"Rockismus"

Major

06.12.2017 - 10:32

"Schade um die durchaus nicht uninteressante Rockismusdiskussion, die irgendwo zwischen dem ganzen Unfug untergegangen ist."

Beschwerte sich Helvete.
Warum dann nicht an passender Stelle darüber diskutieren?

Darum ging es:
Rockismus bezeichnet eine zum Klischeebild erstarrte Form von männlich geprägter Rockmusik, deren Formenrepertoire traditionalistisch geprägt ist. Musikalisch werden hauptsächlich Blues-Rock-Schema und klassische Song-Struktur mit Strophe und Refrain eingesetzt. Die authentische und expressive Darstellung von Emotionalität gilt als Zentrum künstlerischen Schaffens. Streckenweise wird im Rockismus auch spieltechnische Virtuosität demonstriert. Rockröhren-Stimme und exzessives E-Gitarren-Solo gelten als Garant ehrlicher Rockmusik. Stiefel, Jeans und Leder-Kluft bestimmen das Outfit.

Rockismus ist ein Begriff der Kritik. Anhänger rockistischer Rockmusik verstehen sich nicht selbst als „Rockisten“, sondern als Blues-Liebhaber, Rockmusiker, Heavy-Metal-Fans o. Ä. Der Begriff des Rockismus ist ein Konstrukt, um unterschiedliche Facetten der Rockmusik-Kultur zum Zwecke der Kritik sozialpsychologisch zu typologisieren, künstlerisch zu schematisieren und vereinfachend zusammenzufassen. Der Begriff des Rockismus bildete sich Anfang der 1980er Jahre nach Punk in der britischen Musikpresse.[1] Kritik an den Stilmitteln und den Leitbildern traditionalistisch geprägter Rockmusik wird von verschiedenen Seiten vertreten. Die flüchtige und Mode-Strategien verfolgende Popmusik kritisiert beispielsweise die rockistische Auffassung von Authentizität. Hip-Hop durchbrach mittels Montage und Sampling die tradierten Formen von Song und Rockmusik-Gruppenbesetzung. Im Feminismus wird u.a. der heterosexuell ausgerichtete dominante Habitus im Rockismus als Machismus kritisiert.

Schreibt
https://de.wikipedia.org/wiki/Rockismus

Nörtz kommentiert:
"Es ist nicht verwunderlich, dass daraus auch eine rechte Einstellung entspringt. Rechte sind reaktionär und scheuen die Veränderung. Für Rechte sind die heutigen Männer feminisiert und die Protagonisten des Testosteronrocks stellen das männliche Ideal des Mannes dar. Siehe Achims Thread, in dem er sich über die Verweichlichung seiner Rockmusik stört, die er durch Keyboards usw. bedroht sieht. Die rechte Gesinnung scheint eben auch in der Kultur durch."

Das kann man zwar als "pauschalisierend" abtun, man kann aber auch leicht verstehen, worum es eigentlich geht.
Es geht ganz klar nicht um grundsätzlich "rechte Gesinnung" von Protagonisten der Rockmusik, denn das ist offensichtlich falsch. Es geht auch nicht darum, ob es in anderen Musikstilen mehr "rechts" oder "links" zugeht.
Trotzdem ist bestimmte Rockmusik faktisch ein Sammelbecken reaktionärer, rassistischer und faschistischer Strömungen.



Tim.

06.12.2017 - 10:45

na und elektronische musik erst...

https://noisey.vice.com/alps/article/rbx5z8/die-verstoerende-welt-des-nazitechnos-756

Musik in Zeiten von PC

06.12.2017 - 10:46

Am besten nur noch Vogelgezwitscher, Meeresrauschen und Regengeplkätscher hören. Dann ist man immer auf der moralisch richtigen Seite!

Felix H

06.12.2017 - 10:51

Denke, die politische Richtung ist eher eine Einbahnstraße, d.h. rechte Bands tendieren mehr zu einer bestimmten Musikrichtung, umgekehrt stimmt das natürlich nicht. "Rockismus" hat für mich auch nichts mit (politisch) rechts zu tun, eher eine verbohrte Haltung, was Wertkonstrukte in der Musik angeht.

Hm, ansonsten wäre das für mich mehr die Diskussion in Richtung "X ist authentischer als Y", "Gitarren sind besser/härter/authentischer als Keyboards", "Was in den Charts ist, ist Sellout/Kacke", etc., was ich grundsätzlich für Quatsch halte.

Tim.

06.12.2017 - 10:56

rechte Bands tendieren mehr zu einer bestimmten Musikrichtung

das gilt aber für (politischen) extremismus jeder art. kenne nur wenige linke folkpop- oder schlager-bands. wenns politisch wird sind die gitarren halt meist laut.

"Was in den Charts ist, ist Sellout/Kacke"

schwer, das zu widerlegen, insbesondere was die deutschen singlecharts angeht. hitlisten des grauens.

Felix H

06.12.2017 - 11:02

kenne nur wenige linke folkpop- oder schlager-bands.

Abgesehen davon, dass reflexartig wieder "links" eingeworfen wird, sobald man irgendwo "rechts" erwähnt wird, sehe ich im elektronischen Bereich deutlich mehr linke oder feministische Tendenzen (The Knife, Le Tigre), dagegen ist sowas wie Nazi-Elektro die minimalste Nische.
Eher würde ich im Hiphop noch reaktionäre/rechte Inhalte sehen, witzig, wenn man bedenkt, woher das Genre eigentlich kommt.

"Was in den Charts ist, ist Sellout/Kacke"

schwer, das zu widerlegen, insbesondere was die deutschen singlecharts angeht. hitlisten des grauens.


So in etwa würde ich dann Rockismus definieren. Gefällt mir nicht -> unwiderlegbar.

Major

06.12.2017 - 11:10

Vielleicht sollte man erst mal einräumen, dass 99% aller Musik keinen offenen politischen Charakter haben.
Es geht aber hier mehr um vordergründig "unpolitische" Musik, die die Werte ihrer Hörer weitestgehend nonverbal widerspiegelt: Einfache Strukturen, gewohnte Klänge, bloß nichts progressives.
Schlagfertige, intelligente Texte findet man in der rechten Szene sowieso nicht, dort steht man mehr auf dumpfe Slogans:

Die Köpfe kahl, unsere Fäuste hart wie Stahl. Unser Herz schlägt treu für unser Vaterland. Was auch geschehen mag, wir werden niemals von dir gehen. Wir werden treu zu unserem Deutschland stehen.
DENN WIR SIND DIE KRAFT, DIE KRAFT, FÜR DEUTSCHLAND. DIE DEUTSCHLAND SAUBER MACHT. DIE KRAFT, DIE KRAFT, FÜR DEUTSCHLAND. SEI STOLZ AUF DEIN LAND.
Die Zeit ist reif für unseren Widerstand. Und keine Nation kann dagegen was tun. Es ist unser Land, in dem wir leben wollen. Verliert keine Zeit, laßt den Kampfgeist nicht ruhen."

Rein zufällig "Punk-Rock"?

Felix H

06.12.2017 - 11:17

Erscheint ja auch logisch, dass sich zu reaktionärem Denken auch reaktionäre Songstrukturen gesellen.
Was ich mit dem ersten Posting nur sagen wollte: Nicht jeder, der wiederum mit bewährten Songstrukturen komponiert oder das beim Hören bevorzugt, denkt politisch gleich reaktionär. Ganz abgesehen davon, dass sich Vorlieben selten so einfach runterbrechen lassen.

Major

06.12.2017 - 11:18

Natürlich nicht jeder!
Hier ging es ja nur um die Frage:
Ist der Begriff "Rockismus" zeitgemäß und/oder
plausibel.

wie dem auch sei

06.12.2017 - 11:25

ich würde mal die frage in den raum stellen inwiefern es überhaupt sinn macht das alles so tiefgründig zu psychologisieren.
der intellektualismus führt oftmals zu überheblichkeiten und der tatsache dass in der diskussion nur die kontroversen meinungen erhalten bleiben und sich stur verfestigen.
wenn rockmusik ein sammelbecken für faschoströmungen sein soll ist sie aber auch ein sammelbecken dieser strömung entgegenzuwirken.
was macht das verlangen einer eher rechten oder eben vermeintlich linken strömung angehören zu wollen letztendlich so erstrebenswert?
der denkende mensch will originell, cool oder witzig sein, beachtet werden und einer gruppe gleichgesinnter angehören. das könnte eine antwort auf diese frage sein.
rechts/links unterteilung lässt dann aber nur zwei vorgegebene strömungen zu, ich denke aber die musikwelt ist um ein vielfaches bunter und eigentlich auch unpolitischer als es gerne herausinterpretiert wird.

cxvii

06.12.2017 - 11:30

was macht das verlangen einer eher rechten oder eben vermeintlich linken strömung angehören zu wollen letztendlich so erstrebenswert?

Das Gefühl der gedachten Überlegen- oder zumindest einer moralische Erhabenheit

Felix H

06.12.2017 - 11:34

rechts/links unterteilung lässt dann aber nur zwei vorgegebene strömungen zu, ich denke aber die musikwelt ist um ein vielfaches bunter und eigentlich auch unpolitischer als es gerne herausinterpretiert wird.

Stimme ich zu, will aber auch anmerken, dass die Politik ebenfalls komplexer ist als "rechts" und "links".

lord of the spies

06.12.2017 - 11:46

Trotzdem ist bestimmte Rockmusik faktisch ein Sammelbecken reaktionärer, rassistischer und faschistischer Strömungen.

Welche "bestimmte Rockmusik" denn, wenn es nicht um Gesinnung der Protagonisten oder vereinnahmte Genres geht?


Achim

06.12.2017 - 12:14

Nun ja, die im Wiki-Artikel beschriebene Musik (und ihre Anhänger) ist alles andere als Deckungsgleich mit dem Indie- und Alt. Rock, der hier diskutiert wird. So etwas wie o.g. geht doch eher in die Richtung Classic Rock oder AOR.

Ist aber auch egal, denn jedes Genre baut sich doch eine optischen und musikalischen Mauern. Für den Kollegen im Büro neben mir, der den ganzen Tag Radio hört, sind selbst Modest Mouse "unhörbarer Krach"; für einen Bekannten, der das ganze Wochende auf Raves unterwegs ist die Illinois "langweiliger Scheiß".

Ist doch vollkommen normal, dass andere Musikrichtungen teilweise geringschätzig abgetan werden. Dass man sich dann aber ein Genre herausgreift (und das noch, indem man wie selbstverständlich z.b. AOR mit Indie gleichsetzt) und diesem bzw. seinen Hörer aus seinen Vorlieben Reaktionismus und gar Rassismus unterstellt, finde ich zu weit hergeholt.

(A.)

hauptsache

06.12.2017 - 12:28

oi !

beathovens

06.12.2017 - 12:47

vieles ist in der tat langweiliger scheiss, sollen andere hören wenn sie drauf stehen. eben reine geschmackssache.
es würde vielleicht eher sinn machen das allgemeine trocken theoretische gefasel aussen vor zu lassen und stattdessen die mehr oder weniger bekannten klassiker der rockmusik als konkretes beispiel anzuführen und dann etwas näher zu beleuchten oder die lyrischen inhalte zu interpretieren.

Rockismus ist ein Konstrukt, um unterschiedliche Facetten der Rockmusik-Kultur zum Zwecke der Kritik sozialpsychologisch zu typologisieren

diese art von intellektualismus immer weiter zu steigern kann dazu führen dass man letztlich auch völlig gegensätzliche standpunkte vertreten und einigermassen logisch erklärbar machen könnte. ich meinerseits wäre da wohl relativ schnell an einem punkt angelangt wo es mich langweilen würde weiterzudiskutieren.
da sollte schon ganz konkret ein bestimmter song her um den es gehen soll und es wäre vielleicht interessant meinungen, interpretationen oder kritik zu hören

Naja

06.12.2017 - 17:37

nörtz kommentierte ebenfalls:

Bis auf wenige Ausnahmen bleibt Rock antifeministisch, chauvinistisch und eben rechts, da hier, wie ich oben schon schrieb, Deckungsgleichheit herrscht. Die Zeiten haben sich geändert. Man kann nicht einfach Musik hören und dabei die Politik aus dem Spiel lassen. Rockmusik hat ein Ideologieproblem und die Lösung kann nur links sein

--> Rockmusik ist rechts, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Wiki-Leser

06.12.2017 - 17:41

Nachdem ich mir auf Wikipedia (Deutsch und Englisch) den Begriff 'rockism' angesehen habe und sowas lesen durfte wie

"c) how rock groups hold their guitars and what they do with their legs as they hold their guitars"
"d) Q magazine, which turned hardcore rockist values into a glossy magazine"
"e) the fact that Franz Ferdinand are achingly nostalgic for anti-rockism but are themselves intrinsically rockist."


scheint mir dieser Begriff einer ernsthaften Diskussion unwürdig.

Wiki-Leser

06.12.2017 - 17:56

Wikipedia gibt mir alles. Scheiß auf Wissenschaft!

Gustav Lachgans

06.12.2017 - 18:03

Eine 'Wissenschaft', welche sich mit 'Rockismus' beschäftigt, verdient diesen Namen nicht!

Mom Torello

06.12.2017 - 18:08

Rock's right, definitely right in yo face!!!

k. ./. land b

06.12.2017 - 18:25

Es gibt ja auch Leute, die Gender Studies studieren und meinen, Menschen außerhalb ihrer gleichgeschalteten Fanatikerbewegung nehmen sie ernst.

Einfach höflich das Weite suchen. Das eigene Weltbild wird kämpferisch für das einzig richtige gehalten; eine Diskussion führt zu Nichts.

Achim

06.12.2017 - 18:31

Ja, an Gender-Studies erinnern mich diese beiden verbissenen Wiki-Artikel irgendwie auch...

(A.)

Oma sagt

06.12.2017 - 18:41

Oma hat auch immer gesagt Rockmusik ist böse!

Schockierende Weisheit

06.12.2017 - 18:47

Der Teufel hört Metal.

Der Papa

06.12.2017 - 18:48

Nichts geht über ehrlichen, handgemachten Rock!

Ein Schweinchen namens Kim

06.12.2017 - 18:52

"Der Teufel hört Metal."

Kim Jong Un hört Metal?

Cock Rock

06.12.2017 - 19:16

https://finished.bandcamp.com/album/their-is-no-god

Laaaaaaaaangweilig

06.12.2017 - 19:30

dumme diskussion die zu nichts führt

Kid Rock

06.12.2017 - 19:36

It's alright, not all right!

HELVETE II

06.12.2017 - 19:57

Im Achim-Thread hatte ich ja bereits folgendes eingeräumt:

Sicherlich gibt es diesen vereinfachenden Rock der Marke Jet. Ich muss dabei auch an einen rein rockorientierten Radiosender wie "Radio Bob" denken, der hier aus Hessen sendet. In maßloser Selbstüberschätzung wird dort so getan, als sei man der letzte Gralshüter des guten Geschmacks, nur um dann in der nächsten Sekunde Reamonn oder "It's my Life" auf den Plattenteller zu werfen. Darüber hinaus existiert dort eine Art musikalischer Beichtstuhl, auf dem man für seine musikalischen Jugendsünden Abbitte leisten darf. Meistens handelt es sich bei diesen sogenannten Sünden um irgendwelche musikalischen Ausflüge in die Bereiche der elektronischen Musik oder irgendwas der Marke Helene Fischer. Darauf wird dann genüsslich herumgehackt, nur um sich dadurch selbst zu überhöhen und damit besser zu fühlen. Ich denke, wir sind uns einig, dass so etwas hochnotpeinlich ist.

Unter dieser Prämisse könnte ich dem Rockismusbegriff sogar noch etwas abgewinnen. Ich bin ausdrücklich nicht der Meinung, dass "wahre Musik handgemacht sein muss". Man kann doch aber nicht ernsthaft behaupten. dass Rock bis auf wenige Ausnahmen (!) rechts, chauvinistisch und antifeministisch sei. Das ist eine derartig stumpfe Verkürzung, dass man in dem Moment doch niemals mehr für sich selbst in Anspruch nehmen kann, man sei tolerant. Das ist eine der intolerantesten Aussagen, die mir in diesem Forum bisher begegnet ist.

In dem Zusammenhang würde mich interessieren, was für euch "Rock" genau bedeutet. Zählt Metal für euch dazu?

HELVETE II

06.12.2017 - 19:59

Und zum Thema, der Rock habe ein grundsätzliches bzw. ein größeres Problem mit Rechten als andere Musikszenen:

Rock wird, entgegen deiner Einschätzung, in rechten Kreisen immer noch häufig als politisch links wahrgenommen. Dies gilt insbesondere für den Metal, dessen Wurzeln, entgegen deiner Annahme, in einer linken Tradition stehen. Gerade für das Herausbilden eines linken Bewusstseins bei jungen Hörern hat der Metal seit Jahrzehnten viel getan, womöglich mehr als die von dir bevorzugten Musikstile.

Dies bedeutet nicht, dass es im Rock oder Metal nicht auch rechte Idioten gäbe. Der Metal hat dieses Problem in wahrnehmbaren Ausmaße im Black Metal. Die mittlerweile wichtigste deutsche Stimme des Metal, das Deaf Forever, positioniert sich übrigens ganz bewusst und für alle deutlich wahrnehmbar im linken politischen Spektrum und lehnt es ab, irgendwelchen fragwürdigen politischen Ansichten eine Plattform zu bieten. Dies gilt insbesondere für das Schalten von Werbeanzeigen gewisser BM-Labels, deren politische Verortung nicht ganz eindeutig ist. Darüber hinaus hat sich das Deaf Forever in mehreren Vorwörtern (in den jeweiligen Printausgaben) mit der aktuellen politischen Lage auseinandergesetzt und sich etwa während der Flüchtlingskrise ganz klar positioniert. Das DF hat dabei eine Position eingenommen, die vielmehr deiner als meiner entspricht.

Man kann also sagen, dass sich die Metalszene sehr bewusst und aktiv mit diesem Thema auseinandersetzt, was deine Pauschalisierungen ein wenig drollig erscheinen lässt. Diese bewusste Auseinandersetzung vermisse ich in vielen anderen Szenen übrigens. Ich sehe den Metal hier keinesfalls mehr in der Bringschuld als irgendeine andere Nische.


Hystoriker

06.12.2017 - 20:04

Das hier erinnert mich an die Frage, ob Rammstein mit ihrer Art Musik, ihrer Bühnenshow und ihrem Auftreten nicht 'rechts' sein müssten.
Diese Diskussion ist so müßig.

HELVETE II

06.12.2017 - 20:11

Erscheint ja auch logisch, dass sich zu reaktionärem Denken auch reaktionäre Songstrukturen gesellen.
Was ich mit dem ersten Posting nur sagen wollte: Nicht jeder, der wiederum mit bewährten Songstrukturen komponiert oder das beim Hören bevorzugt, denkt politisch gleich reaktionär. Ganz abgesehen davon, dass sich Vorlieben selten so einfach runterbrechen lassen.


@Felix H:

In dieser Aussage verstecken sich ganz beiläufig ein paar Aussagen, die ich nicht so recht nachvollziehen kann. Willst du damit sagen, dass der Rock/Metal unter rein musikalischen Aspekten (in diesem Falle meine ich nicht die inhaltlichen) reaktionär sei? Bist du der Meinung, Rock/Metal würde sich ausschließlich auf bewährte Songstrukturen zurückziehen? Und bist du darüber hinaus der Ansicht, dass z.B. die von dir genannten Le Tigre diese bewährten Songstrukturen aufbrechen? Falls dem so sei, dann muss ich dem widersprechen.

Mal ein konkretes Beispiel. Man kann doch etwa einer Band wie Fates Warning (v.a. den späten) nicht vorwerfen, sie berufe sich auf bewährte Songstrukturen (v.a. dann nicht, wenn als Gegenbeispiel The Knife genannt werden). Genauso wenig kann man einer solchen Band auch nur eine Sekunde lang ernsthaft vorwerfen, sie sei reaktionär, rechts, chauvinistisch oder antifeministisch. Sowas kann man nur dann behaupten, wenn man sich in keinster Weise mit derartigen Bands und der dazugehörigen Szene auseinandergesetzt hat. Insofern sind diese ganzen Assoziationen, die hier gerade im Zusammenhang mit dem Rockismusbegriff im Raum stehen, obsolet.

HELVETE II

06.12.2017 - 20:17

Sehr häufig werden als Gegenentwurf zum sogenannten Rockismus Künstler wie Rihanna usw. ins Feld geführt. Nichts gegen diese Künstler generell, das hat alles seine Berechtigung. Aber auch in diesem Zusammenhang kann man doch nicht ernsthaft von einem Abweichen von bewährten Songstrukturen sprechen. Dafür bewegt sich das alles viel zu sehr im Fahrwasser der seit den späten 80er Jahren bewährten Songstrukturen des RnB.

Die Perücke von Robert Plant

06.12.2017 - 20:33

Mit dem Begriff "Rockismus" kann ich gar nichts anfangen. Zumal Rock als Oberbegriff unzählige, unterschiedlichste Untergattungen beinhaltet. Das Alles erscheint mir doch ganz weit hergeholt. Und erst recht, daraus dann gar noch irgendwas mit Politik ableiten zu wollen.

wranz

06.12.2017 - 20:35

miqqi meister miqqi

Mannowar

06.12.2017 - 20:39

hail and kill!

Schnarchismus

06.12.2017 - 20:40

Selten eine langweiligere Diskussion hier miterlebt. Rockismus, Rapismus oder Schlagerismus... jede Musikrichtung hat ihre Stereotypen und manche sind rechts oder links oder scheren sich einen Scheiss um Politik... meine Güte!

Bon Chauvi

06.12.2017 - 20:50

Rape-Ismus ist per se frauenfeindlich!!!

Sie Lüger du

06.12.2017 - 20:57

Da lügern Sie getz aber!

Felix H

06.12.2017 - 21:00

@Helvete:

Willst du damit sagen, dass der Rock/Metal unter rein musikalischen Aspekten (in diesem Falle meine ich nicht die inhaltlichen) reaktionär sei? Bist du der Meinung, Rock/Metal würde sich ausschließlich auf bewährte Songstrukturen zurückziehen?

Ich drücke es mal anders aus: Rock hat seinen Status als Musik der Rebellion oder der Neuerfindung verloren. Was nicht heißt, dass es keine Neuerungen gibt, aber im Gegensatz zu früher passieren sie weit unter der Oberfläche. Fates Warning würde ich bei aller Liebe auch da ansiedeln.

Im Hiphop oder R&B sind es dagegen tatsächlich kommerziell sehr erfolgreiche Künstler, die vielleicht nicht das Rad, aber sich selbst oft neu erfinden und es verstehen, Strömungen aus den Nischen in den Mainstream zu tragen. Kanye West wird als Paradebeispiel genannt, aber auch die von dir erwähnte Rihanna hat sich auf ihrem letzten Album vom bisheren Sound und öfters von gängigen Songstrukturen verabschiedet. "Anti" ist sicher kein "Crowd-Pleaser", wie man so sagt.

Das vermisse ich bei aktuellen großen Rockbands, hier wiederholen sich die kommerziellen Speerspitzen größtenteils (U2, Foo Fighters...) und wärmen ihre Standardkost auf. Das meine ich mit "reaktionär" - nicht mal wertend gemeint, ich war auch mit dem fünften gleich klingenden Album von Interpol hochzufrieden.

Klar auch: Ausnahmen gibt es in beiden Lagern. Und jenseits vom Mainstream sieht es anders aus. Aber der hat nun mal den größten Einfluss auf die Strömung, ob man will oder nicht. Rechte hören daher oft Rockbands bzw. rechte Bands machen oft Rock. Nicht umsonst ist "Rechtsrock" eine gängige Bezeichnung, "Rechtspop" oder "Rechtsrap" aber nicht.
Ich weigere mich aber selbstverständlich auch gegen den Umkehrschluss, wer gern/nur Rock hört, ist rechts. Das ist totaler Käse, es gibt viel "linken" Rock, gerade in Deutschland aktuell, und noch mehr unpolitischen.

Nur ein gesundes Reflektionspotenzial, was man da gerade hört, schadet nicht zwecks der Hineinversetzung. Und vielleicht reflektieren können, warum beispielsweise "Are You Gonna Be My Girl" für einige ein Sinnbild des Machotums ist und deshalb abgelehnt wird. Mehr ist es doch gar nicht. Hören kann man es ja trotzdem.

Und bist du darüber hinaus der Ansicht, dass z.B. die von dir genannten Le Tigre diese bewährten Songstrukturen aufbrechen?

Ne, das hatte ich aber auch nicht geschrieben. Sollte nur ein Beispiel fürs Genre + Femeinismus sein. Bei The Knife würde das wiederum aber zutreffen.

Oh mann

06.12.2017 - 21:10

Und vielleicht reflektieren können, warum beispielsweise "Are You Gonna Be My Girl" für einige ein Sinnbild des Machotums ist und deshalb abgelehnt wird.

Und der Schlager, dieses Frauenverachtende Genre! Z.B. Henry Valentino mit "Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen" muss ja ein Sexist und Wannabe-Vergewaltiger sein, oder wie?

Verstehe ich die Argumentationsweise von nörtz & co. richtig?

Gaga

06.12.2017 - 21:22

I wanna take a ride on your disco stick

hubschrauberpilot

06.12.2017 - 21:48

Ihr diskutiert über einen Begriff der nicht klar definiert ist, darunter kann ja jetzt fast alles fallen.

mal ganz ehrlich

06.12.2017 - 23:19

Rock hat seinen Status als Musik der Rebellion oder der Neuerfindung verloren.

Ich denke das dies der Zeit geschuldet ist. Klingt banal, aber würde heute eine "Antichrist Superstar" funktionieren, eine "Slipknot" oder ein "Enthrone Darkness Triumphant"? Ich habe da meine Zweifel. Was wäre denn heute in der vernetzten Welt "rebellisch"? Und was will man neu erfinden, was sich dann so schnell hypt, wie auch stirbt?

Goodness gracious

06.12.2017 - 23:51

Was für eine Bullshit-Diskussion! Statt sich mal zu besinnen, wird hier das "DIE DA"-Fass aufgemacht und die Gesellschaft weiter fragmentiert.

pommesgabel

07.12.2017 - 00:30

wer heute nicht lernt ein klein wenig über den eigenen horizont zu blicken lässt sich von einer marktkonform upgedateten maschiene frühzeitig die frische der jugend aus dem blut saugen.
der rebellische bad boy mit tattoos und piercings in maschinell vorgefetzen jeans aus einem szene laden kommt gelegentlich echt spiessig und geltungssüchtig rüber, wie eine art kopie seiner selbst und zeitlose klassiker haben das zeitliche gesegnet.
der rebell von heute ist wohl eher unscheinbar, eben nicht so auf den ersten blick erkennbar.
keine angst, die alten zeiten kommen im nächsten leben wieder, keiner beweist mir das gegenteil

Audioslave

07.12.2017 - 01:56

Bis auf wenige Ausnahmen bleibt Rock antifeministisch, chauvinistisch und eben rechts, da hier, wie ich oben schon schrieb, Deckungsgleichheit herrscht. Die Zeiten haben sich geändert. Man kann nicht einfach Musik hören und dabei die Politik aus dem Spiel lassen. Rockmusik hat ein Ideologieproblem und die Lösung kann nur links sein

Komisch, irgendwie hab ich auf einmal sehr viel Bock drauf, laut AC/DC zu hören. Vielleicht komme ich dann in die Hölle, kann ja sein. Aber dann auf dem Highway bittesehr.

Le nœrtz

07.12.2017 - 04:35

Was für eine Bullshit-Diskussion! Statt sich mal zu besinnen, wird hier das "DIE DA"-Fass aufgemacht und die Gesellschaft weiter fragmentiert.

Jetzt wo Du es erwähnst: Die fantastischen Vier, die alten Rocker, haben mit ihrem "Die Da" ein zutiefst chauvinistisches und machohaftes Machwerk abgeliefert. Sie müssen also reaktionäre Rechte AfD-Sympathisanten sein, so wie es auch dieser ganzte Musikstil ist.

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