Eminem
Affengitarre
31.01.2025 - 20:30
Da ich bisher immer nur einige seiner Singles kannte und seine Diskografie genauer kennenlernen wollte, habe ich mich in den letzten Wochen durch alle Studioalben von Eminem gehört. Viele seiner Songs sind nicht so toll gealtert und das Qualitätsgefälle nach "The Eminem Show" ist wirklich massiv, trotzdem wurde ich die meiste Zeit ganz gut unterhalten, auch wenn sich tatsächlich die meisten seiner Releases meiner Meinung nach nicht lohnen.
Hier ein kleines Ranking seiner Diskografie mit ein paar Eindrücken zu den Alben. Die Plätze 5-10 nehmen sich aber ehrlich gesagt gar nicht soo viel.
12. Revival (2017)
Joa, wenig überraschend sein schlechtestes Album. Fast 80 Minuten lang haut Eminem Dadjokes auf den übelsten Poprapbeats raus, die Texte sind teilweise schon absurd schlecht. "Castle" ist ganz in Ordnung, die restlichen Songs sind eigentlich alle Totalausfälle.
11. Recovery (2010)
Puh, ich kann mit diesem Eminem wirklich gar nichts anfangen. Wieder 77 Minuten lang, dieser schreiende Dauerfeuerrap wird sehr schnell unfassbar anstrengend und diese poppigen Beats sind gar nicht gut gealtert. "Revival" ist schon schlechter, am Stück fand ich "Recovery" aber wohl anstrengender. Er entschuldigt sich hier an mehreren Stellen für die beiden Vorgängeralben, unterbietet sie hier allerdings nochmal locker.
10. Kamikaze (2018)
Das Album, auf welchem er sich über die schlechten Kritiken zu "Revival" aufregt. Die Beats sind etwas moderner, Eminem rappt im Vergleich zum Vorgänger wieder energetischer und die Länge ist mit etwa 46 Minuten wieder deutlich angenehmer. Trotzdem ist das wieder eine sehr zähe Angelegenheit mit ziemlich üblen Texten. "Nice Guy" ist besonders übel.
9. The Death of Slim Shady (Coup de Grâce) (2024)
Die Beats und seinen Flow finde ich hier wieder angenehmer und interessanter als auf den Vorgängern, aber diese Schockversuche von Eminem sind so verzweifelt und unangenehm. Slim Shady sagt problematische Sachen und schreit: "Na, cancelt ihr mich jetzt endlich?". Es werden Witze über queere Leute und Menschen mit Behinderungen ausgemacht, als wäre es das Einzige, was die besten Alben von Eminem ausgemacht hätte. Eine sehr kalkulierte und angestrengte Angelegenheit, die nicht sonderlich viel Spaß macht.
8. Encore (2004)
Wow, der Abstieg nach "The Eminem Show" ist wirklich enorm. Eminem leidet sehr spürbar unter seinen Suchtproblemen und rappt auch erheblich schlechter als auf den Vorgängern. Die Stimme ist monotoner, sein Flow verwaschener und die Abfolge von "Puke" bis "Ass Like That" ist eine der schlechtesten Albumabschnitte, die ich je gehört habe. "Like Toy Soldiers" und "Mockingbird" sind noch ganz gut, können das Album aber auch nicht retten. Vermutlich ist das hier auch etwas zu hoch, wenn ich so darüber nachdenke.
7. The Marshall Mathers LP 2 (2013)
Für viele war das ja ein wenig eine Rückkehr zur alten Form, der Einfluss seines neuen "Recovery"-Stils ist hier aber auch noch deutlich hörbar. Die poppigen Sachen sind lahm, die Referenzen an seine alten Sachen wirken aufgesetzt.
6. Music to be murdered by (2020)
Recht modern im Sound, wieder viele unangehme Parts, aber insgesamt nicht allzu schlimm. Einfach ein wenig unspektakulär.
5. Infinite (1996)
Das vergessene Debüt. Ich mag den Boombapsound und es ist schon nicht schlecht, aber Eminem hat hier seinen Sound definitiv noch nicht gefunden und hat nichts, was ihn von der Masse abhebt. Ich kann es gut durchhören, aber wirklich spannend ist es nicht.
4. Relapse (2009)
Das hat mir überraschend gut gefallen. Nach dem grausigen "Encore" hat Eminem wieder hörbar mehr Bock und Energie. Ich mag die meisten Beats und das ist für mich auch das letzte Mal, dass ich ihm auf Albumlänge gerne beim Rappen zuhöre. Ein paar Ausfälle sind dabei und die Idee mit den Akzenten war jetzt auch nicht allzu toll, trotzdem ist das für mich klar sein bestes Album nach "The Eminem Show".
3. The Eminem Show (2002)
Ein Stück ernster und persönlicher als die Vorgänger. Viele gute Sachen dabei, ein paar Ausfälle. Keine großen Überraschungen.
2. The Slim Shady LP (1999)
Im Grunde sein richtiges Debüt. Nachdem auf der "Slim Shady EP" sein alter Ego Slim Shady zum ersten Mal randurfte, gibt es hier das komplette Album mit Unterstützung von Dr. Dre. Stilistisch ist das alles sehr bunt, aber die meisten Sachen funktionieren ziemlich gut. Auf den humorvolleren Songs wie "Brain Damage" gibt es auch immer wieder ernstere und persönliche Einblicke, auf seinen düsteren Songs wie "'97 Bonnie & Clyde" ist auch immer etwas Witz dabei. Wie bei allen seinen Sachen sind viele seiner Texte nicht wirklich gut gealtert, als Zeitkapsel funktioniert das Ding meiner Meinung nach aber immer noch ziemlich gut.
1. The Marshall Mathers LP (2000)
Schon ziemlich klar sein bestes Album. Raptechnisch legt er hier im Vergleich zum Vorgänger noch eine Schippe drauf und ist insgesamt einfach noch ein Stück konsistenter und besser geworden. "Stan" finde ich auch heute noch verdammt gut und bei den restlichen Songs unterhält mich die Mischung aus Humor und Gewalt ziemlich gut. So Sachen wie "Kim" würde ich mir allerdings nicht mehr freiwillig anhören, auch wenn das zu seiner Zeit vielleicht was Neues war.
Die ersten drei Plätze sollten wohl niemanden überraschen, den Rest kann man sich um Grunde auch sparen. Schon ein sehr komischer Artist, der seinen Peak sehr früh erreicht und dann den Großteil seiner Karriere eigentlich fast nur Müll produziert hat. :D
ijb
01.02.2025 - 13:57
Ja, krass, ich hab Revival nie gehört, lese aber grade in dem dicken Buch über Rick Rubin, und da lief mir just gestern über den Weg, dass das Album mit Rubin entstand. Krass, dass das echt so schlecht ist.
The MACHINA of God
01.02.2025 - 14:00
Schöne Einblicke. Aller paar Monate geb ich mir mal kurz "Revival", einfach weil es so weird ist. Vielleicht hör ich mal lieber in die zwei LPs rein. :)
The MACHINA of God
01.02.2025 - 14:02
Krass, dass das echt so schlecht ist.
Muss aber auch sagen, dass ich Rubin als Produzent sehr überbewertet finde. Und grad dieses plärrig-laute (was er leider die letzten Jahrzehnte leider oft macht) hat schon so manches Album eher verschlechtert als verbessert.
Affengitarre
01.02.2025 - 14:12
Die späten Alben leiden wirklich enorm unter den Produktionen von Rubin. Das sind dann immer diese Raprock-Ungeheuer, die selbst auf "Licensed to Ill" uncool und veraltet gewesen wären. :D Die sind aber definitiv nicht die einzige Schwachstelle dort.
Der Typ war schon an vielen meiner Lieblingsalbum beteiligt (wenn auch manche Artists erzählen, dass er bei den Aufnahmen kaum präsent war, Slipknot und Slayer bspw.), aber in den letzten Jahren kaum da echt nichts vernünftiges mehr. Wobei, bei der Doku "McCartney 3,2,1" fand ich ihn als Gesprächspartner ziemlich gut. :D
The MACHINA of God
01.02.2025 - 14:24
Der Typ an sich ist schon sehr interessant und oft ist das ja auch Teil des Produktionsprozesses. Nur finde ich ihn klangästhetisch selten wirklich gut.
ijb
02.02.2025 - 13:30
Dem kann ich weitgehend zustimmen.
Rubin ist sicher absolut keiner, den man für die Klangästhetik feiern könnte. Ich kenne tatsächlich auch nur die Alben von ihm, die sich eher im reduzierteren Bereich abspielen, will sagen Cash, "Yeezus", Donovan, Jagger, Kae Tempest und so ein paar Sachen der Art. Da passt das, auch weil Rubin da eher auf Klarheit und Reduktion geht und die Musiker dazu bringt, sich zu fokussieren - und Rubin eher als eine Art Coach (im Sinne von Berater, nicht als Trainer) auftritt.
Seine ganzen härteren Rock-Sachen und auch viele der Rap-Alben sind mir nicht so vertraut. Zumeist ist die Macho-Macker-Rock/Rap-Schiene nicht ganz so meine Baustelle (Slayer, Red Hot Chili Peppers, Audioslave, Slipknot, Kid Rock etc). "Licensed to Ill" mochte ich ehrlich gesagt noch nie, obwohl ich die Beastie Boys sonst schon super finde.
Die McCartney-Rubin-Serie habe ich letztes Jahr auch mal angefangen, fand ich in der Tat ebenfalls sehr schön.
Ich finde aber auch, dass Rubin, verglichen mit anderen interessanten Produzenten, so in den einschlägigen Musikmedien überproportional abgefeiert wird; daher kann ich dem "sehr überbewertet" durchaus zustimmen.
edegeiler
20.02.2025 - 13:29
Etwas spät, aber das hier war auch sehr interessant zu lesen. Hatte auch mal kurz mit dem Gedanken gespielt, aber dann keine Lust auf Edgelordwitze und dauernd angebrüllt werden. "Killshot" fand ich nochmal cool, ansonsten seit Jahren nichts von Eminem gehört, dass mich gereizt hätte.
Felix H
20.02.2025 - 13:33
Oh, grad erst gesehen.
Ja, in etwa auch so mein Eindruck, ein echt talentierter Rapper, der leider nur 3 wirklich hörenswerte Alben hat und sonst wirklich viel Mist gemacht hat. Eigentlich somit nicht weit weg von Snoop.
Affengitarre
20.02.2025 - 16:19
keine Lust auf Edgelordwitze und dauernd angebrüllt werden
Oh, dann solltest du wirklich Abstand nehmen. :D Das ist schon ein interessanter Artist, aber viele Releases sind schon echt hart.
Eigentlich somit nicht weit weg von Snoop.
Aber immerhin nur 12 Alben. :D
Ansonsten finde ich beeindruckend und auch ein wenig erschreckend, wie unfassbar erfolgreich er war und immer noch ist. Das ist nach wie vor klar der Rapper mit den meistverkauften Releases. Der lebt ja nach wie vor (wie auch Snoop eigentlich) von seinem Legendenstatus, obwohl die meisten Alben einfach grottig sind. Ich kann auch echt wenig mit diesem Silbenzählerrap anfangen.
The MACHINA of God
20.02.2025 - 16:20
Silbenzählrap?
Affengitarre
20.02.2025 - 16:22
Einfach so extrem technisches Gerappe mit Kettenreimen und mehreren Silben, die sich über mehrere Verses reimen. So wie Kollegah das ja auch auf deutsch macht.
Affengitarre
20.02.2025 - 16:24
Siehe auch so einen Quatsch wie "Rap God". Find ich ganz übel. :D
Arne L.
20.02.2025 - 16:35
Find ich cool, dass du dir die Mühe gemacht hast. Ich als 1989er-Jahrgang bin natürlich extrem mit Eminem aufgewachsen und war als Teenager zeitweise auch Fan.
Was mich persönlich besonders freut: Ich fand "Relapse" auch zum Release deutlich zu hart bewertet. Gerade das Double aus "Deja Vu" und "Beautiful" mag ich total gerne.
Affengitarre
20.02.2025 - 16:56
Oh ja, das Doppel ist wirklich toll. Tyler. The Creator ist ja auch ein riesiger Fan des Albums. Tatsächlich war ursprünglich ein „Relapse“ Teil 2 geplant, nach den schlechten Kritiken ging er dann leider in eine andere Richtung und schuf das grausige „Recovery“. Naja.
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