Buch: Alexander Gorkow - Die Kinder hören Pink Floyd (Buchclub-Wahl #20)
Deaf
05.10.2023 - 15:54
Hier der Thread zum Buch der Monate August/September 2023.
Deaf
22.11.2023 - 10:47
Hat es denn überhaupt jemand gelesen?
Ich fand das Buch ziemlich gut, mindestens 7/10. Hat doch einige Kindheitserinnerungen geweckt, auch wenn ich in den 70ern noch nicht geboren war. Die grosse Stärke ist sicher der Humor, vor allem immer, wenn der Vater im Spiel war musste ich lachen und es nochmals lesen. Die Kommunikation zwischen Vater und Mutter oder auch das Telefongespräch zwischen Vater und Junge sind wirklich toll geschrieben. Auch die Bruder-/Schwesterbeziehung ist sehr speziell, natürlich mit dem tragischen Hintergrund der Herzerkrankung der Schwester.
Schön auch, wie Pink Floyd und deren Musik immer wieder in die Geschichte eingewoben werden. Am Ende dann der etwas seltsame Zeitsprung mit dem Interview mit Roger Waters, das jedoch aufzeigt, dass der Autor trotz aller (musikalischer) Verehrung des Künstlers sich sehr kritisch mit ihm auseinandergesetzt hat. Er erwähnt ja am Ende auch, dass er sich sehr zu schwierigen Künstlerpersonen hingezogen fühlt, was auch seine Zusammenarbeit mit Till Lindemann erklären könnte.
myx
22.11.2023 - 11:35
Ich habe es gelesen, ja, konnte mich aber irgendwie nicht zu einem Diskussionsstart überwinden, obwohl das Buch mir – mit einer kleinen Einschränkung – ebenfalls richtig gut gefallen hat. Heut Nachmittag dann mehr dazu.
MopedTobias (Marvin)
22.11.2023 - 12:02
Ich hatte es auch gelesen, besonders nachhaltig hängengeblieben ist es bei mir allerdings nicht. Es gab allerdings zweifelsfrei einige unterhaltsame (mit dem Vater) und berührende (mit der Schwester) Momente, die mir beim Lesen von Deafs Post wieder in Erinnerung gekommen sind. 7/10 passt sicherlich.
myx
22.11.2023 - 15:16
Bin auch bei einer 7/10, das gleich vorausgeschickt. Grosse Wellen geschlagen hat das Buch bei mir ebenfalls nicht, aber gut gefallen hat es mir insgesamt schon.
Zustimmung meinerseits auch, was die humorvolle Seite des Buches und die berührenden Momente betrifft. Ich fand's überhaupt insgesamt toll geschrieben, der flüssige Stil hat mich richtig durch das Buch gezogen, habe es jedenfalls kaum einmal beiseite gelegt. Und da ich selber Baujahr 1965 bin, hatte der Roman für mich natürlich einen gewissen Nostalgiefaktor, auch wenn ich nicht in Deutschland aufgewachsen bin.
An welche Details erinnere ich mich ganz besonders? Da ist in erster Linie die Szene mit dem Pool bei der reichen Familie Brenner. Wie sehr muss man im Geld schwimmen, denkt man sich bei der Lektüre, dass man seinen Sohn samt Besuch nach Goldbarren tauchen lässt? Es sind vermutlich solche Momente und Erinnerungen, die am Ende das politische Profil des späteren SZ-Journalisten geprägt haben. Als Sinnbild für die Dekadenz übermässigen Reichtums und die Notwendigkeit, für eine gerechtere Welt einzutreten, eignet sich die besagte Szene jedenfalls wunderbar (nur, dass Reichtum nicht zwingend anrüchig sein muss, denkt man sich dann auch noch dazu).
Speziell ist der Roman für mich aber vor allem wegen des Umstands, dass ich in meiner Kindheit und Jugend unter denselben Sprachproblemen gelitten habe, wie der Protagonist. Zwar verflüchtigte sich das Stottern bei mir auch irgendwann fast wie von selbst, aber latent ist es noch immer vorhanden, und Reden oder Vorträge vor Publikum gehören bis heute nicht zu meiner Lieblingsdisziplin. Immer steht bei einer solchen Problematik, so meine Erfahrung, die Beschäftigung mit dem Sprechen und der Sprache allgemein im Mittelpunkt. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass diese Thematik das schriftstellerische Können Gorkows zusätzlich gefördert hat.
Damit sind wir beim "intensiven Leuchten" im verbalen Bereich angekommen, das die Lehrerin dem Protagonisten in der Schule attestiert hat. Wie wir nach der Lektüre des Romans wissen, durchaus zurecht.
Ich fand es deshalb etwas schade, dass Gorkow im Epilog diese Qualifizierung extra noch einmal erwähnen musste. Das hatte für mich leider ganz leise den Beigeschmack von Eigenlob und Wichtiguerei. Aber wahrscheinlich tue ich dem Autor damit Unrecht. Man kann es ja auch als Mitteilung an den Leser deuten, immer an seine Begabungen zu glauben und darauf zu bauen, dann wird am Ende auch etwas daraus.
Mit dieser kleinen (Vielleicht-doch-nicht-)Einschränkung möchte ich schliessen. ;-)
myx
22.11.2023 - 15:20
*Wichtigtuerei.
Deaf
22.11.2023 - 15:41
Wie sehr muss man im Geld schwimmen, denkt man sich bei der Lektüre, dass man seinen Sohn samt Besuch nach Goldbarren tauchen lässt?
Wobei der Besuch, im Gegensatz zum eigenen Kind, den Goldbarren jeweils nicht behalten durfte. ;-)
myx
22.11.2023 - 15:45
Gute Ergänzung, danke. :)
Kevin
22.11.2023 - 22:24
Ich habe das Buch bereits vor einem Jahr gelesen und erinnere mich eher dunkel. Was ich noch weiß: Ich war war milde enttäuscht und gab eine 5/10. Es hat sich wie der Versuch angefühlt, Joachim Meyerhoff nachzueifern, ohne dessen Esprit und Gefühl für die zarten und harten familiären Momente. Ich fand den Roman letzten Endes flach und er hat mich emotional leider nicht angesprochen.
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