Gesperrt: Muss das Leugnen von wissenschaftlichen Erkenntnissen gesetzlich bestraft werden?

reverend

10.12.2012 - 15:31

Siehe Strafgesetzbuch, Artikel 130.

Ferner könnte man noch in frage stellen, warum das Leugnen der Evolution von Kreationisten o.ä. noch nicht gesetzlich bestraft wird?

Discuss.

...

10.12.2012 - 15:42

auch eine "erkenntnis" kann - nach revision (also einer neuen einsicht in dokumente o.ä.) - irgendwann als falsch gelten. von daher: nein. absolut totalitär und faschistisch solche gesetze.

Bürste

10.12.2012 - 15:46

Also...

Justiziar

10.12.2012 - 16:00

Wichtig ist bei Paragraph 130 StGB (Volksverhetzung) der erste Satz: "Wer in einer Weise, die geeignet ist, DEN ÖFFENTLICHEN FRIEDEN ZU STÖREN...."

Das bedeutet, die unter Nr. 1 und Nr. 2 subsumierten Vergehen werden erst dann strafrechtlich relevant, wenn durch ihre Äußerung der öffentliche Frieden in Gefahr ist.

Sobald ein Kreationist mit seiner Meinungsäußerung den öffentlichen Frieden stört oder gar Dritte schädigt, kann er natürlich auch durch §130 StGB belangt werden.

Der Unsinn, den jemand in seinen privaten Räumen erzählt, ist dagegen seine Sache.

Wo ist das Problem? Thread schließen. Fenster aufmachen. Tief durchatmen. Sauerstoff ins Hirn lassen. Dann sieht die Welt nur halb so schlimm aus.

@justiziar

10.12.2012 - 16:16

inwieweit wird dann durch leugnung des massenmordes an kommunisten u.a. im dritten reich der öffentliche frieden gestört?

oder nehmen wir die beispiele von ernst zündel oder david irving...

LG

10.12.2012 - 16:45

"Das bedeutet, die unter Nr. 1 und Nr. 2 subsumierten Vergehen werden erst dann strafrechtlich relevant, wenn durch ihre Äußerung der öffentliche Frieden in Gefahr ist."

Definiere 'gestörter öffentlicher frieden'. Fallen öffentliche Diskurse über wissenschaftliche Erkenntnis schon darunter, wenn jemand ein wissenschaftliches Buch über revidierte Fakten im Zweiten Weltkrieg veröffentlicht hat? Diskurse beinhalten ja Streit, also einen gestörten Frieden in der Öffentlichkeit. Du machst es dir irgendwie etwas einfach.

orwell

10.12.2012 - 16:49

sobald eine "wahrheit" quasi 'polizeischutz' benötigt, sollte man schon per se an ihr zweifeln.

evylutyon

10.12.2012 - 16:51

man has ryght to
speak
thynk
wryte
paynt
man has ryght to

kyll those who would
thwart these ryghts

666

orwell

10.12.2012 - 16:55

damit beziehe ich mich natürlich auf den völkermord an den ju.den.

orwell

10.12.2012 - 17:01

nein, auf alles, was der rechtsstaat verbieten will.

sonst wäre ich ja inkonsequent,nicht wahr.

Delewere

11.12.2012 - 17:39

Unbedingt. Man muss den Müll irgenwdie unterbinden.

Kamm

11.12.2012 - 18:01

Ganz klar, alle wegsperren!

Castorp

11.12.2012 - 19:28

Was der "öffentliche Friede" ist, ist aber Auslegungssache der Justiz und sehr dehnbar und das ist ein gewaltiges Problem. Ein Staat, der das Leugnen wissenschaftler Erkenntnisse unter Strafe stellt, propagiert nichts anderes als Unfreiheit. Es kann keine freie Forschung geben, wenn man als Wissenschaftler aufpassen muss, dass man auf bestimmten Wissenschaftsfeldern nicht mehr ergebnisoffen forschen darf.

Sollen doch die paar Menschen leugnen, wir hingegen haben die schlagkräftige Beweise der Wissenschaft (oder nicht?). Wo ist das Problem? Strafen haben noch niemanden zur Wahrheit einer Tatsache bekehrt und auch ungebildete Kinder werden nicht davor "geschützt", wenn ein Intelligent-Design-Jünger oder ein Neona.zi bestimmte Fakten der Wissenschaften leugnet.

Angst ist ein schlechter Ratgeber für die (Freiheit der) Wissenschaften.

Der Leugner

11.12.2012 - 19:34

Es wäre schade, wenn das Galileo Galilei passiert wäre.

Castorp

11.12.2012 - 19:43

Bei der Thematik fühle ich mich auch automatisch an den amerikanischen Pragmatisten Dewey erinnert:

"Das Gefühl für die Würde der menschlichen Natur ist ebenso religiös, wie es das Gefühl der Ehrfurcht und der Ehrerbietung ist, wenn ihn ihm die menschliche Natur als kooperativer Teil eines grossen Ganzen erkennbar wird. [...] Verständnis und Wissen sind auch Teilaspekte von religiöser Qualität. Der Glaube an fortlaufende Entwicklungen von Wahrheit durch gezieltes, gemeinsames menschliches Streben, zeugt mehr von religiöser Qualität als der Glaube an die vollendete Offenbarung. [...] Jede Religion bedarf eines festgelegten, doktrinären Apparates. Doch der Glaube an die Möglichkeiten kontinuierlicher und fortdauernder Forschung lässt sich in seinem Streben nach Wahrheit nicht auf bestimmte Wege oder Schemata von Dingen reduzieren. Es ist undenkbar zu sagen, dass die Wahrheit universal ist, und dann hinzuzufügen, dass aber nur ein Weg zu ihr hinführt. Mit Sicherheit hängt deren Gelingen nicht von der Unterwerfung unter beliebige Dogmen oder Zielsetzungen irgendeiner Doktrin ab. Es ist vielmehr das Vertrauen darauf, dass durch die natürlichen Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner Umgebung mehr Intelligenz freigesetzt werden wird und mehr Wissen angehäuft werden kann, vorausgesetzt, dass die wissenschaftlichen Methoden, die angewandte Intelligenz definieren, weiter in die Mysterien der Welt eindringen können und sie auch selbst in ihrer Anwendung immer wieder gefördert und verbessert werden. Es gibt so etwas wie den Glauben an eine Art von Intelligenz, der eine religiöse Qualität zukommt [...]."

(John Dewey - Religion wider das Religiöse, in: "Ein gemeinsamer Glaube", 1934)

Mr. Bleich

11.12.2012 - 20:22

Es gibt durchaus Menschen, die wissenschaftliche Erkenntnisse interessant finden, ohne auf einen "Hype" reingefallen zu sein. Wenn man sich natürlich krampfhaft von der ach so dummen Masse abheben möchte, so wie du, dann betrachtet man halt alles als Hype, was nicht in den eigenen engstirnigen Kosmos passt. Wenn du dich dadurch besser fühlst, sei dir dies gegönnt.

Castorp

11.12.2012 - 20:31

Sorry hab mal wieder die ausgefallenen Barthaare meines Rabbis geraucht und bin grad voll drauf.

Mr. Bleich

11.12.2012 - 20:34

Als ob ich Schwachmat jemandem was gönnen darf. Meine Meinung zählt eh nix.

Castorp

11.12.2012 - 20:35

11.12.2012 - 20:31 Uhr = Fake

Kann man hier nicht mal mehr vernünftig diskutieren, ohne permanent gefaked oder verhetzt zu werden?

Holdrio & Hoppsassa

11.12.2012 - 20:48

Sorry hab mal wieder die ausgefallenen Barthaare meines Rabbis geraucht und bin grad voll drauf.

:D

11.12.2012 - 20:31 Uhr = Fake

Ach was, ehrlich?

Castorp

11.12.2012 - 21:24

Ja, das war wahnsinnig witzig. Weil Troll- und Fake-Postings, die Threads stören, ja hier auch so unglaublich selten vorkommen...

Jetzt platzt die Wurst

11.12.2012 - 22:06

Kann man hier nicht mal mehr vernünftig diskutieren, ohne permanent gefaked oder verhetzt zu werden?

Oh man.
Du pinkelst ständig gegen die Grundpfeiler jeder Diskussionskultur und wenn du dich einfach für immer weg machen würdest, wäre das ein unschätzbarer Gewinn für dieses siechende Forum.

12.12.2012 - 00:52

Muss das Leugnen von wissenschaftlichen Erkenntnissen gesetzlich bestraft werden?

Eine sehr bedenkliche Forderung, bzw. ominös, wenn sowas tatsächlich bereits im Gesetz steht.

Alleine schon deshalb, da die Wissenschaft von der Grundidee ja ein ewiges Forschungsfeld sein sollte, wie es Castorp schon gesagt hat. Der aktuelle Stand der Wissenschaft sind nie absolute Wahrheiten, sondern immer nur gegenwärtige Teilerkenntnisse.

Und wenn jetzt jemand Kreationist ist, dann ist das eben seine Art, wie er die Welt sehen will. Da greift für mich erstmal Menschenwürde und freie Meinungsäußerung und eine angeblich so moderne, liberale Gesellschaft wie unsere, sollte damit doch kein Problem haben? Dann äußert derjenige eben seine Meinung und ihr verwerft sie und nehmt sie nicht an. Ist doch in Ordnung.

Doch wieso soll da schon wieder jemandem ein Maulkorb verpasst werden? Immer so nach dem Motto, dass man am besten so schnell wie möglich immer vor allem Ruhe haben will, das den eigenen Status Quo irgendwie stört. Terroristen ausrotten, Naz.is verbieten, Wissensdiktatur errichten, Weltbild einzementiert. Sehr schön, dass hier jemand Galilei eingeworfen hat. Spätestens wenn ihr selbst irgendwann mal zu Erkenntnissen kommen solltet, die der aktuellen Schulwissenschaft widersprechen oder euch zumindest dran zweifeln lassen, werdet ihr merken, dass solcherlei Verbote nur ein Hemmschuh für den allgemeinen Erkenntnisgewinn sein können.

Einmal die Nr. 4 mit Pommes, bitte!

12.12.2012 - 01:33

Es wäre schade, wenn das Galileo Galilei passiert wäre.

Wie was? Warum wäre? Es IST ihm doch passiert!

12.12.2012 - 02:15

Na klar ist ihm das passiert. Bestes Beispiel, um diese Dimensionen überhaupt mal zu begreifen!

Alle, bzw. vor allem die Kirche, aber alle anderen habens eben einfach geglaubt und nachgeplappert. Haben irgendwann mal geglaubt, dass die Welt eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums ist. So läuft das ja heute noch. Wenn man nicht selbst Forscher, Mathematiker oder was auch immer ist, glaubt man eben das, was einem vorgekaut wird. Das ist so. Es ist nicht besonders rühmlich, aber es ist so.

Es hat vielleicht auch was mit Vertrauen zu tun. Man vertraut eben auf das, was man so gelernt hat. Vertrauen ist eine schöne Sache, aber ein kritischer Blick ist manchmal vielleicht besser. Auf jeden Fall: Dann kam da irgendso ein Typ an, Galileo Galilei und hat das Universum einfach mal auf den Kopf gestellt! Von einem Tag auf den anderen war die Welt auf einmal nicht mehr flach, sondern rund.

Darum aufgepasst, ihr wisst nie, ob ihr vielleicht nicht einen kleinen Galilei vor euch habt, wer auch immer euer Gegenüber sein mag und welche aus eurer Sicht abstrusen Thesen er auch vertreten mag. Vielleicht wurde euch ja sinngemäß von klein auf beigebracht, die Erde sei eine Scheibe. Wenn dann jemand auf einmal ankommt, die Erde sei eine Kugel, werdet ihr ihm den Mund verbieten wollen. Nicht, weil er nicht recht hat, sondern weil es euch sonst einfach zunächst zu unbequem werden würde. Ja Sorry, aber diese Affronts müssen manchmal einfach sein.

Castorp

12.12.2012 - 11:46

@Jetzt platzt die Wurst:
"Oh man.
Du pinkelst ständig gegen die Grundpfeiler jeder Diskussionskultur"


Hä? Wo, wann und was soll ich denn gemacht haben? Und was hat das speziell mit diesem Thread zu tun? Hier ist doch gar nichts passiert und du platzt hier aus irgendeinem Grund hinein, ohne irgendwas zur Sache beizutragen.

Es gab mal eine Zeit, vor ca. vier, fünf Jahren da konnte man hier noch vernünftig über Musik, Filme, Politik, Gesellschaft usw. diskutieren, ohne gleich persönlich angemacht zu werden. Niemand hatte da ein Problem mit mir und ich nicht mit ihnen. Wenn das vor deiner Zeit war, tut's mir leid.

Wer bist du überhaupt? Pöbeln aus der Anonymität heraus ist irgendwie so wahnsinnig schwer ernstzunehmen.

"und wenn du dich einfach für immer weg machen würdest, wäre das ein unschätzbarer Gewinn für dieses siechende Forum."

Wie war dein hochtrabender Eingangssatz mit der "Grundpfeilern der Diskussionskultur" nochmal? Und dann wünschst du mich aus dem Forum weg? Einfach so? Obwohl hier im Thread nichts vorgefallen ist und du aus persönlichen Animositäten rumblubberst? Ich glaube, du willst gar nicht ernstgenommen werden.

Übrigens: quod erat demonstrandum ("permanent wird man hier verhetzt").

@jetzt platzt die wurst

12.12.2012 - 12:27

castorp soll sich für immer weg machen aus diesem forum? findest du das nicht pietätlos, nachdem ihm vor wenigen jahren ein user hier sogar mal den tod gewünscht hat, nur weil er castorps meinung unterdrücken wollte?

mund abputzen, weitermachen.

@Castorp

12.12.2012 - 12:32

Meine Güte, bist du ein dünnhäutiger Schmilzbert. Wegen jedem kleinen Fliegenschiss der hier abgesondert wird meinst du dich rechtfertigen zu müssen. Viel Spaß weiterhin beim Füttern der Trolle.

reverend

12.12.2012 - 13:26

Eigentlich bin ich aber auch nur ein selbstgerechtes Arschloch, dass keine Meinung außer meiner eigenen duldet und hofft, dass meine Meinung gesetzlich verankert wird.

seno

12.12.2012 - 13:27

Wie war dein hochtrabender Eingangssatz mit der "Grundpfeilern der Diskussionskultur" nochmal? Und dann wünschst du mich aus dem Forum weg? Einfach so? Obwohl hier im Thread nichts vorgefallen ist und du aus persönlichen Animositäten rumblubberst?

Jaja, mit solchen Typen hatte ich hier auch schon mehr als genug zu tun.
Und wenn man es dann mal wagt, sie auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen, dann ist man dünnhäutig oder peinlich. Jaja, so einfach sind die Besserschwätzer hier gestrickt.

Das sagen die anderen

12.12.2012 - 19:29

http://www.wissenbloggt.de/?p=9128

"Zur Leugnung des Holoca.ust

Gastbeitrag von Edgar Dahl

Publiziert am 20. Januar 2012 von Frank Berghaus

Der französische Philosoph Voltaire sagte einmal: „Ich teile Ihre Ansicht nicht, doch ich wer-de bis zu meinem letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie Ihre Meinung frei äußern dürfen.“ Die von den Aufklärern des 18. Jahrhunderts erkämpfte Meinungsfreiheit wird inzwischen überall in der westlichen Welt als ein grundlegendes Menschenrecht betrachtet. So heißt es etwa in Paragraph 5, Absatz 1, der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.“

Wenn die Meinungsfreiheit aber ein durch das Grundgesetz garantiertes Recht ist, wie kann es dann sein, dass unser Staat in Paragraph 130, Absatz 3, des Strafgesetzbuches die „Leugnung des Holoca.ust“ mit bis zu fünf Jahren Gefängnishaft unter Strafe stellt? Ist die Ansicht, dass es sich bei dem Völkermord an Millionen von Ju.den um eine bloße Erfindung handele, nicht eine Ansicht, die unter den Schutz der Meinungsfreiheit fällt?

Nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts lautet die Antwort: Nein! Am 13. April 1994 entschieden die Karlsruher Richter, dass die Leugnung des Holoca.ust „nicht den Schutz der Meinungsfreiheit genießt“. Warum? Weil der Holoca.ust keine bloße „Meinung“ darstelle, sondern eine erwiesene „Tatsache“ sei – und die Verfassung nur die ungehinderte Erörterung von Meinungen, nicht aber die freie Diskussion von Tatsachen schütze.

Mit seiner Unterscheidung zwischen bloßen Meinungen und erwiesenen Tatsachen hat sich unser höchstes Gericht allerdings auf philosophisches Glatteis begeben. Worin soll der Unter-schied zwischen Meinungen und Tatsachen bestehen? Angeblich darin, dass letztere durch die Wissenschaft gestützt seien, erstere dagegen nicht. Doch damit verleihen die Karlsruher Rich-ter der Wissenschaft eine Autorität, die sie sich gar nicht anmaßt.

Anders als der Papst, betrachtet sich die Wissenschaft nicht als unfehlbar. Die Wissenschaft weiß: So wie die Wahrheiten von gestern die Irrtümer von heute sind, so mögen auch die Wahrheiten von heute die Irrtümer von morgen sein. Aufgrund dieser Einsicht hat sich die Wissenschaft denn auch längst zu bescheiden gelernt. Sie geht heute von der grundsätzlichen Fehlbarkeit unserer Vernunft und der Vorläufigkeit all unseres Wissens aus.

Weit fragwürdiger als die wissenschaftstheoretische Annahme der Karlsruher Richter ist je-doch ihre rechtsphilosophische Annahme. Selbst wenn unsere Kenntnis vom Holoca.ust auf erwiesenen Tatsachen beruhen würde, gäbe es noch lange keine Rechtfertigung dafür, die Leugnung des Holoca.ust strafrechtlich zu verfolgen. Nach allem, was wir wissen, ist 2 x 2 = 4. Doch mit welchem Recht wollten wir jemanden, der behauptet, dass 2 x 2 = 5 sei, hinter Schloss und Riegel sperren?

Der Grund für das Verbot der Auschwitzlüge scheint denn auch in etwas ganz anderem zu bestehen, als dem Schutz der Wahrheit. Es ist der Schutz des Andenkens der Opfer des Holo-ca.ust. Und dies erscheint auch weit plausibler.

Da ich selbst einen jü.dischen Großvater hatte, der in Auschwitz-Birkenau umgekommen ist, kann ich den Geist des Gesetzes durchaus verstehen. Man stelle sich nur einmal vor, dass ein Revi.sionist meiner Großmutter weiszumachen suchte, dass die Vernichtung der J.uden ein Märchen sei. Wäre es nicht unerträglich? Natürlich wäre es unerträglich! Die Leugnung des Holoc.aust machte sie in gewisser Weise sogar zu einem doppelten Opfer. Zum einen ist sie ein Opfer, da sie ihren Ehemann verloren hat; zum anderen aber ist sie ein Opfer, da man sie nun auch noch als Lügnerin hinstellte. Das ist mehr, als sie verkraften könnte. Und daher ist es auch durchaus verständlich, wenn sie der Entscheidung des Bundesgerichtshofes, die Leugnung des Holoca.ust strafrechtlich zu verfolgen, Beifall zollt.

So sehr ich den Geist der Gesetzgebung verstehe, halte ich die strafrechtliche Verfolgung der Auschwitzlüge jedoch aus einem ganz einfachen Grunde für falsch: Ein Staat, der sich an-schickte, nicht nur die Rechte seiner Bürger, sondern auch die Gefühle seiner Bürger zu schützen, würde den Pluralismus untergraben und den Weg zu einer Diktatur ebnen.

Man stelle sich nur für einen Moment vor, wohin es führen würde, wenn wir allen Ernstes die Gefühle der Menschen zu schützen suchten. Nahezu alles, was jemand sagt, schreibt oder tut, ist dazu geeignet, die Gefühle zahlloser anderer zu verletzen. Viele Menschen fühlen sich nach wie vor in ihren moralischen Gefühlen verletzt, wenn zwei Männer Hand in Hand spazieren gehen oder sich gar küssen. Andere fühlen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt, wenn das Christentum als Opium des Volkes abgetan wird. Und wieder andere fühlen sich in ihren ästhetischen Gefühlen verletzt, wenn Goethes Faust in einer für ihren Geschmack zu modernen Inszenierung aufgeführt wird.

Insofern jeder von uns in Gefahr ist, die Gefühle anderer zu verletzen, lassen sie sich also gar nicht schützen. Jeder von uns würde stets mit einem Bein im Gefängnis stehen. Gefühlen, ob sie nun moralischer, religiöser oder ästhetischer Natur sind, kann und darf daher auch kein Anspruch auf rechtlichen Schutz zugebilligt werden.

Obgleich dies einleuchtend sein mag, werden doch viele geneigt sein einzuwenden: „Die Meinungsfreiheit ist zweifellos ein hohes Gut. Dennoch: Das Leugnen eines so ungeheuerli-chen Verbrechens, wie das des Holoca.ust, ist eindeutig ein Missbrauch der Meinungsfreiheit.“ Wie das Bundesverfassungsgericht auch, werden sie darauf beharren, dass einige Meinungen so absurd oder, wie in unserem Falle, so perfide sind, dass sie einfach keinen rechtlichen Schutz durch das Grundgesetz verdienen. Dies klingt vernünftig, ist es aber leider nicht. Denn welche Instanz soll eigentlich darüber entscheiden, welche Meinungen schützenswert sind und welche nicht – der Bundespräsident, der Oberrabbiner, der Papst oder gar die Mehrheit der Bevölkerung?

Gerade im Hinblick auf den Holoca.ust gibt es noch ein drittes Argument gegen die strafrecht-liche Verfolgung unliebsamer Meinungen. Kurz vor seinem Tode hat der jü.dische Historiker Raul Hilberg, Autor des dreibändigen Standardwerkes „Die Geschichte der Vernichtung der europäischen Ju.den“, auf einer Veranstaltung des Simon-Wiesenthal-Instituts beteuert, dass „wir lediglich 20 Prozent über die Geschichte des Ju.denmords wissen. Das meiste ist noch offen.“ Befragt, ob man Holoca.ustleugner wie David Irving strafrechtlich verfolgen sollte, sagte er: „Meiner Ansicht nach nicht. Ich bin für die Freiheit auch dieser Leute. Man kann sogar von ihnen lernen. Sie sagen wie Kinder: Beweis’ das. Und wir müssen es beweisen.“

Da die Forschung, wie wir spätestens seit Karl R. Popper wissen, auf der Falsifikation beruht, also dem Widerlegen von Behauptungen und dem Ausräumen von Irrtümern, bedarf der Fort-schritt der Wissenschaften daher nicht nur der Forschungsfreiheit, sondern immer auch der Meinungsfreiheit.


Da wir dieses Jahr nicht nur das 150-jährige Jubiläum von Charles Darwins „Die Entstehung der Arten“, sondern auch das 150-jährige Jubiläum von John Stuart Mills „Über die Freiheit“ begehen, möchte ich mit einem Zitat aus seinem nach wie vor höchst aktuellen Buch schließen: „So ungern jemand, der eine bestimmte Überzeugung hat, die Möglichkeit zugeben wird, daß sie falsch sein könnte, sollte ihn doch die Überlegung leiten, daß man sie, so richtig sie auch sein mag, nur für totes Dogma und nicht als lebendige Wahrheit ansehen kann, wenn sie nicht völlig, vielmals und furchtlos zur Debatte gestellt wird.“"

nick

13.12.2012 - 00:25

och, war doch ne recht zentrale historische Begebenheit der letzten 60 Jahre, findste nich?

@namenloser

13.12.2012 - 00:53

das traurige ist wohl, dass viele deutsche diesen speziellen und merkwürdigen strafgesetzbuch-artikel gar nicht kennen. ergo werden darüber seltener debatten geführt,glaube ich.

13.12.2012 - 04:14

Ironischerweise verstießen in den 90er Jahren Daniel Goldhagens Thesen ebenfalls gegen den Volksverhetzungs-Paragraphen 130 - es hat nur keiner Anklage gegen den Mann (der jü.discher Forscher ist) erhoben...witzig,oder?

@justiziar

13.12.2012 - 04:33

du klops! rein juristisch ist der §130 bereits ein illegales gesetz, da es nicht explizit den grundgesetzartikel 5 benennt. in § 130 muss, da er gegen das gebot der freien meinungsäußerung in art. 5 verstößt, dieser art. 5 im §130 genannt sein. im grundgesetz art. 19,1 steht nämlich explizit, dass in gesetzen, welche gegen ein grundrecht verstoßen, dieses grundrecht zitiert werden muss! das bedeutet, da in §130 der verletzte art. 5 nicht zitiert ist, darf §130 gar nicht angewendet werden. es ist ein ungesetzliches gesetz und seine bloße anwendung bedeutet daher rechtsbeugung!

da hier immer der ruf nach wissenschaftlichen beweisen kommt, poste ich das hier als diskussionsgrundlage. und bevor jetzt schreie losgehen: ja, das ist ein wissenschaftliches experiment. und nein: ich bin kein anhänger einer faschistischen ideologie oder ein neona.zi. ich will nur die wahrheit wissen und bin gegen krieg und für frieden zwischen allen menschen auf der welt.

Degenerierter

13.12.2012 - 07:32

Angekommen? Du musst dumm wie Brot sein, oder? Der Eröffnungsposter hat doch bereits auf StGB, Artikel 130 (Verbot der Holocau.stleugnung) hingewiesen! Im ersten Posting! Von wegen "angekommen"...haha. Gott bist du degeneriert!

Ändert aber nichts daran, dass es in diesem Thread um die Leugnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen geht und nicht um die Leugnung historischer Tatsachen. Selbst wenn das in Artikel 130 enthalten ist (was ich nicht weiß, weil ich nicht so gebildet bin wie du), ging es dem Threaderöffner nicht darum. Das musst du jetzt einfach mal anerkennen, du Schwätzer.

Orph

13.12.2012 - 07:49

Natsi-Supermenschen sind uns überlegen!

Degenerierter

13.12.2012 - 08:18

Ich kapiere einfach nicht, dass historische Tatsachen durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse sind. Ich verstehe das Wort Geschichtswissenschaften nicht.

Genervter

13.12.2012 - 08:20

Ich hingegen bin ein paranoider PI-Spinner und habe kopp-news.de als Startseite.

Degenerierter

13.12.2012 - 08:20

dass historische Tatsachen durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse sind

Das ist falsch und das weißt du auch, du Fakerschweinchen.

Tobson

13.12.2012 - 10:49

Um mitten in dieser unsachlichen Diskussion mal auf die Titelfrage zurückzukommen: Nein, das Leugnen von wissenschaftlichen Erkenntnissen muss nicht gesetzlich bestraft werden.

Um beim immer wieder beliebten Beispiel der Kreationisten zu bleiben: Ich bin ein gläubiger Mensch und für mich schließen sich die christliche Lehre und wissenschaftliche Erkenntnisse (wie z.B. die Evolution)überhaupt nicht gegenseitig aus. Von daher stehe auch ich den Kreationisten skeptisch gegenüber.
Aber wenn schon der § 130 StGB als Grundlage dieser Diskussion dient, sollte man vielleicht nochmal explizit darauf hinweisen, dass es in diesem Paragraphen um VOLKSVERHETZUNG geht und die kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Egal, wie albern und sinnfrei uns die Meinungen oder Einstellungen anderer vielleicht manchmal vorkommen: Solange dadurch niemand zu Schaden kommt, sollte man die anderen doch machen lassen.

Viel schlimmer fällt für mich ins Gesicht, dass man als Christ oder jemand mit einer anderen Einstellung in diesem Forum oft aufs heftigste beschimpft oder beleidigt wird und das alles unter dem Deckmantel von wissenschaftlichen Erkenntnissen. DAS grenzt für mich an Volksverhetzung!



Tobson

13.12.2012 - 10:50

Bitte "Gesicht" streichen und durch "Gewicht" ersetzen. Danke! ;-)

Mr. Bleich

13.12.2012 - 12:23

Auch ich stehe den Kreationisten sehr skeptisch gegenüber.
Aber gerade dieses Forum ist ein Paradebeispiel dafür, dass die eigentliche Hetze oftmals nicht von den Gläubigen ausgeht, sondern von denjenigen, die deren Meinung nicht teilen.

Darf ich euch jetzt endlich einsperren? Bitte!

Tobson

13.12.2012 - 12:29

Ich hänge einem 2000 Jahre alten Ziegenhirtenkult aus Vorderasien an, das ist schon Strafe genug, da muss man mich für meine Blödheit nicht auch noch beschimpfen. Manno!

Phaon

13.12.2012 - 12:31

Ich hänge einem 2000 Jahre alten Ziegenhirtenkult aus Vorderasien an, das ist schon Strafe genug, da muss man mich für meine Blödheit nicht auch noch beschimpfen. Manno!

Theodizee

13.12.2012 - 12:31

www.martin-neukamm.de/kreation.pdf

reverend

13.12.2012 - 12:36

@Degenerierter: Oh, doch es ging schon darum. Meine Eingangsfrage war provokativ gestellt.

Kleine Informationen für dich:
http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html

13.12.2012 - 12:42

Es geht hier um den Threadtitel und um deine Kreationismusfrage. Du bist offensichtlich einfach zu dumm, dich korrekt auszudrücken und stellst das jetzt als provokant hin. Toll gemacht, Troll.

13.12.2012 - 12:47

Ich bin einfach zu dumm, um zu checken, dass der Hinweis auf den Kreationismus ein Beispiel für ein mögliches Verbot war.

Tja

13.12.2012 - 12:52

Jetzt reicht es mir aber!

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