Buch: Psychotische Reaktionen und heiße Luft – Rock \'n\' Roll als Literatur und Literatur als Rock

Leatherface

09.01.2009 - 15:28

SpOn sagt:

Atemlos hysterisch - grandios leidenschaftlich: Endlich erscheint auch auf deutsch ein Buch mit Texten des legendären amerikanischen Rockkritikers Lester Bangs. Sie sind so elektrisierend wie ein guter Song.

Der milliardenfach zitierte und gern Elvis Costello zugeschriebene Ausspruch, dass über Musik zu schreiben so sinnvoll sei wie zu Architektur zu tanzen, illustriert das Dilemma des Musikjournalismus noch immer ganz treffend. Um die angemessenen Worte über Rock 'n' Roll und Pop zu finden, hilft eine individuelle Sprache, die dem Thema angemessen ist. Eine Kunst, die nur wenigen so brillant gelang, wie dem amerikanischen Autor Lester Bangs, der im vergangenen Jahr 60 Jahre alt geworden wäre.

Und dass er von vielen Musikliebhabern und Freunden der wilderen Pop-Kultur bis heute vergöttert wird, liegt nicht daran, dass er viel zu jung starb, sondern allein daran, dass seine Texte immer noch so elektrisierend sind wie ein guter Rock 'n' Roll-Song.

Nun ist endlich auch auf deutsch eine Auswahl seiner Arbeiten verfügbar. Der Band "Psychotische Reaktionen und heiße Luft – Rock 'n' Roll als Literatur und Literatur als Rock 'n' Roll" versammelt legendäre Bangs-Artikel über Lou Reed, David Bowie, Kraftwerk und natürlich immer wieder Lester Bangs.

Oft hämisch, überdreht und respektlos, aber immer leidenschaftlich legte er los. So schrieb er über ein Konzert der deutschen Elektro-Veteranen Tangerine Dream: "Diese Band hört sich an wie glitschender Schlamm auf dem Grund des Ozeans, und doch ist der Laden gerammelt voll." Oder über seinen Helden Lou Reed: "Klar würde ich Lou Reeds Schwanz lutschen, weil ich auch den Verfassern der Magna Charta die Füße küssen würde."

Die Auswahl der Texte hier verantwortet Bangs' alter Kumpel und Groß-Kritiker Greil Marcus, der im Vorwort verkündet: "Vielleicht verlangt dieses Buch dem Leser die Bereitschaft ab zu akzeptieren, dass der beste Schriftsteller Amerikas praktisch nichts außer Plattenkritiken schreiben konnte."

Fest steht, dass der in Kalifornien geborene Bangs auch im etablierten Rock 'n' Roll-Betrieb stets ein Ufo blieb. Nicht umsonst feuerte ihn "Rolling Stone"-Gründer Jann Wenner einst wegen "Respektlosigkeit gegenüber den Musikern". Mittlerweile ist Bangs selber ein Klassiker der Pop-Kultur, wurde in Texten von Bands wie R.E.M., Ramones oder Buzzcocks verewigt und in Cameron Crowes Kinofilm "Almost Famous" von Philip Seymour Hoffman verkörpert. Auf jeden Fall passt es zur atemlosen Hysterie vieler seiner Arbeiten, dass Lester Bangs 1982 im Alter von 33 Jahren in New York starb. Die letzte Musik, die er hörte, war das Human-League-Album "Dare".

logan

09.01.2009 - 15:45

Jo, da las ich vor ein paar Wochen auch drüber. Könnte ja ganz gut sein. Aber so etwas in Übersetzung? Dann doch lieber den Hype (2.0) als Anlass nehmen, sich das Original zu bestellen.

bartel(d.E)

09.01.2009 - 16:44

Der Soundtrack dazu:

http://mutant-sounds.blogspot.com/2007/02/lester-bangs-delinquents-jook-savages.html

...ist 1995 auf CD wiederveröffentlicht worden und ziemlich cool

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