Wo sind die denkwürdigen Alben der Gegenwart?

Termin am tor

01.12.2020 - 20:16

Ein Thema, was mich schon länger umtreibt, ist die Entwertung des Formats Album. Damit meine ich nicht, dass die Musik per se schlechter geworden ist, aber Musikalben hatten in der Prä-Internet-Ära einfach einen anderen Stellenwert. Radioheads "Ok Computer" , "Mellon Collie" von den Pumpkins und tausende Alben mehr, haben eine ganze Generation geprägt, waren begehrtes Gesprächsthema auf Schulhöfen und gelten zu Recht als zeitlose Klassiker.
In der Visions gibts seit geraumer Zeit eine Rubrik "20 jahre zurück", in der bahnbrechende Alben vorgestellt werden. "White pony", "The shape of punk to come", aber auch "Mer de Noms" und und und.... Wenn ich an 2040 denke, frage ich mich, ob es diese Rubrik immer noch geben wird und ob es identitätsstiftende Alben des Jahres 2020 gibt, die in 2040 jeder immer noch kennt und auf die sich die meisten einigen können. Selbt wenn man die Musik mal außen vorlässt, Alben werden auch durch ihre Cover besonders wie zB das Baby bei Nirvana, der Mönch bei Rage against the machine oder auch der Schreiberling bei Gunsn Roses.

Denke ich an die letzten 3 Jahre, ist mir kein Cover im Gedächtnis geblieben, was in irgend einer Weise hervorsticht und in die Populärkultur eingegangen ist.

Und nochmal: Ob die Musik nun schlechter oder besser geworden ist, ist sicher Geschmackssache. Aber das Gitarrenmusik an Bedeutung verloren hat , musikalisch wie auch kulturell und gesellschaftlich, steht für mich (leider) außer Frage.


Grizzly Adams

01.12.2020 - 20:30

Könnte vielleicht daran liegen, dass die denkwürdigen Alben der Gegenwart erst in der Rückschau in ein paar Jahren denkwürdig werden?!

Christopher

01.12.2020 - 20:35

Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass i.d.R. die eigene Adoleszenz maßgeblich für die Ausprägung des persönlichen Geschmacks ist.

Durch die permanente Verfügbarkeit praktisch aller jemals veröffentlichten Alben hat sich die Art und Weise, wie wir Musik konsumieren aber natürlich stark verändert. Merke das ja auch bei mir. Ich höre immer noch gerne (und oft) ganze Alben, aber auch die Playlist (was im Prinzip auch nur ein Mixtape ist) habe ich als Konsumform liebgewonnen.

In den letzten Jahren erschienen durchaus Alben, die in ihren Genres absolut stilprägend waren.

Das von dir genannte "Mer de noms" sehe ich z.B. als gutes Album in seinem Genre, aber überhaupt nicht einflussreich.

sizeofanocean

01.12.2020 - 20:40

alle Trends waren schon da, alle Jugendkulturen auch, Genres zerfasern oder werden gemixt, es gibt kaum noch Abgrenzungen, auf den großen "Alternative" Festivals läuft das gleiche wie auf 1Live, alles wird nur noch häppchenweise konsumiert, alles muss immer verfügbar sein, Hypes halten gerade noch 12 Stunden lang, permanente Reizüberflutung, alle sind komplett überfordert... nur ein paar Gründe dafür, dass das letzte Jahrzehnt weit hinter den 90ern und 2000ern zurückliegt, sowohl was die Qualität als auch die Bedeutsamkeit der Releases angeht.

Randwer

01.12.2020 - 20:52

Moden kommen und gehen auch wieder. Das gilt auch für die Formen der Darreichung. Auch ist die Welt voller verkannter und längst vergessener Genies.
Gitarrenmusik gibt es noch zuhauf. Auch wenn man nicht immer sicher sein kann, ob sie nicht gesampled ist.

Ich begrüße während dessen die gegenwärtige Renaissance der Pfeifenorgel.

Grizzly Adams

01.12.2020 - 21:07

@Christopher: da ist was dran. Die Art des Musikhörens hat sicherlich einen großen Einfluss auf die Sozialisation mit Musik. Und somit auch mit dem eigenen Aufwachsen mit Musik.
Reinhören und Skippen fällt natürlich leichter, wenn man eine CD oder einen Stream hört. Bei Vinyl wird’s schon schwieriger. Darum sind alle Plattentests-User auch sicher nicht repräsentativ für den heutigen Zugang zu Musik. Ich behaupte einfach mal, dass wir alle Musik hören wollen, uns Zeit dafür nehmen, Geduld für ein komplettes Album aufbringen und nicht einfach nach ein paar Takten weitergehen. Playlists entstehen danach und nicht währenddessen.
Und selbstverständlich gibt es nach wie vor denkwürdige und auch wegweisende Alben. Das Cover-Artwork mal außen vor. Nur sind diese selten am VÖ-Tag bereits Legende. Das braucht Zeit. Wird erst später offenkundig, wenn neue Künstler sagen, dieses oder jenes Album, dieser oder jener Künstler hat mich beeinflusst.
Die Relevanz eines Albums bei Musikhörern wird letzten Endes immer an Verkaufszahlen gemessen oder an Konzertkarten. Mit der Qualität, mit der jeder für sich die Musik beurteilt, hat das wenig bis gar nichts zu tun.

Termin am tor

01.12.2020 - 22:29

@ Grizzly

"Ok Computer" , "Nevermind" , "is this it" oder "Disintegration" ...alles Alben, die relativ schnell den Stempel des Klassikers hatten. Vllt nicht am Tag des Erscheinens, aber ganz sicher kurze Zeit danach.

Welche bahnbrechenden Alben der Periode 2013-2018 fallen den in diese Kategorie ??

In meinen Augen: Keine ! Aus Gründen, die zum Teil schon hier erwähnt wurden.



Grizzly Adams

01.12.2020 - 23:27

@Termin am Tor: ich mag dir deine Beispiele für bahnbrechende Alben nicht nehmen, aber da hat ja dann doch jeder seine eigene Liste. Wenn dir also keine aus den Jahren 2013-2018 einfallen, die du darauf setzen würdest, ist das für mich zunächst also kein Beweis, dass es sie nicht gibt, sondern deine Meinung, die ja nicht jeder teilen muss.

doept

01.12.2020 - 23:51

Ich vermute mal ein wichtiger Grund warum es in den letzten Jahren nicht wirklich "denkwürdige" Alben gab ist die veränderte Medienlandschaft.

Bis etwa 2000 hat einfach jeder - ob musikinteressiert oder nicht - mal Kontakt mit diesen Alben gehabt. Zuerst über Radio, dann über Musikfernsehen.
Es gab halt einfach niemanden der nichts von Nevermind oder Ok Computer zu der Zeit mitbekommen hat, und insofern konnten sich relativ viele Leute eine Meinung dazu bilden.

Heute liegt es an jedem einzelnen die Möglichkeiten der fragmentierten Medien zu nutzen, und das führt dazu dass ein Großteil sie nicht nutzt oder halt nur die Medien in seiner "Blase" hört.
Anders gesagt: Nirvana haben mit Nevermind bei Erscheinen 100% des Schulhofs erreicht. Heute würden sie vielleicht noch 10% erreichen.

dreckskerl

02.12.2020 - 00:23

Du meinst weil heute weder Musikfernsehen noch Radio gehört wird?

Nevermind kannte jeder, vornehmlich weil es ein Megaverkaufserfolg war, plus Number one Single.
Wasbei OK Computer schonnicht anz so deutlich war.

Ich finde eher, dass wie Christopher es bemerkt hat, die Form des Albums nicht mehr so wichtig ist, sondern einzelne Songs auf playlists.
Es ist beispielsweise dadurch Tocotronic möglich mal eine Woche die Albumcharts anzuführen, weil dafür nur noch ein Bruchteil an Verkäufen notwendig ist.

Neben der schwindenden Bedeutungslosigkeit des Albums als vornehmliche Form der Musikpräsentation und Verteilung heutzutage, kommt m.E. hinzu, dass die Pop und Rockmusik sich nicht mehr neu erfinden kann und es von daher immer schieriger wird ein Albmmit songs zu füllen, die genügend "Neues/Aufregendes/Relevantes haben

doept

02.12.2020 - 00:31

Ich vermute wir meinen so ziemlich das gleiche, denn Reichweite und Verkaufserfolg bedingen sich doch meistens gegenseitig.
Die Alben die ohne Reichweite Erfolge wurden kann man vermutlich an ein paar Fingern abzählen, und die unerwartet erfolgreichen Alben werden dann ja recht schnell in die Medienrotation aufgenommen.

Was die Qualität, und das Thema Neues/Aufregendes/Relevantes angeht bin ich bei auch dir.

Termin am tor

02.12.2020 - 01:57

@ doept

Das mit der Medienlandschaft sehe ich ganz genauso.

@ Grizzly

Was sind den die bahnbrechenden Alben der letzten Jahre? Mir fällt nix ein, was über eine bestimmte Nische hinausgeht...

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 06:48

Ich finde die Release-Frequenz und auch --Qualität der letzten Jahre durchaus beachtlich. Ich könnte dir zahlreiche Alben nennen, die ich in ihrer jeweiligen Ausarbeitung sogar stärker finde, als manchen Klassiker.

Was man aber sagen muss, ist, dass es sich dabei in aller Regel um Bands handelt, die schon länger existieren und deren Protagonisten meist jenseits der 40 sind, oder zumindest in ihren späten 30ern. Völlig neue Bands mit jungen Musikern, ja, da passiert in der Tat fast nichts. Insofern sehe ich die wahre Talsohle erst in einigen Jahren auf uns zukommen.

Außerdem verschiebt sich vieles, was irgendwann mal im Mainstream an der Oberfläche stattfand, in den Untergrund und lebt dort weiter. Und manchmal ist das gar nicht mal das Schlechteste.

sizeofanocean

02.12.2020 - 08:26

persönliche Geschmäcker mal außen vorgelassen, die 90er und 2000er hatten unter anderem folgende Trends/Hypes/Hoch-Zeiten auf Lager:

Grunge/Alternative (von Nirvana bis Radiohead)
Punk/Hardcore (von Green Day bis Sick of it All)
Deutsch-HipHop (Eins Zwo, Beginner und Konsorten)
Deutschpunk (oder eher Doitschpank, höhö - von ...But Alive bis Wizo, alles Wichtige in den 90ern)
Nu-Metal (jaja, ziemliche Kirmes, aber hatte eben auch seine Zeit...)
Metalcore (Killswitch Engage, Unearth, selbst die ersten Thrice-Alben...)
Indie/Tanzflächen-Rock (die "The" Bands, Bloc Party etc.)
Emocore 2.0 (Thursday, Finch, Glassjaw...)
Electro-Clash (Justice, Digitalism, das Melt Festival auf seinem Zenit)
Indie aus Deutschland (die Grand Hotel Crew, die Sterne, Tocotronic)

und da haben wir noch nichtmal über alle wichtigen/einflussreichen Strömungen gesprochen. Was da alles an Meilensteinen und Genre-definierenden Meisterwerken rausgekommen ist - mir fällt nicht im Ansatz ein, wie die Jahre 2010 bis 2019 da mithalten könnten. Klar kann jeder da seine persönlichen Highlights haben, aber was die Prägung der Musiklandschaft angeht, sieht es ganz schön mager aus.

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 09:00

Was das Entstehen neuer Trends angeht, magst du recht haben. Heutzutage hat das Musikhören für die jüngeren Generationen nicht mehr den gleichen Stellenwert wie für uns damals und schon gar nicht wird sich im gleichen Maße über eine bestimmte Szenezugehörigkeit definiert. Da spielt sich inzwischen vieles im Netz ab, insbesondere in den sozialen Medien. Schau dir mal die 80er an. Die Goths gegen die Punks, die Waver gegen die Rocker, die Popper gegen die Metaler (bewusst überspitzt dargestellt). Unsere heutige Welt ist viel zu sehr durchgetaktet und gleichgeschaltet, als dass man sich noch auf solche Pfade begeben würde. Die Gefahr, ausgegrenzt und in den sozialen Medien bloßgestellt zu werden, ist viel zu groß.

Es ist sicherlich nicht nur ein Verlust, dass es diese Ausfranzungen und Polarisierungen nicht mehr gibt. Aber in Bezug auf den Kommentar von sizeofanocean darf man sicherlich feststellen, dass das alles ganz bestimmt kein kreativitätsförderndes Milieu ist.

Klaus

02.12.2020 - 09:31

"Was das Entstehen neuer Trends angeht, magst du recht haben. Heutzutage hat das Musikhören für die jüngeren Generationen nicht mehr den gleichen Stellenwert wie für uns damals und schon gar nicht wird sich im gleichen Maße über eine bestimmte Szenezugehörigkeit definiert."

Das sehe ich anders. Nur ist ein großer Teil des Forums hier, die sich darüber beklagen, einfach nicht mehr Zielgruppe aktueller Musik. Das hier ist ein schönes Beispiel:

""Ok Computer" , "Nevermind" , "is this it" oder "Disintegration" ...alles Alben, die relativ schnell den Stempel des Klassikers hatten. Vllt nicht am Tag des Erscheinens, aber ganz sicher kurze Zeit danach.

Welche bahnbrechenden Alben der Periode 2013-2018 fallen den in diese Kategorie ??

In meinen Augen: Keine ! Aus Gründen, die zum Teil schon hier erwähnt wurden."

Halt mal ein bisschen weg von der Rockmusik kommen. Das ist - ohne es böse zu meinen - die softe Version von "es gibt gar keine gute, handgemachte Musik mehr". Indie und Rock sind seit 5 Jahren tot und seit mindestens 10 Jahren durchgespielt - da wächst nunmal kein Gras mehr, aber die Herde ist weiter gezogen.

"Es ist sicherlich nicht nur ein Verlust, dass es diese Ausfranzungen"

Hier würde ich sogar am meisten wiedersprechen. Die Musik ist heute zu ausgefranst wie noch nie. Durch die internationale Verfügbarkeit von Musik gibt es mehr und mehr kleinere Bubbles.

tl/dr: Ihr wollt es ja nicht hören, aber es ist "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?"

Klaus

02.12.2020 - 09:31

DIe Frage des Threads müsste also eher lauten:

"Wo sind die denkwürdigen Alben der Gegenwart, die mir auch gefallen?"


Klaus

02.12.2020 - 09:45

Wer übrigens auf die große Entdeckungstour geben mag:

http://everynoise.com/

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 09:45

Ich weiß nicht, an wen das adressiert war, aber mir gefallen heutzutage fast mehr Alben, als damals.

Die von dir zitierte Passage bezieht sich mehr auf das Thema " Sinnfindung durch Szenezugehörigkeit". Das hat abgenommen, was ich persönlich nicht tragisch finde. Trotzdem glaube ich, dass dadurch ein möglicher Quell an Innovation verloren ging. Kann man sicherlich drüber diskutieren.

Und was das Weiterziehen der Herde angeht: Ja, irgendwie magst du recht haben. Reduzierung auf Gitarrenmusik war noch nie eine gute Idee. Aber bedenke, dass es elektronische Musik auch bereits seit Jahrzehnten gibt und vieles, was heutzutage als der heiße Scheiß angepriesen wird, gab es so auch oft schon. Und nicht selten schöner, gewagter, interessanter, extremer. Ich finde das nicht schlimm, aber ich sehe heutzutage tatsächlich nicht die große Innovation. Die Qualität moderner Musik leitet sich daher für mich eher durch die Ausdifferenzierung und sinnhafte Weiterentwicklung des bereits Existierenden ab. Was ich nicht schlecht finde!

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 09:50

... aber meine oben beschriebene Talsohle, die ich erst in einigen Jahren erwarte, bezog sich in der Tat auf Gitarrenmusik. Hier sehe ich den Tiefpunkt bei weitem noch nicht erreicht, da etablierte Bands uns in der Jetztzeit noch mit hochwertigen Veröffentlichungen versorgen. Da wird es in 10, 20 Jahren sicherlich noch viel düsterer aussehen.

Analog Kid

02.12.2020 - 09:53

"Die Goths gegen die Punks, die Waver gegen die Rocker, die Popper gegen die Metaler"

Und alle zusammen gegen die StiNo's (also mich)

Im Osten übrigens eher Skins gegen Punks. Die "Goths", damals ja auch als "Grufties" bekannt, eigentlich eher ne Unterform von Punk. Da gabs eher Überschneidungen als Gegnerschaft imo Vielleicht war das aber auch so'n Ost-Ding

On topic: Würde auch sagen, dass die Zeit der Bedeutsamkeit von "Alben" generell im Abflauen und im Zuge veränderter Hörgewohnheiten heranwachsender Generationen in nicht allzu ferner Zukunft wohl völlig vorbei sein wird. Wird unsereins wohl mit "dealen" müssen. Wenn es soweit ist, wird mein neuer Nick dann "Digital Man" sein.

VelvetCell

02.12.2020 - 09:55

Man muss wohl auch sagen, dass gitarrenbasierte Musik im Moment ziemlich tot ist, kommerziell gesehen.

Zudem erleben wir einen Wandel den Musikkonsums, den es so noch nie gegeben hat. Dass man als Hörer eher alternativer Musik mit den aktuellen Charts nicht konform geht, liegt auf der Hand. Dass man aber quasi keinen Song und Künstler mehr kennt, ist neu.

Das liegt an meinem Musikgeschmack sagt ihr jetzt und das ich den einfach den Draht zu populärer Musik verloren habe. Glaube ich aber nicht.

Als ein Künstler namens Capital Bra neulich den Rekord der Beatles mit den meisten Nummer-Eins-Hits in Deutschland geknackt hat, da habe ich von dem Typen das erste Mal gehört.

Und ja, ich gebe es zu Deutsch-Rap finde ich unerträglich. Ich sehe das nicht mal mehr als Musik an. Und das sage ich als Fischmob-Fan.

Ich frage mich: Ist die Geschichte der Pop- und Rockmusik nach etwa 70 Jahren auserzählt?

Klaus

02.12.2020 - 09:56

" Ja, irgendwie magst du recht haben. Reduzierung auf Gitarrenmusik war noch nie eine gute Idee. Aber bedenke, dass es elektronische Musik auch bereits seit Jahrzehnten gibt und vieles, was heutzutage als der heiße Scheiß angepriesen wird, gab es so auch oft schon. "

Das stimmt schon. ALlerdings würde ich hier zwischen Inventor und Innovator unterscheidet ;) Sprich: Es gab schon sehr viel das Threadthema allerdings handelt ja eher von "denkwürdigen" Alben. Disintegration war nicht neu, Nirvana war nicht neu, Strokes-Sound war nicht neu. Aber sie haben halt Alben geschaffen, die als Meilensteine gelten (zurecht).

"Die von dir zitierte Passage bezieht sich mehr auf das Thema " Sinnfindung durch Szenezugehörigkeit". Das hat abgenommen, was ich persönlich nicht tragisch finde. Trotzdem glaube ich, dass dadurch ein möglicher Quell an Innovation verloren ging. Kann man sicherlich drüber diskutieren."

Auch hier glaube ich eher an eine Verschiebung. Das hat sich (leider) alles Richtung Cloudrap/Trap/Deutschrap gedreht. Vielleicht mal die heute jugendlichen Fragen. Nevermind ist auch nicht durch Leute über 30 groß geworden.

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 09:56

Vielleicht hatte dem bezüglich ein alter, weißer Mann dann doch irgendwie recht:

The Times They Are a-Changin’

VelvetCell

02.12.2020 - 09:58

Ich bin übrigens keineswegs unzufrieden deswegen. Denn es gibt in den von mir gehörten Bereichen von Singer/Songwriter bis Metal, von Electro bis Prog, von Stoner/Doom bis Klassik usw. mehr neue und gute Musik als ich bezahlen kann.

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 10:00

"Auch hier glaube ich eher an eine Verschiebung. Das hat sich (leider) alles Richtung Cloudrap/Trap/Deutschrap gedreht. Vielleicht mal die heute jugendlichen Fragen. Nevermind ist auch nicht durch Leute über 30 groß geworden."

Da hast du sicherlich völlig recht. Über die Qualität dieser Musik möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern, als altem Mann muss mir das auch nicht gefallen und ich fände es vollkommen unglaubwürdig, würde ich mit über 40 diesen Trends irgendwie hinterherlaufen.

Trotzdem ist das, möchte man diesen Vergleich denn herstellen, ein vollkommen anderes Szeneverständnis, als es früher der Fall war.

Klaus

02.12.2020 - 10:02

Hm, das kann ich dann schlecht beurteilen, wie "radikal" diese Trennungen waren.
Meine "Szeneerfahrungen" sind exakt diese hier:

"Im Osten übrigens eher Skins gegen Punks. Die "Goths", damals ja auch als "Grufties" bekannt, eigentlich eher ne Unterform von Punk. Da gabs eher Überschneidungen als Gegnerschaft imo Vielleicht war das aber auch so'n Ost-Ding"

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 10:04

"Ich bin übrigens keineswegs unzufrieden deswegen. Denn es gibt in den von mir gehörten Bereichen von Singer/Songwriter bis Metal, von Electro bis Prog, von Stoner/Doom bis Klassik usw. mehr neue und gute Musik als ich bezahlen kann."

Interessanterweise gibt es ausgerechnet im regressiven Metal eine neue Szene und im Gegensatz zu manch anderer Szene, ist diese tatsächlich jung. Gespielt von jungen Menschen. Ich verweise hier auf Nordamerika und Bands wie zum Beispiel Visigoth oder Eternal Champion. Irgendwie ulkig.

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 10:14

Das bezog sich übrigens auf klassischen Metal. Mir geben diese Bands durch die Bank nichts, aber fuck yeah, why not. Ich erkläre mir das so, dass der Metal, mit all seinen Szene-Blingblings, immer noch genug identifikationsstiftendende Projektionsfläche bietet.

slowmo

02.12.2020 - 10:43

Also an meinen subjektiven Musikgeschmack gemessen hat auch die Qualität sehr wohl abgebaut. Allerdings ging das da schon langsam in den Nuller Jahren los.
Aus neutraler Sicht gesehen hat sich wohl einfach die Musikwelt völlig verändert. Das mag für einige eine Bereicherung sein und eben für andere eher zurückgebliebene, konservative Musikhörer wie mich eher eine äußerst negative Tatsache.

Über das Thema könnte man wohl ein ganzes Buch schreiben, aber nur mal um die wichtigsten Fakten zusammenzufaßen:

- Rockmusik bzw. Gitarrenmusik ist tendenziell eher aus der Mode gekommen (was nicht heißt, dass sie je völlig aussterben wird). Dafür spielen elektronische Klänge eine immer maßgeblichere Bedeutung. Evtl. auch dadurch "verschuldet", dass es eben dank der Digitalisierung für jeden Menschen möglich ist Zugang zu diversen Tools und Programmen zur Komposition von neuer Musik zu bekommen.

- es ist durch die Angesprochene Digitalisierung relativ leicht geworden selbst Musik zu veröffentlichen. Allerdings ist es schwieriger geworden damit Geld zu verdienen oder erfolgreich zu sein. Es gibt schier eine Flut von Musikern die irgendwelchen, kleinen abgedrehten Sachen im Netz veröffentlichen und zu denen die breite Masse den ungefiltertern Zugang hat, aber immer weniger prägende Konsensbands als Vorreiter.

- Durch Musikstreaming werden immer weniger Alben gekauft. Menschen hören eher Playlists als sich wirklich mit einem gesamten Album zu beschäftigen. U.a. auch, weil alles verfügbar ist und man nicht auf seine beschränkte Plattensammlung alleine mehr angewiesen ist.

- Durch Internet und Digitalisierung ist die Musik viel schnelllebiger geworden. Menschen kommen schneller von einem Trend zum anderen.

- Es gibt keine klassische Jugendkultur mehr oder Generationenkonflikte in der Musikwelt. Selbst Eltern sind mit Popmusik aufgewachsen und spätestens seit Gangsterrap gibt es eigentlich auch nichts mehr, womit man da noch schockieren oder sich abgrenzen kann. Natürlich gibt es noch unterschiedliche Spaten, aber solche Gruppierungen wie Mods, Teds, Popper, Skins etc. sind alle eher musealer Natur.

... und ich habe bestimmt noch ein paar Dinge vergessen.

Analog Kid

02.12.2020 - 10:55

"Natürlich gibt es noch unterschiedliche Spaten"

Klappspaten z.B. :)

slowmo

02.12.2020 - 11:19

Ups... das kommt davon, wenn man mal eben schnell seinen Senf dazu geben will. ;)

Analog Kid

02.12.2020 - 11:35

Im Jahr 2050:

"Opa Opa erzähl uns wie war das damals mit diesen sogenannten "Alben", musste man die wirklich von vorne bis ganz nach hinten hören?"

"Genau liebe Kinder, nicht nur das, sondern die ganz besonderen hatten sogar eine A-Seite und eine B-Seite, da musste man das ganze immer rumdrehen, und vorne waren die fantastischsten Bilder drauf, eine Banane z.B. oder ein schwarzes Dreieck mit nem Regenbogen dran! Kann sich heute kein Mensch mehr vorstellen."

Rote Arme Fraktion

02.12.2020 - 11:46

Guter Thread

Meine 50 Top-Alben splitten sich ja so auf

60er 9
70er 2
80er 1
90er 13
00er 19
10er 4

Bin Anfang 40. Kann es vielleicht sein, das man im Alter von 16-29 alles irgendwie intensiver wahrnimmt oder halt entdeckt und das daher kommt?

Pivo

02.12.2020 - 12:03

Die Musikwelt hat sich massiv verändert und es ist sicher auch immer noch für jeden etwas dabei. Für mich gibt es immer wieder denkwürdige Alben zu entdecken, aber die Suche wird aufgrund der Überflutung immer schwerer. Die Perlen zu finden die ich mag ist teil unmöglich geworden.

Der hier schon vielfach genannte Wandel in der Art des Hörens ist sicher schuld daran, dass Musik schnell zusammenproduziert wird, auf den Markt kommt um möglichste schnell Kohle zu machen und natürlich auch schnell wieder verschwindet.

Weltstars Marke Beatles, Michael Jackson und Konsorten dieser Kategorie werden auf diese Weise irgendwann schlicht und ergreifend nicht mehr existieren, dafür ist der Markt zu satt und eben einfach zu schnelllebig.

Und was ist Schuld: NATÜRLICH der gesellschaftliche Wandel (der muss im Zweifelsfall für alles herhalten). Die heutige Zeit ist geprägt von Masse statt Klasse, von schneller Verfügbarkeit und Ungeduld. Wer kann/will sich denn noch die Zeit nehmen um ein Album zu erforschen, 50-80 Minuten Laufzeit in Kauf nehmen, x-maliges Hören. Leider immer weniger. Man braucht Musik für den schnellen Konsum und die schnellstmögliche Betäubung von Alltagsstress und Sorgen. Einlegen und ich will bitte gleich die Erlösung spüren und mich Berauschen. Alles ist Burnout und irgendwann am Ende, wenn alles durch Netflix und Spotify verbrannt wurde, werden sicher wieder Künstler kommen die immer noch wissen wie es geht und auch die Menschen werden sich wieder mehr Zeit nehmen für die Kleinigkeiten des Lebens wie Kultur mit Ihrer großartigen Musik, die sie schon hervorgebracht hat und immer noch hervorbringen kann wenn man sie wieder lässt.

Nach dem Eso-Grundkurs möchte ich noch sagen, dass auch die Veröffentlichungspolitik mir heute nicht mehr gefällt. Früher gab es eine Single, manchmal zwei vor dem Albumrelease. Man kannte eben den einen Song vorab und freute sich noch auf 10-12 neue Lieder und fieberte dem Erscheinungstermin entgegen. Nach dem Erscheinen des Albums gab es dann nochmals drei Singleauskopplungen.
Heute ist es Sitte geworden drei, vier oder noch mehr Songs vorab rauszuschieben, dass man stellenweise schon mehr als das halbe Album hören kann bevor es erschienen ist. Da ist die Vorfreude natürlich schon abgefeiert und mit dem Erscheinen des Albums ist dann schon alles gesagt.

VelvetCell

02.12.2020 - 12:04

Die Phase meiner Adoleszenz bringt auch bei mir die meisten Lieblingsalben mit sich. Das ist wohl kein Zufall, ich glaube aber trotzdem daran, dass wir gerade durch eine Talsohle schreiten. Vielleicht kommt ja mal unverhofft eine junge Band um die Ecke und stößt so was wie eine zweite Grunge-Explosion an (ohne natürlich Grunge zu spielen, versteht sich – nicht dass dagegen was zu sagen wäre ...).

Analog Kid

02.12.2020 - 12:13

"Kann es vielleicht sein, das man im Alter von 16-29 alles irgendwie intensiver wahrnimmt oder halt entdeckt und das daher kommt?"

Emotionaler vielleicht, mehr so Bauchgefühl? Das Bedürfnis, in dieser Zeit "cool" zu sein, den angesagten Trends anzugehören, nicht zu vernachlässigen.
Später dann kopflastiger, auch mal genauer hinhören, sich anfänglich vermeintlich uncoolem Zeug nähern (böse Zungen sagen "schönhören" dazu) - war bei mir jedenfalls so.

"eine zweite Grunge-Explosion"

bitte nicht...

VelvetCell

02.12.2020 - 12:16

Noch mal:

(ohne natürlich Grunge zu spielen, versteht sich – nicht dass dagegen was zu sagen wäre ...).

Aber ja: Das war meine Jugend. Und viele Bands und Künstler dieser Zeit begleiten mich bis heut.

Klaus

02.12.2020 - 12:19

"Der hier schon vielfach genannte Wandel in der Art des Hörens ist sicher schuld daran, dass Musik schnell zusammenproduziert wird, auf den Markt kommt um möglichste schnell Kohle zu machen und natürlich auch schnell wieder verschwindet."

"Weltstars Marke Beatles,"

Das widerspricht sich meiner Meinung nach. Wie viel ALben haben die Beatles gleich in 10 Jahren herausgebracht?

Klaus

02.12.2020 - 12:21

https://www.musikexpress.de/studie-in-diesem-alter-hoeren-deutsche-auf-musik-zu-entdecken-1072945/

"Im Durchschnitt erreichen Deutsche den Höhepunkt ihres musikalischen Interesses mit 27 Jahren, der musikalische Stillstand tritt erst mit 31 Jahren ein. In Brasilien erreichten die Meisten bereits mit 22 Jahren den musikalischen Höhepunkt, ab 23 Jahren und zwei Monaten entdecken sie kaum mehr neue Musik."

Analog Kid

02.12.2020 - 12:23

"Aber ja: Das war meine Jugend"

Meine ja auch irgendwie. Aber Grunge ist trotzdem eher an mir vorbeigegangen. Nirvana fand ich ganz ok. Soundgarden, was ich so mitgekriegt habe eigentlich auch. Ansonsten war ich in dieser Zeit halt von orthodoxen Kurt-Anhängern und sonstigen Grunge-Lifestylern umgeben, von denen ich mich aus gewissen Gründen distanzieren musste :)
Daher auch immer so ein bisschen der ablehnende Reflex bis heute wenn von "Grunge" die Rede ist.

Termin am tor

02.12.2020 - 13:01

Als Threadersteller ging es es mir, vielleicht hab ich es nicht deutlich genug gesagt, nicht um die persönlich empfundene Qualität der heutigen Gitarrenmusik. Ich kann zB mit "OK Computer" bis heute nichts anfangen und höre lieber die Schrammelpunkband ausm Dorf von nebenan.

Mir ist jedoch aufgefallen, dass es die "Klassiker" im engeren Sinne, die auch ein breiteres Publikum über die eingeschworene Fangemeinde hinaus, nicht mehr gibt.

Etwas wie "Nevermind" war wahrscheinlich auch 1991 die Ausnahme, aber auch viele Alben davor und danach haben der Musik auch etwas gesellschaftsrelevantes hinterlassen. zB das ikonische Cover, eine Mode, einen Musikstil oder einfach die Erinnerung, dass man sich beim Albumrelease mit Freunden nach der Schule getroffen hat, um in die neue Platte kollektiv reinzuhören.

Das alles, und die Gründe wurden ja zum Teil schon angesprochen, gibt es nicht mehr.

Und das empfinde ich, obgleich ich natürlich meine Lieblingsmusik immer noch hören kann, als großen gesellschaftlichen Verlust.

VelvetCell

02.12.2020 - 13:19

Man kann von Neunzigern halten was man will, aber fest steht, dass es musikalisch eine aufregende Zeit war. Es gab neue Musikrichtungen wie den Grunge, Britpop, Crossover ala RATM, Nu-Metal (*grusel*) im Rockbereich, aber auch TripHop/BigBeat. Der HipHop im Allgemeinen und der deutsche Hip Hop im Speziellen erlebten ihren Durchbruch. Und dann natürlich die ganze Technoszene, die eine eigene Kultur bildete. Und danach?

Klaus

02.12.2020 - 13:26

Indierock, Indietronic, R'n'B, Trap, PC-Music.

Analog Kid

02.12.2020 - 13:31

"Und danach?"

Nochmal alles von vorn, bloss mit "Post-" davor.
Und Dubstep. Und Chillwave.

Und Chillstep.

VelvetCell

02.12.2020 - 14:01

Eben?

Und Indierock würde ich den Achtzigern zusortieren. R´n´B schon wieder den Neunzigern.

testplatte

02.12.2020 - 14:08

neue musikrichtungen kennt ihr keine ? also, spotify teilte mir vorhin mit, ich hätte dieses jahr 374 GENRES gehört, davon 192 neu.

was ihr hier macht, ist also wirklich jammern auf ganz hohem niveau :D

(also ernsthaft, dieser jahresrückblick hat mich stellenweise köstlich amüsiert)

VelvetCell

02.12.2020 - 14:19

Ohja! ich habe 114 neue Genres entdeckt! :D

Der Wanderjunge Fridolin

02.12.2020 - 14:46

Lol.

Christopher

02.12.2020 - 18:09

Ich finde das wahnsinnig müßig, Musikepochen (wenn man das im Pop überhaupt so nennen kann) gegeneinander aufzuwiegen.

Genres kommen und gehen. Alles, was mal da war, bleibt aber in irgendeiner Form. Mal wird es sogar zur Retrowelle. Insgesamt ist das ein ewiger Prozess des Iterierens.

Mal ehrlich: Ich liebe 90er-Gitarrenrock. Aber diese Art von Musik kann man doch heute gar nicht mehr machen, ohne dass es ein Abklatsch ist. Da gehört mehr als nur die Musik dazu. Die politische und gesellschafliche Stimmung z.B., aber auch der status quo der Musikindustrie. Nirvana bezog seinen Reiz aus dem Gegeneinanderlaufen von Industrie (Musikvideos, Starkult) und Untergrund (Punk-Attitüde, Lärm). Gerade diese Grenze besitzt heutzutage kaum noch Relevanz. Die Industrie hat seit 2000 massive Einbußen hinnehmen müssen, die Zeit totaler Popstars wie Madonna oder Michael Jackson ist vorbei. Am ehesten lassen sich noch Teenie-Idolie wie Billie Eilish oder damals Justin Bieber ausschlachten. Aktuell ist es z.B. der K-Pop, der gemolken wird. Alles beim Alten...

...aber eben doch nicht. Denn durch die offenen Vertriebswege des Internets und das stark verbilligte Recording kann quasi jeder Künstler halbwegs gut klingende Musik unters Volk bringen. Das führt einerseits dazu, dass es unfassbar viel Schund gibt. Und das Allermeiste bleibt ungehört. Andererseits kann man so einfach wie wunderbare Musik entdecken, wobei man sich immer bewusst sein muss, auch Spielball der Vorschlagsalgorithmen zu sein.

Ich versuche beim Musikentdecken bewusst, diese Zyklen zu durchbrechen und höre auch mal einfach eine Stunde lang obskuren Noiserock, bis mir irgendwas gefällt. Das kommt dann in die TEMP-Liste. Und vielleicht auch in die Heavy Rotation.

Das mit den Klassikern hat mit der oben beschriebenen Veränderung der Musikwelt zu tun. Musikkultur war ca. von den Beatles (vma auch ab Elvis) bis ca. 2000 relativ simpel. Es gab die großen Labels, es gab simple Vertriebswege, es gab ab den 80ern das Musikfernsehen. Kulturelle Phänomene waren früher eben absoluter wirksam. Siehe Nirvana, Gangsta-Rap, Disco, Techno, was auch immer. Heute gibt es ein Nebeneinander von Trends. Durch Dienste wie Spotify ist Geldverdienen schwieriger geworden, was auch teils diese absurden Releases vieler Rapper erklärt - die hauen nämlich einfach Masse statt Klasse raus, weil sie so mehr Kohle machen können.

Das Album als Fetisch hat sozusagen ausgedient. Es ist nun ein fast ausschließlich virtuell vertriebens Gut, das eine Sammlung von Songs enthält, die mehr oder minder zusammenhängen. Und Alben, die nen Krater hinterlassen haben, gab es auch in den 2010ern. Nur gab es eben nicht mehr diese blinde Idolisierung des Künstlers. Am ehesten tatsächlich noch bei Reliquien der alten Musikwelt wie Beyoncé und bei klassischen Teenie-Phänomenen wie Eilish.

Wie Musikvertrieb heute läuft, hat 'Old town road' mMn perfekt gezeigt. Ein Künstler, der virales Marketing verstanden hat, releast einen guten Song und macht auch danach (Remix) alles richtig. Psy und auch das unsägliche Despacito funktionierten btw ähnlich. Will man in der distinguierten 'Mein Geschmack ist so toll'-Bubble nicht wahrhaben, aber das sind Hits auf dem kommerziellen Niveau von 'Billie Jean' oder 'Like a prayer'. Nur sind die Stars dahinter kurzlebiger.

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