Transatlantic - The Absolute Universe

Zappyesque

05.02.2021 - 15:56

Ich gehöre in diesem Forum mit meiner Vorliebe für Transatlantic und The Flower Kings wohl eher zur Unterzahl, dachte ich reiße dennoch mal einen Thread zu diesem Album an. Mein Urteil nach zwei Durchläufen jedoch: bei den Herren ist nun gänzlich der Saft raus. Das hat sich für mich beim letzten Album "Kaleidoscope" schon abgezeichnet, wobei da vergleichsweise noch recht pfiffige Momente dabei waren sowie dynamische konstruierte Kompositionen und tolle instrumentale Stellen. Auch die letzten Flower Kings Werke klingen bereits sperrig und unoriginell, was ich allerdings erst ab "Manifesto..." und "Waiting for Miracles" feststelle - Desolation rose und banks of Eden gefallen mir sehr gut. Neal Morse habe ich schon vor einer Weile abgeschrieben, weil da für mich inzwischen wirklich alles identisch klingt - auch das letzte Flying Colors Album liefert nicht ansatzweise das ab, was das Debüt des Projekts konnte. Nun frage ich mich ob es auch anderen, denen das Werk dieser Projekte eigentlich gefällt, so geht, dass der Output der letzten Jahre anfängt sehr stark den Alben davor hinterherzuhinken?

Roine Stolt scheint auf den letzten TFK Alben, auch islands, nicht mehr zu wissen wann Schluss ist, mit den ewigen Keyboard und Gitarrenoverdubs - teilweise ertönen 4 Solo-Gitarrenspuren gleichzeitig. Zwar sind frühere Alben üppiger was die Ganzheit des Arrangements angeht (sax, Moog-bass, keyboard Streicher etc.), sowie die Länge der Kompositionen, allerdings gab es immer einen sehr nachvollziehbareren kompositorischen Faden, der seinen Ursprung im Emotionalen kannte, nicht im synthetisch konstruierten. Der Hang zum Über-overdubben hat glaube ich auch mit der Aufnahmesituation zu tun. Während man für banks of eden und desolation rose noch im Studio zusammenkam (Desolation Rose wurde ja sogar zum großen Teil live aufgenommen mit overdubs in der post-produktion), fing mit alchemist alles an aus der Ferne zusammengetragen zu werden.

Bei transatlantic war das ja schon immer so, dass man zuerst zusammenkommt für ne 1-wöchige session und anschließend den rest des albums aus der Ferne zusammenträgt. Ich erkenne aber nur sehr wenige gute Melodien hier. Neal Morse's Akustikgitarren Geklampfe zu pathetischen Texten funktioniert für mich überhaupt nicht mehr. Sein ständiges zurückgreifen auf die selben Kadenzen die im identischen Quart-sext-Vorhalt "enden" - wie alle seine Balladen - erweckt in mir keinen Funken. "The Whirlwind" hat sehr elegant ein paar Hauptthemen mit starken Einzeltracks zusammengemischt. "The wind blew them all away""a man can feel", "Out of The night", evermore" etc. etc.. Hat mMn extrem gut funktioniert. Auf den beiden Vorgängern sind starke Longtracks, mit charakteristischen Themen, markanten Riffs und dynamischen Bögen, die von Ruhe ("Motherless children") und Sturm ("Duel with the devil"), durch abwechslungsreiche Reisen steuern. Zwischendurch auch immer sehr feine, lockere isntrumentalteile in denen organisch gejamt wird. Oder auch die tollen kleinen "Jazzgitarren"-Momente bspw. in dem von Roine Stole gesungenen Teil von "My new World". Ich schweife ab...

Teilt jemand diesen Eindruck mit mir, dass die, inzwischen doch älteren, Kerle nicht mehr viel zu bieten haben?

Analog Kid

06.02.2021 - 06:09

Neal Morse hatte mit seinen letzen beiden Doppeldeckern "Similitude..."/"Great Adventure" für mich nochmal respektables Zeug abgeliefert, ein bisschen viel zwar, aber durchaus für seine Verhältnisse noch im oberen Drittel angesiedelt imo. Selbst sein quirky Jesus-Musical fand ich noch ganz witzig, aber halt mehr Lloyd Webber als Prog :) bin aber auch irgendwie Fan.
Seine letzte hat mich irgendwie aber auch gar nicht mehr abgeholt.
Flokis bin ich nach "Sum of no Evil" ausgestiegen - musikalisch eigentlich ne tolle Platte, aber der Fröberg knödelt mir in einigen Songs zu sehr rum, das hat mich irgendwie genervt. Da die nachfolgenden Alben dann überall auch eher verhaltene Reaktionen ausgelöst haben, hab ich die bis heute liegen gelassen. Müsste ich vielleicht mal nachholen. Flokis hab ich mal vergöttert (zu "Retropolis"/"Stardust we are"-Zeiten)
Hatte jetzt echt Hoffnungen in die neue Transatlantic, zumindest die 2CD-Edition kommt ja auf den BBS recht gut weg, werd sie mir mal ordern. Hast du denn schon sämtliche Editionen durchgehört? :)

Tryptolin

06.02.2021 - 06:41

Hab es bisher einmal komplett durchgehört. Hat richtig Spaß gemacht.

Zappyesque

06.02.2021 - 14:04

ich habe mir beide Versionen angehört. Die 5.1. allerdings nicht. Tatsächlich bevorzuge ich zu meiner Überraschung sogar die kürzere Version von Morse; sie ist etwas stringenter, kompakter mit mehr Zug nach Vorne. Nicht ganz so viel ausdrucksloses Gitarrengeplänker seitens Stolt drauf wie auf der Forevermore version. Das sage ich, ebenfalls wie Analog Kid, als eigentlich großer Fan der frühen Flokis. Aber für mich hat Stolt seinen Drive leider wirklich verloren. Man vergleiche mal nur die vielen originellen cleanen Rhyhtmusgitarrenspuren früherer Transatlantic Alben mit diesem verzerrten Einheitsbrei. Naja, hoffentlich bin ich etwas zu vorschnell mit meinem Schluss, aber meine Erfahrung mit dem Output der letzten Jahre dieser Herren führt mich nunmal hierher. Gleichzeitig sind es auf jeden Fall immer noch die Stoltmomente, welche die Höhepunkte hier repräsentieren. Vorneweg "The Darkness in the Light", mit dem coolen düsteren Verse - erinnert eben an Banks of Eden / Desolation Rose Flokis. Hier ist dann auch endlich mal ein ruhiger Moment mit prägnantem bass und einem dynamisch aufgebauten Gitarrensolo drauf.

OMalley

08.03.2022 - 10:18

Obwohl ich alle Alben habe, auf jeder Tour war, kann ich mit der Platte überhaupt nichts anfangen.
Das mag aber an mir liegen, dass ich nicht mehr so der Progger bin, wie früher.
Das Morse`sche immer Gleiche Gedudel, die immer gleich klingenden Gesangspassagen...ich öde mich weg und kommt nicht über 15 - 20 Minuten hinaus. Dann muss ich abbrechen.
Zu meiner Hochprogzeit um die Jahrtausendwende aufwärts, konnte ich nie genug bekommen von Dream Theater, Transatlantic, Pain of Salvation, Spock`s Beard, Riverside etc., aber all die genannten Bands sind bei mir auf der Strecke geblieben.
Die proggigen Genesissachen und Marillion gehen weiter überraschenderweise gut.
Morse macht mich einfach kirre gerade. Seine Soloalben haben mich noch nie umgehauen. Besonders seine religiösen Texte sind nicht mein Ding. Der Ausstieg bei Spock`s Beard, weil ihm Jesus gesagt hat, er solle die Band verlassen...äh...ja...gut, dass ich nie all das tue, was Gott mir nach einigen Single Malts so sagt.
Ich versuche es regelmäßig, wieder reinzuhören, weil es juckt mich schon, das Kölner Konzert zu besuchen. Live waren sie jedesmal ihr Geld wert. Allerdings tut sich nichts mehr in mir.

MrStrangiato

08.03.2022 - 12:00

Das Album ist gutes Mittelmaß, nicht mehr und nicht weniger. Meilenweit entfernt von den ersten beiden Alben und es wird definitiv zu viel gesungen. Längere Instrumentalteile sind fast komplett weg was ich sehr schade finde. "Morse of the same" halt, Neal ist der Dieter Bohlen des Prog (btw: was ist eigentlich "progressiv" an dieser Musik?).
Altherren-Happyhippo-Beatles-Retroprog nenn ich das. Aber wie gesagt: trotzdem kein schlechtes Album wenn man darauf steht

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