taz: Das große Scheitern

Steve

29.03.2008 - 14:17

Das große Scheitern

Die deutschen Rockmusiker sind am Ende. Superpunk, Kettcar und Frank Spilker sind auf ihren neuen Platten verzweifelt, verfettet und zur Wut zu alt. Das Elend lauert zwischen Einbauküche und Distinktionsbedürfnis

VON THOMAS WINKLER

Neueste Nachricht aus dem Bauch der Republik: Es sieht nicht gut aus. Unsere Helden des Alltags fühlen sich alt oder verloren oder auch beides. Sie sind auf der Suche nach einer Erwerbsarbeit, und wenn sie eine haben, dann sind sie mit ihr überfordert oder verzweifeln an der damit einhergehenden Entfremdung. Die Generation, die nun eigentlich alt genug wäre, in die Zentren der Macht aufzurücken, absolviert ihr viertes Praktikum. Draußen regnet es, im Fernsehen läuft Klimakatastrophe.

Wenn es stimmt, dass ein Land nur so optimistisch sein kann wie seine Dichter und Sänger, dann ist es schlecht bestellt um Deutschland. Denn unter ihnen grassiert im Frühjahr 2008 die neue Besinnlichkeit und sie stößt auf untragbare Zustände: "Überall lauern Barbie und Ken, In- und Out-Listen und Top Ten" (Kettcar). Die Realität ist hart und die deutsche Rockmusik sorgt sich um die Zukunft: "Ich gestehe mein Scheitern und ich weiß nicht mehr weiter" (Superpunk). Doch die letzte Erkenntnis bleibt, das Dasein ist kurz und voller Leiden: "Das war ihr Leben/ Es war daneben/ Und jetzt sind sie tot." (Frank Spilker)

So sieht's aus, die Aussichten sind düster. Vor allem, wenn man das erste Werk der Frank Spilker Gruppe hört, die sich FS.G abkürzt. Der Sänger von Die Sterne, die es - wichtige Information - immer noch gibt und auch weiterhin geben wird, nutzt auf "Mit all den Leuten" die Möglichkeit, sich mal uneingeschränkt von allen demokratischen Bandstrukturen auszutoben.

Das hat musikalisch so interessante wie uneinheitliche Folgen. Seine neu formierte Band probiert sich aus, spielt mal selbstzufrieden krachenden Rock, mal zickigen Country. Ein eher unelegantes Chanson ist ebenso im Angebot wie ein Ausflug ins Atonale, der eine Jugendlichkeit vortäuscht, die der große alte Mann der Hamburger Schule mit seinen Texten geradezu absichtlich konterkarieren muss.

Denn wenn er so auf die Welt blickt, entdeckt Spilker, mittlerweile 41 Jahre alt und Vater, vor allem Menschen, die fast schon verzweifelt um Teilhabe ringen in dieser Gesellschaft. "Ich lauf in Kreisen", singt er, "weil mich nichts aufhält". Die Protagonisten seiner Songs sind schwermütig, die meisten drohen im Selbstmitleid zu versinken. Ihr Leben ist ein Buch, in dem sie zwar lesen können, das aber kein Happy-End garantiert. "Was wollen wir machen?", fragt Spilker in seinem nasalen Understatement, aber die Alternativen sind nicht berückend: "Therapie oder geh'n wir noch einen heben?"

Denn merke: Kein Alkohol ist auch keine Lösung. Das wussten früher schon Die Toten Hosen. Heute mag das nicht mehr ganz so lustig gemeint sein, aber dafür wissen es Spilker und auch Superpunk. "Die Umgebung kommt mir vor wie in Technicolor, wenn ich trinke", singt Carsten Friedrichs, und so ironisch gebrochen das auch ist, es bleibt einer dieser Bekenntnissongs, von denen es viele gibt auf "Why not?". Die Lieder auf diesem fünften Album von Superpunk tragen Titel wie "Ja, ich bereue alles", "Baby, ich bin zu alt" oder "Ich funktioniere nicht mehr", und gecovert wird ausgerechnet der für eine - wenn auch sexy - Frühvergreisung stehende Serge Gainsbourg. In "Bon Scott" zählt Friedrichs eine Ahnenreihe fett gewordener und dann verstorbener Helden auf, von Buddy Holly über Dylan Thomas und Oscar Wilde bis zu Elvis und schließt mit der ernüchternden Erkenntnis: "Und mir geht es auch nicht so gut." Es ist ein Abgesang auf den liebevollen Umgang mit popkulturellen Zitaten, wie er von seiner Generation noch gepflegt wurde, aber im Internet-Zeitalter in Vergessenheit gerät. Es klingt wie ein Vermächtnis.

Wer das jetzt für Ironie hält, der sei daran erinnert, dass Carsten Friedrichs arg überrascht reagierte, als ihm Journalisten nach den ersten Platten seiner Band zu seinem hintergründigen Witz gratulieren wollte. Nein, in der Hamburger Schule war Friedrichs nie immatrikuliert. Der in St. Pauli lebende HSV-Fan hatte die Lieder, in denen der einfache Kraftfahrer den bösen Fabrikanten zur Rede stellte, in denen Freundschaft und Solidarität beschworen wurden, der Abbau des Gesundheitssystem und die Errichtung der Zweiklassengesellschaft vehement angeklagt wurden, ernst gemeint und ohne doppelten Boden versehen. Hier formulierte ein aufrechter Proletarier, und dass die In-Crowd dazu lässig lächelte, konnte der zwar verstehen, aber nicht tolerieren.

Aber renitent und vehement, aufsässig und aufbauend ist auf "Why not?" nur mehr die unvermeidliche Hymne auf die Heimatstadt ("Hamburg ist der Platz für Dich") geraten. Und natürlich das Eröffnungsstück "Ich find alles gut", in dem Friedrichs trotzig das Zigarettenrauchen lobt und den Unterhaltungswert von TV-Wiederholungen. Der Rest aber ist Bitterkeit: In "Eine schärfere Welt" wünscht er gar den eigenen Planeten in den interstellaren Orkus: "Ich kann den alten Plunder nicht mehr seh'n/ Wann wird er endlich untergeh'n?"

Nur die Musik bleibt so unwiderstehlich vorwärtstreibend, so in die Beine gehend, so wundervoll euphorisch, wie man es gewohnt ist von Deutschlands bester Partyband. Zwar klingen Superpunk immer, als würden Profis ganz bewusst so tun, als seien sie Amateure, aber genau mit diesem Trick rekonstruieren sie so gelungen wie sonst keine Band hierzulande das Gefühl eines Northern-Soul-Allnighters voller zeitloser Melodien und Handclap-Rhythmen. Nach dem man, eine Nacht Durchhalte-Soul-Klassiker im Ohr und eine Überdosis Adrenalin im Blut, im Morgengrauen aus dem Saal wankt und glaubt, nie wieder schlafen zu müssen, an der nächsten Ecke der großen Liebe begegnen zu können oder zumindest bei nächster Gelegenheit die Welt aus den Angeln heben zu müssen.

So ziemlich also genau das Gegenteil des Gefühls, das in "Graceland" beschrieben wird. Im Eröffnungssong von "Sylt", dem neuen Album seiner Band Kettcar, wirft Marcus Wiebusch, wie er es gerne tut, einen entlarvenden Blick auf sein Umfeld, auf seine Generation. Die wohnt im "Altbau, 4. Stock", versucht eher schlecht als recht, "Distinktion und Einbauküche" miteinander zu vereinbaren, und weigert sich beständig, das Älterwerden in Betracht zu ziehen: "Das ist Graceland, keiner wird erwachsen".

Aber Wiebusch zieht sich nicht, wie es in der Tradition der Hamburger Schule stände, auf eine ironische, leicht abseits vom Geschehen befindliche Position aus dem näheren Dunstkreis zurück. Er verkürzt die Analyse auch nicht wie Superpunk auf einfache, griffige Mitteilungen und zieht sich zurück auf die Position des Traditionalisten, der weiß, dass früher vielleicht nicht immer alles besser war, aber doch wenigstens die Musik.

Nein, Wiebusch, 39, Familienvater mittlerweile und als Teilhaber einer Mini-Plattenfirma gestählt im kapitalistischen Auf und Ab, sitzt mit am Küchentisch, unter dem die demnächst einzuschulenden Kinder spielen, denn die sind befreundet mit seinen Kindern, und bringt einen gänzlich unironisch gemeinten "Toast auf die Freundschaft" auf. Er berichtet wie ein Krisenreporter, durchaus auch mit ähnlicher Dringlichkeit, aus der Alltagshölle. Dort hat man es sich dann doch ganz kuschelig eingerichtet und den Blick auf die größeren Zusammenhänge verloren: "Es gibt kein Außen mehr, kein Drinnen und Draußen mehr". Das eigene Dasein ist das Zentrum des Seins, die prekäre Situation als Kreativ-Jobber der Generation Praktikum (eindringlich beschrieben in "Geringfügig, befristet, raus") ebenso frustrierend wie der Verrat an den eigenen Idealen (erschütternd demaskierend in "Würde"). Nur daraus, am Leid an der eigenen Existenz, kann sich noch eine kämpferische Haltung entwickeln. Die überblickt zwar immerhin die großen Zusammenhänge, aber ist dann doch nur mehr eine diffuse Ahnung von Wiebusch' Vergangenheit als Punkrocker bei But Alive. Heute hat er den obdachlos gewordenen Duktus der guten, alten Sozialdemokratie adoptiert: "Für die einen sind es Menschen mit Augen, Mund, Ohren/ Für die anderen Kostenfaktoren."

Seine Band spielt dazu eine Rockmusik, die die aufrührerischen Wurzeln des Genres noch einmal matt aufleuchten lässt. Immer wenn sich die Gitarren gegenseitig aufstören, sich um- und verschlingen, sich aufstacheln und für einen kurzen, glorreichen Moment ihre Domestikation abwerfen, wenn Kettcar ein gutes altmodisches Gitarrenriff reiten, wenn sie die gut geölte Rockmaschine geben, die sie ohne Zweifel mittlerweile sind, immer dann kapituliert die Rockmusik aber auch vor ihrem eigenen Status als konservative Kraft. Dann, wenn ein Break einen Moment zu lange in der Luft schweben bleibt und das Riff im Herzschlag wieder mächtig einsetzt, in genau diesem Augenblick akzeptiert Rock seinen Platz im Fundus mit den Musiken, die für jugendliche Rebellion ausgedient haben. Rockmusik, das ist, sehen wir den Tatsachen ins Auge, längst die Musik des Bewahrens. Und mithin der perfekte Soundtrack für das große Lamento, die Klagen einer vergessenen Generation.

Quelle: taz vom 29.03.2008

Uh huh him

29.03.2008 - 14:32

Ah, danke, hatte schon hier im Forum danach gesucht.

honk

29.03.2008 - 17:04

SChwuler Text. Trifft mich ja auch nicht. Bin 17 Jahre alt, und somit heiner dieser Kids der myspace-uns-alles-egal-youporn-4-live Generation.Oder so. Lieblingsfilm Fight Club, und Dope ist das beste was es gibt.



Bäääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

hank

29.03.2008 - 17:05

Aha.

B@n@n@ Co.™

13.11.2008 - 18:29

Plädoyer gegen Punks
Die dümmste Jugendkultur

In Berlin randalierten junge Punks in der Universität für "mehr Bildung" - und demonstrierten damit, wie sehr diese Jugendbewegung inzwischen auf den Hund gekommen ist. VON TOBIAS RAPP

Es sind bizarre Bilder, die da auf einen einstürzen, wenn man sich die Aufnahmen von den Schülerprotesten anschaut, die am Dienstag zur kurzfristigen Besetzung des Hauptgebäudes der Berliner Humboldt-Universität führten. Demonstranten mit Plakaten, auf denen "Bildung für alle" steht, die die Exponate einer Ausstellung zerreißen und anzünden, die an die Enteignung jüdischer Unternehmer in der Nazizeit erinnerte.

Die Empörung ist groß, zu Recht natürlich. Wobei davon auszugehen ist, dass die Randalierer einfach nicht so genau hinschauten - so bescheuert, dass sie das Weltjudentum hinter der Bildungsmisere vermuten würden und deshalb die Ausstellungstafeln zerbrachen, dürften nicht einmal Punks sein. Da wurde einfach plattgemacht, was gerade da war.

Viel irrer ist eigentlich etwas anderes: dass Punks mit Schildern rumlaufen, auf denen "Bildung für alle" steht. Aber es ist Zeichen dafür, um was für eine unrettbar in Dummheit und Nostalgie verliebte und in überkommene Protestgesten sowie Blindheit gegenüber der Gegenwart versunkene Jugendkultur es sich bei Punk handelt. Punks, die "Bildung für alle" fordern? Liebe Punks, wollt Ihr auch noch mehr Lehrer haben?

Vielleicht ist das wirklich nötig. Also: ein kleiner Nachhilfe-Unterricht in Sachen Punk. Nicht dass man sich sklavisch an die Urformen subkultureller Bewegungen klammern sollte - aber es ist wichtig, dass Punk in einer bestimmten sozialen und historischen Situation entstand. In England sind das die mittleren Siebziger, der gesellschaftliche Stillstand und das Scheitern einer sozialdemokratischen Regierung, die nicht in der Lage ist, ihre Versprechen auf soziale Teilhabe für breite Schichten der Bevölkerung einzulösen. Davon handelt "No Future" wie vom gefühlten Scheitern der sozialen Utopien der Sechzigerjahre im Allgemeinen. Punk ist die tiefe, schwarze und todesverliebte Romantik, die das aufklärerische und an das Gute glaubende Hippietum angreift. Das ist 1977. Ein großer Moment. Und 1979 ist es vorbei. Postpunk übernimmt die Liebe zum Do-it-Yourself und die Abneigung gegen das Establishment. Jahre der popkulturellen Blüte folgen.

Auch in Deutschland lebt Punk in den frühen Achtzigern vor allem von seinem antisozialdemokratischen Impuls. Aber auch in Deutschland wendet sich eine Band wie die Goldenen Zitronen in den späten Achtzigern von einer Szene ab, deren rebellische Posen für nichts mehr standen als Traditionspflege.

Daran hat sich seitdem nichts geändert. Noch der bildungsfernste Hiphopper hat besser verstanden, wie Gesellschaft heute funktioniert, als jeder Punk. Die Institutionen, an denen sich Punks immer weiter abarbeiten ("Schweinebullen", "Scheißstaat", "Deutschland") haben die hegemoniale Macht, die sie einst hatten, längst eingebüßt. Man könnte es gesellschaftliche Liberalisierung nennen oder Neoliberalismus. Aber Schule, Lehre und Fabrik brauchen und wollen heute keine Jugendlichen mehr in die Rolle von funktionierenden Arbeitsrobotern zwingen. Diese Zeiten sind vorbei. Du kannst mitmachen und du kannst es bleiben lassen. Mitmachen wird natürlich lieber gesehen, aber Bleibenlassen ist kein Verbrechen mehr.

Es ist dem Schweinesystem schlicht egal, was abgehängte Jugendliche treiben, ob sie grüne Haare beim Biertrinken haben oder Hosen, die in den Knien hängen. Deshalb ist die basale Geste des Hiphop, laut und vernehmlich "Ich!" zu rufen und "Nehmt mich wahr!", auch so viel schlauer als Punks mit ihrem steindummen Rebellengetue. Hiphop hat verstanden, dass die Gleichgültigkeit, mit der die Mehrheitsgesellschaft ihre Unterschicht behandelt, der Skandal ist. Die Weigerung, ihre Mitglieder als gleichberechtigte Bürger dieses Landes überhaupt wahrzunehmen. Punk suhlt sich immer noch in dem (mit dem pubertären Hormonschub selbstverständlich gut harmonierenden) nostalgischen Glauben, da wäre noch eine Autorität, die was will. Ist aber nicht.

Punk hat der Gegenwart nichts mehr mitzuteilen. Deshalb sind Punks, die mit "Bildung für alle"-Plakaten das Foyer der Humboldt-Universität kaputthauen, auch so lächerliche Clowns. Ein paar Hiphopper hätten tatsächlich etwas bedeutet.


Und die taz war früher mal rebellisch;-)

B@n@n@ Co.™

13.11.2008 - 18:29

Quelle: http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-duemmste-jugendkultur/

Norman Bates

13.11.2008 - 19:47

Ich mag die TAZ zwar nicht, aber der Artikel hat nicht mal so unrecht.

@ B@n@n@ Co.™

13.11.2008 - 19:53

Lies mal genauer. Dem Schreiber ist Punk nicht rebellisch genug. Er sieht im Punk eine obsolete Szene, deren rebellische Posen für nichts mehr stehen als Traditionspflege.

sghrn

13.11.2008 - 20:11

punk is dead... aber der geist mag in uns weiterleben ;)

ich

13.11.2008 - 21:37

mensch, das war mal eine schoene gutenachtgeschichte.

alle punks die ich "kenne" sind eigentlich nur obdachlose die sich mit ihren eltern ueberworfen haben und nicht mit normalen obdachlosen gleichgestellt werden wollen (ham ja andere kleidung und haarfarbe - obacht!). wobei es da auch wieder jene gibt die nur tagueber obdachlos sind und des nachtens bei "scheissmutter" inne wohnung kriechen... .

Nagasaki

14.11.2008 - 20:13

Guter Artikel Banana.

Wenn man sich so umguckt dann sind die heutigen Spiesser mit Bausparvertrag und Ganztagsjob die eigentlichen Rebellen und Individualisten.
Alle Anderen sind so darauf bedacht Anders zu sein als, als ... ähh Anderen, dass man sich heute eigentlich fragen müsste wo Diejenigen nun jetzt bleiben die dazu gehören wollen? Zum System. Zur Masse. Zur Gesellschaft.
Und wenn keiner dazugehören will und es demnach auch nicht tut, wo sind dann diejenigen die die böse, kapitalistische, menschenignorante Gesellschaft dann bilden?
Wenn ich mir die nächste Amnesty-Gruppe anschaue, dann sitzen dort gutbürgerliche Mittdreißiger, mit Kind, Job, Haus und Garten und wissen, dass sie die Welt nicht verändern können aber werden stets niemals müde es zu versuchen. Diese Menschen haben durchaus ihre Ideen und manchmal wissen sie diese auch intelligent umzusetzen. "Gutmenschentum" ist eben nicht Tatbestand einer bestimmten Subkultur sondern vom Einzelnen abhängig.
Der Artikel fragt wieviel Gewicht Punk heutzutage noch hat, aber wieviel Gewicht hatte Punk damals eigentlich? Was haben diese Leute eigentlich bewirkt, jetzt ausser dass sie laut und zudem sehr oft betrunken waren und deren musikalischer Teil einpaar recht gute Lieder hingelegt hat? Eben. Nicht viel halt. Punk war schon immer der nutzlose Pickel am Hinterteil der modernen Kultur, führte sich jedoch stets auf wie deren Bauchnabel.

freak

14.11.2008 - 20:27

nagasaki, ich möchte bitte ein kind von dir haben

Nagasaki

14.11.2008 - 20:54

Nachtrag: Der Exot

Und eines Tages wird einer kommen. Mit sauberen Chuks und ringelstreifenlosem Hemd und er wird dazugehören wollen. Zum System. Zu der Gesellschaft, die niemand mehr haben will. Und dann werden sie da sein und ihn mitnehmen. Und Hennes wird lüstern seine Schuhe betrachten und Mauritz wird versuchen Imitate seiner adretten Kleidung herzustellen und irgendeine Independant Plattenfirma wird versuchen ihm einen Plattenvertrag aufzuschwatzen und der Fischer-Verlag wird versuchen sich die Rechte für sein Manifest zu erkämpfen... um es zwei Wochen später in der Neon abzudrucken. Und irgendwann werden plötzlich tausende von Jugendlichen eine Zukunft in ihrer Zukunft sehen wollen. Eine ohne geschundene Rockstar-Karrieren dafür aber mit einer 36 Stunden Woche, eine die nicht behauptet man kann alles erreichen, aber manchmal sagt, es wäre schön, du könntest deine Schulden begleichen.
Eine mit Kultur, die nicht eingrenzt um auszugrenzen um Komplexität zu vermeiden. Denn es gibt eine Schublade. Eine Einzige. Und dort stinken verschieden bunte Socken gemeinsam gleich.
Und fürwahr - der Exot wird sich wundern, dass die Welt ohne ihn, eine ganz Andere war.

Kurzgesagt es gebe erst eine Rebellion in der Welt, wenn die Menschen gewöhnlich wären.

Nagasaki

14.11.2008 - 20:58

nagasaki, ich möchte bitte ein kind von dir haben

Ich bin zu alternativ um Kinder zu bekommen.

indie goes my heart

14.11.2008 - 21:01

ach komm schon..du brauchst einfach nur lecker sperma und dann geht das schon.

B@n@n@ Co.™

14.11.2008 - 21:03

Danke schön Nagasaki:-)

Naja, "Punk sein" war in meinen Augen immer sehr überbewertet. Ich kenne keine "Punks" die sich politisch aktiv UND vor allem auch konstruktiv/kreativ behaupten können ohne dabei die traditionellen Stumpfsinn dieser Bewegung zu verfallen (z.B randalieren). Da sind für mich persönlich die meisten Studentenbewegungen um längen rebellischer als irgendwelche bettelnen Junkies in der Fußgängerzone einer Großstadt.

B@n@n@ Co.™

14.11.2008 - 21:10

*"dem" statt "die" traditionellen Stumpfsinn xD

logan

15.11.2008 - 06:28

@ "[W]ieviel Gewicht hatte Punk damals eigentlich? Was haben diese Leute eigentlich bewirkt, jetzt ausser dass sie laut und zudem sehr oft betrunken waren und deren musikalischer Teil einpaar recht gute Lieder hingelegt hat? Eben. Nicht viel halt. Punk war schon immer der nutzlose Pickel am Hinterteil der modernen Kultur, führte sich jedoch stets auf wie deren Bauchnabel."

Naja, in ihrem ziemlich viel haben die bewirkt, wenn auch nicht immer so, wie sie sich das dachten.

Zum einen durch Zynismus:
Als Punks aufgeräumt mit den Illusionen des Hippie-Aussteigertum und dem Bürgertum vor Augen geführt, was dieses nicht wahrhaben wollte: Dass man kurz vor der nuklearen Apokalypse stand. Was die Öko-Bewegung mit ermöglicht hat. Denn vom Körnerfressen ändert sich nichts, dazu braucht es Protest. Auf die auch dort sitzenden Nazis hingewiesen ("Blut und Boden" retten, "Naturschutz ist Heimatschutz"), was die Hippies nicht wahrhaben wollten. Und manche bis heute nicht.

Dann aber auch kreativ einiges aufgebrochen:
Erstmal die ganze [Post-]Punk-Schiene der niedrigschwelligen Ästhetik; also, Aufbruch des starren Bandkonzepts im Rock, Miteinbringen von untypischen und 'billigen' Instrumenten, Synthies im Pop, usw., was sich bis heute auswirkt, auch als frühe Vorläufer des Crossover im Rockbereich. Dann, über Hardcore und Straight-Edge eine neue Zuversicht, obwohl die Utopien seit den 70igern aufgebraucht und im Drogenwahn ausgebrannt schienen, sozusagen die Überwindung des Zynismus aus einer ursprünglich noch zutiefst zynischen Szene heraus, was man auch nicht unterschätzen darf. Dann natürlich als neue kulturelle Strömung die vom Punk abgespaltenen Bewegungen: Gothic, und zum Teil auch frühe Ravekultur; auch wenn anders gewendet, scheint da doch noch der neue Hedonismus durch, der durch die ursprüngliche Nukleare-Katastrophe-am-Horizont-Abzeichnungsstimmung "No Future" begünstigt worden war und über Umwege dann eben doch vom Hippie-Aussteigertum über das Punk-Aussteigertum zurück zu innerkapitalistischen Ausdrucks- und Konsum-Formen zurückführte, dabei aber ein enormes kreatives Potential (zumindest bei den Machern) freisetzte. Und schließlich als kulturelles Erbe im spielerischen, die Zeichen durchmischenden und ins Gegenteil verkehrenden, beständig Paradoxe schaffenden bzw. offenlegenden Umgang mit diversen Medien (sowohl als Material ---> Collage; als auch als Massenkommunikationsmittel ---> Fanzines, Mediensatiren, Guerrilla Marketing). All das hat mittlerweile Eingang in den Mainstream gefunden, insofern hat Punk viel bewegt.

Man kann drüber streiten, ob Punk in erster Linie ein Symptom der Postmoderne (gewesen) ist oder ein (wenn nicht gar ihr) Schrittmacher. Vermutlich beides. Aber all die oben genannten Sachen hätten sich wenn überhaupt, dann doch anders entwickelt - ohne den Punk. Dafür dass er als (eher) Außenseiterphänomen begann, hat der Punk also einiges erreicht.

Nietzsche

15.11.2008 - 12:44

Ohne mich hätte es Punk nie gegeben!

No Future Nihilismus FTW!

logan

15.11.2008 - 17:24

Wer an den Übermenschen glaubt, ist kein Nihilist, Nietzsche wendete sich gegen Nihilismus.

Nietzsche

15.11.2008 - 17:29

Du hast mich nicht verstanden. Ich mäandere gern.

Thees

15.11.2008 - 17:42

Oh ja, ich auch!

Lan

15.11.2008 - 20:49

Superpunk geht gar nicht. Die Typen sind ausserdem Schnösel. Vor allem der eine, wo noch für 11Freunde schreibt..

bratseth

16.11.2008 - 02:44

Um Einfluß auf irgendeine Kultur ist es dem "richtigen" Punk sicherlich nie gegangen. Eher genau das Gegenteil, nämlich dem Schaffen von Freiräumen für Leute die keine Lust auf irgendeine Massenkultur hatten. In dem Moment, als sich der Punk kommerzialisierte, also etwa zu dem Zeitpunkt als er von New York nach England rüberschwappte, war das Thema eigentlich gegessen. Trotzdem hat er eine Alternative für Jugendliche geschaffen. Damit hat er dann auch seine Aufgabe erfüllt. Die Totalverweigerung an der Teilhabe in der Gesellschaft gibt es doch viel länger als Punk, nämlich noch vor den sogenannen 68ern. Heute ist Punk doch nur noch eine gewisse Ästhetik. Viele die sich Punks nennen leben völlig konform zur Gesellschaft. Nur bunte Haare, Musik mit verzerrten Gitarren und viel Alkohol ist sicherlich nicht Punk, sondern mehr eine Spielform der Spaßgesellschaft.

gemütlich

15.04.2013 - 13:35

taz wird immer dicker

junge Welt ist die preisgünstigste überregionale Tageszeitung am Kiosk. Das ist aber nicht der Grund, warum sie auch die einzige ist, die nicht ­dramatisch an Auflage verliert, sondern sogar zulegen kann

16.04.2013 - 14:24

oh ja hmmm

Achim

03.07.2015 - 23:09

als ich mit der schule fertig war und es zur uni überging, gab es die immer für 1,00 eur. fast jeden morgen gekauft. irgendwann stieg es dann auf 1,10 oder direkt 1,20 - keine lust gehabt, mit kleingeld zu hantieren, also nicht mehr gekauft. ich möchte gar nicht wissen, wie viel sie heute kostet. vielleicht sollte ich sie mir aber doch mal wieder kaufen. wenigstens einmalig. zum beispiel für die zugfahrt nach amsterdam nächsten donnerstag.

Achim.

Gelangweilter

03.07.2015 - 23:22

Erzähl das doch bitte deinem Friseur. Gähn.

Achmed

04.07.2015 - 06:49

damals als ich noch studierte, ich erinnere mich genau, da standen vor unserer uni immer so verschiedene zeitungsanwerber. einer von der welt, die nächste von der sueddeutschen, eine von der taz, einer von der zeit usw.
ich habe mir das alles gelangweilt angeschaut, bin dann aber doch rüber zur Dame von der taz, die hatte große kaliber und ein einlullendes marketinglächeln. wie dem auch sei, als sie durch einen noob ersetzt wurde, habe ich das zeitungslesen und im anschluss auch noch das denken aufgegeben und poste seitdem in diesem Forum zur größten Freude aller besinnlichen bullshit. es ist einfach auch günstiger.

Achmed.

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