der Welt einen gehörigen Schrecken ein. Mit der Kraft der zwei Herzen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Time consumer
- Devil in Jersey City
- Hearshot kid disaster
Tracklist
- Second stage turbine blade
- Time consumer
- Devil in Jersey City
- Everything evil
- Delirium trigger
- Hearshot kid disaster
- 33
- Junesong provision
- Neverender
- God send conspirator
Im Forum kommentieren
Affengitarre
2022-07-15 11:48:59
Das mit dem Drumming ist ein guter Punkt. Mich hat das Debüt auch immer irgendwie an die frühen Biffy Clyro erinnert, wohl auch wegen dieser Mischung aus Emo und technischerem Schlagzeugspiel.
Watchful_Eye
2022-07-01 15:47:12
Komischerweise das einzige Album der Band, das mich so richtig abholt, was insofern erstaunlich ist, dass ich eigentlich sehr auf Prog stehe und kaum auf Emo oder Punk.
Aber Prog heißt bei C&C ohnehin oftmals nur Soundtrack-Bombast, da wirkt das hier auf mich fokussierter und entschlackter. Umgekehrt hört man selten ein Emo-Album mit so ausgefeiltem Drumming. Es füllt für mich eine Nische.
Die Highlights passen so @Affengitarre.
Hoschi
2022-07-01 13:34:47
Sieht fast so aus :)
Affengitarre
2022-07-01 13:32:04
Hehe. Und ich mag die „Apollo 1“ kaum. Vielleicht kommen wir bei der Band nicht zusammen. :D
Hoschi
2022-07-01 13:24:54
Gerade die 2. Hälfte gefällt mir persönlich deutlich besser :)
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