Die Krise der Rockmusik

Mixtape

11.01.2008 - 21:35

Interessanter Artikel aus dem heutigen Tagesspiegel:

Die Hautfarbe der Musik

Sie hat keine! Oder doch? Über die Krise der Rockmusik und die Frage, warum sie ihre schwarzen Wurzeln gekappt hat.

Von Kai Müller
11.1.2008 0:00 Uhr

In sämtlichen Bestenlisten des vergangenen Jahres tauchen sie ganz oben auf: Arcade Fire, das vielköpfige kanadische Ensemble um Sänger Win Buttler und seine Frau Régine Chassagne ist die Band der Stunde, von namhaften Kollegen wie Chris Martin als „großartigste Band aller Zeiten“ bejubelt. Die acht Musiker, die mit „Neon Bible“ das zweite Album veröffentlicht haben, gelten als Protagonisten einer neuen Auffassung von Rockmusik. Ihre Songs atmen Kirchenluft. Alles ist ganz einfach. Eine Phalanx von Violinen, Hörnern, Xylophonen, Chören, von Akkordeon und Orgel lädt die Atmosphäre auf. Es geht um Schuld, Tod und Gewalt - Themen, die mit protestantischer Strenge zu einem „Ocean Of Noise“ – so ein Songtitel – ausgebreitet werden.

Aber irgendetwas stimmt trotzdem nicht. „Nach dem sechsten Song war ich geschafft“, befand der Musikkritiker des „New Yorker“ Sasha Frere-Jones in einem „A Paler Shade Of White“ betitelten Beitrag, nachdem er die Band bei einem umjubelten Konzert gesehen hatte. Sein Fazit: Die Ermüdung ist Symptom für eine Krise der Indie-Musik. Die fortschrittlichste Rockmusik, die es heute gibt, habe ein „racial re-sorting“ durchlaufen, ihre schwarzen Wurzeln gekappt und damit ihre Seele verloren. „Warum“, fährt er fort, „haben sich so viele weiße Rockbands von der exstatisch-singenden Gitarre abgewandt, die die Stimme eines Bluessängers imitierte, wo ist der erdenschwere Downbeat des Reggae abgeblieben und wo die elaborierte Zurschaustellung, die schwarze Musik ein halbes Jahrhundert lang zum Vorbild machte?“

Seit Wochen sorgt Frere-Jones’ Streitschrift in Internetforen für Wirbel. Dass der Autor stark verallgemeinert, polarisiert, dass er willkürlich Bands herausgreift, andere übergeht – geschenkt. Auch den kulturkonservativen Gestus muss man übersehen. Denn der Vorstoß trifft einen wunden Punkt. Lange schon ist das Unbehagen weit verbreitet, dass Rockmusik sich nunmehr auf Rockmusik bezieht. Obwohl sie laut und wild klingt, ist ihre Energie gezügelt, gehemmt. Die Musiker betrachten beim Spielen ihre Schuhe. Oder sie drehen dem Publikum den Rücken zu, obwohl sie nicht mal einen sexy Hintern haben. Es fehlt, was außerhalb des Kanons liegt, den die elterlichen Plattensammlungen aus den sechziger Jahren herübergerettet haben.

„Musik hat keine Hautfarbe“, hat Michael Jackson einmal gesagt. Das stimmt. Musik nach ihrer rassischen Durchmischung zu beurteilen ist gefährlich. Es gibt weder weiße noch schwarze Musik, die sich als solche versteht. Sowohl schwarze Bluesmusiker wie Robert Johnson als auch weiße Country-Sänger bedienten sich desselben Legendenkreises für ihre Geschichten, hatten dieselben Akkordverbindungen, pflegten dasselbe Ritual aus Rede und Widerrede. Von Anfang an fand ein reger Austausch statt. Was black genannt wird, ist eine Zuschreibung – aber mit enormen sozialen und ästhetischen Folgen.

Zu den Urszenen des Pop zählt, wie zwei britische Burschen, die sich flüchtig von den Spielplätzen ihrer Heimatstadt Dartford kennen, 1960 in einem Londoner Vorortzug ins Gespräch kommen. Einer von beiden hat eine LP von Muddy Waters dabei, die damals in England schwer zu beschaffen ist. Der andere hat Singles von Chuck Berry zuhause - und es entstehen die Rolling Stones. Die Begeisterung für obskure schwarze Musiker steht am Anfang einer Kulturgeschichte, die aus weißen Mittelstandkindern die Jugendidole ganzer Erdteile und Generationen macht. Dabei wollten Mick Jagger und Keith Richards anfangs nur Blues spielen. Herausgekommen ist etwas anderes, Mächtigeres, Universelles.

Das war kein Zufall. Alexis Korner, der erste weiße Musiker, der mit Blues sein Geld verdiente, schrieb über Jagger: „Er sprach damals, 1962, mehr über das Gefühl, das die Musik auslöste, und die Art, wie man sie bringen sollte, als über die Musik selbst. Etwas, was damals keiner sonst tat.“ Jagger hatte als behütet aufgewachsener Sohn eines Physiklehrers keinen Zugang zur Armut und Verzweiflung, die der amerikanischen Rassentrennung zugrunde lag und dem Blues seine grimmige Härte verlieh. Für den Wirtschaftsstudenten war Blues nur etwas, das ihn betraf. Der „schwarze Mann“ lieferte ihm die Lösung für seine Adoleszenzprobleme.

So wie Jagger handelten in den kommenden Jahrzehnten die meisten, die sich der schwarzen Kultur bedienten. In seinem Buch „White Bicycles“ schildert Joe Boyd, zu welchen Missverständnissen es dabei kam. Die von ihm Mitte der Sechziger nach England verschifften Bluesmusiker verwahrten sich energisch dagegen, als einfältige und rückständige Traditionalisten wahrgenommen zu werden. Während die Schwarzen Musik immer für ihresgleichen und Weiße spielten, machten die Weißen Musik nur für sich selbst. Andererseits zeigten sich schwarze Musiker beeindruckt von dem, was die Weißen mit ihrer Musik anstellten. Legendär ist, wie Jimi Hendrix 1967 nur drei Tage nach Erscheinen des „Sgt. Pepper“-Albums den Titelsong bei einem Londoner Konzert nachspielte. McCartney, der anwesend war, begriff das sofort als „denkbar größte Huldigung“.

Solche Liaisons Dangereuses haben der Popkultur immer wieder als Evolutionsmotor gedient: Elvis, Motown, The Beatles, Hendrix, Led Zeppelin, The Clash, Michael Jackson, Dr. Dre, Eminem – jedes dieser Kapitel steht für die Kluft zwischen den Hautfarben und ihre Überwindung. Damit ist es offensichtlich vorbei. Für den zeitgenössischen R & B bleibt die junge Rockmusiker-Generation merkwürdig unempfänglich. Dass eine britische Band wie Hot Chip sich auf ihrem zweiten Album, das Anfang Februar erscheint, explizit auf einen R. Kelly-Song bezieht, ist die Ausnahme. Was haben Stevie Wonder und HipHop nur verbrochen, dass sie für weiße College-Kids offenbar nicht attraktiv genug sind, um ausgeschlachtet zu werden?

Dafür gibt es Gründe: Eine Entwicklungslinie in der Popkultur hat sich bewusst von den afro-amerikanischen Wurzeln losgesagt. In Deutschland stehen für diesen Bruch Kraftwerk und Can. In England sind es New-Wave-Pioniere wie Joy Division, deren Schlachtruf lautete: „Welcome to the Ice Age“. Sie hatten sich einem Nihilismus und einer Kälte verschrieben, um sich von der verhassten Kulturindustrie abzugrenzen. Die Folgen dieser Politisierung sind bis heute spürbar. Sie sind für die um interkulturelle Aufgeschlossenheit bemühten Independent-Szene ein schwieriges Erbe. Durch die demonstrative Vermeidung von Entertainment und jeder Anbiederung ans Establishment wurde der Keim für die Ignoranz gelegt, die im jugendlichen Hasskult voll erblühte.

Nicht mehr dazugehören wollten auch die Gangsta-Rapper der Reagan-Ära. Ihre Sage vom zweigeteilten Land, in dem die schwarzen Straßenkids der Abschaum seien, machte es dem politisierten Rock schwer, das alte Bündnis zu erneuern. Zumal der Siegeszug des HipHop die Vorzeichen änderte. Aus der Straßenkultur wurde ein globaler Markt, der denselben Verwertungsmechanismen wie Rockmusik unterliegt und deshalb eben so saturiert ist. Indie-Musiker dürften wenig Sinn darin sehen, sich Stars zum Vorbild zu nehmen, die ein Vielfaches von dem an Geld und Aufmerksamkeit einheimsen, womit sie selbst auskommen müssen.

Am eindrücklichsten verkörpert die Ankunft schwarzer Künstler an der Spitze des Mainstreams das Modell Timbaland. Seit die Benutzung von Samples, fremden Soundsplittern und Melodiefragmenten einem ausgeklügelten Rechtsschutz unterliegt, wagen es immer weniger Künstler, sich das Werk eines anderen einzuverleiben. Die Kosten sind für viele zu hoch. Im Gegenzug sind Musik-Produzenten gezwungen, eigenes Material zu kreieren, was einem Beat-Manufakteur wie Timbaland enorme Einfluss gibt. Da seine „Space Beats“ ihre kulturelle Herkunft nivelliert haben, beliefert er sowohl den schwarzen Mainstream (Alicia Keys) als auch den weißen (Timberlake, Furtado, Spears etc.) mit bollernden Disco-Sounds.

Was immer noch nicht die Ignoranz gegenüber Stevie Wonder erklärt. Aber egal. Denn Schwarzweiß ist längst einer Regenbogen-Koalition gewichen. Im neuen Migrationsgefüge verliert die afro-amerikanische Erfahrung der Entwurzelung ihre Dominanz. Damit geht das Gespür für Grenzen und das Risiko verloren, das es bedeutet, sie zu übertreten. Viele Rockbands vermitteln nicht mehr – so anregend ihre Musik im Einzelfall sein mag – das Gefühl, etwas oder gar sich selbst aufs Spiel zu setzen.

sonic the hedgehog

11.01.2008 - 21:53

Ein sehr interessanter Artikel, obwohl ich ihn als ebenso zweifelhaft ansehe. Schon nur der Satz,der die Gitarren als Imitation der Bluesstimmen interpretiert.

Honk

11.01.2008 - 21:59

Tv on the radio ....

JimCunningham

11.01.2008 - 22:03

Huch? Den selben Artikel habe ich schon einmal irgendwoe gelesen.

Mixtape

11.01.2008 - 22:06

Hier ist jedenfalls der Aufhänger, der Artikel von Sasha Frerer-Jones zu finden:

www.newyorker.com/arts/critics/musical/2007/10/22/071022crmu_music_frerejones

sonic the hedgehog

11.01.2008 - 22:06

Ich finde es auch grundsätzlich falsch, dass die Musik ohne den "schwarzen" Einfluss etwas wichtiges verliert. Klar ist dieses Verhältnis sehr bedeutend für die Geschichte der Musik des letzten Jahrhunderts und bis heute, und hat immer wieder zu Grossartigem geführt, jedoch ist der Artikel beinahe so verfasst, als ob ohne diesen Einfluss absolut gar nichts mehr geht.

radio

11.01.2008 - 22:07

Über dieses Thema unterhalten sich gerade besagter Kai Müller und andere Experten (was auch immer das ist) auf radioeins.de

Ganz schreckliche Diskussion - total verquast! Schlimm!

sonic the hedgehog

11.01.2008 - 22:09

So als ob NUR aus dem Austausch heraus Interessantes entstehen kann.

Mixtape

11.01.2008 - 22:14

Ich verstehe den Artikel so, dass das Einfache verloren geht, drei Akkorde und ein "Yeah, Yeah Yeah". Statt dessen wird der gefeiert, der immer mehr übereinander schichtet, je verquerer desto besser. Fand ich bei den Besten-Listen 2007 schon deutlich, bei denen fast durch die Bank Sachen wie Radiohead oder Panda Bear abgefeiert wurden. Die Melodie und der Rhythmus sind der Musik abhanden gekommen.

Garp

11.01.2008 - 22:15

Ich vermute, 99% aller jungen Rockbands würden den Autor einfach nur verblüfft anschauen, das ist doch keine bewusste Entscheidung der Musiker, die setzen sich doch nicht hin und sagen: "Lass uns neue Songs schreiben, aber auf jeden Fall jeglichen "schwarzen" oder Blues-Einfluss heraushalten."

Die Zeiten, denen der Autor offensichtlich hinterher trauert, sind die Kinderstube der Rockmusik. Ohne jeden Zweifel hätte es ohne die großen Blues- und Rockmusiker der 50er und 60er Jahre nicht eine solche Entwicklung des Rocks gegeben. Nur hat sich eben auch der Rock weiterentwickelt und zu einer eigenständigen Musikrichtung entwickelt, die wiederum zahlreiche Abzweigungen mit sich brachte.

Ich verstehe das Problem des Autors nicht wirklich...

Merlin

11.01.2008 - 22:17


Let There Be Rock (AC/DC)

in the beginning
back in nineteen fifty five
man didn't know 'bout a rock 'n' roll show
and all that jive
the white man had the schmaltz
the black man had the blues
no one knew what they was gonna do
but Tschaikovsky had the news
he said let there be sound
there was sound
let there be light
there was light
let there be drums
there was drums
let there be guitar
there was guitar
let there be rock

and it came to pass
that rock 'n' roll was born
all across the land every rockin' band
was blowin' up a storm
and the guitar man got famous
the business man got rich
and in every bar there was a superstar
with a seven year itch
there was fifteen million fingers
learnin' how to play
and you could hear the fingers pickin'
and this is what they had to say
let there be light
sound
drums
guitar
let there be rock

one night in the club called the shakin' hand
there was a 42 decibel rockin' band
and the music was good and the music was loud
and the singer turned and he said to the crowd
let there be rock


Man muss der Musik keine Farbe geben, viele Kulturen haben ihren Beitrag geleistet und sind auf dieser Plattform einander näher gekommen..
Was Gangster Hip-Hop angeht ist es ja definitiv nicht mehr die Art von Rap und Kommunikation die Let There Be Rock
in the beginning
back in nineteen fifty five
man didn't know 'bout a rock 'n' roll show
and all that jive
the white man had the schmaltz
the black man had the blues
no one knew what they was gonna do
but Tschaikovsky had the news
he said let there be sound
there was sound
let there be light
there was light
let there be drums
there was drums
let there be guitar
there was guitar
let there be rock

and it came to pass
that rock 'n' roll was born
all across the land every rockin' band
was blowin' up a storm
and the guitar man got famous
the business man got rich
and in every bar there was a superstar
with a seven year itch
there was fifteen million fingers
learnin' how to play
and you could hear the fingers pickin'
and this is what they had to say
let there be light
sound
drums
guitar
let there be rock

one night in the club called the shakin' hand
there was a 42 decibel rockin' band
and the music was good and the music was loud
and the singer turned and he said to the crowd
let there be rock

Man muss der Musik keine Farbe geben, viele Kulturen haben ihren Beitrag geleistet und eine Plattform entwickelt sich einander näher zu bringen..

Merlin

11.01.2008 - 22:21

sorry für mein doppelgeposte.
.. die sie früher einmal war.. soll´s weiter heissen. Damit meine ich das Rap früher mitunter noch ernste Gesellschaftskritik geboten hat, Gangster-Hip-Hop ist leider nur zuoft das Runtersabbeln von vulgären Müllsprüchen ohne aussagekräftige Inhalte..

sonic the hedgehog

11.01.2008 - 22:22

Obwohl es irgendwie schon stimmt, man hört kaum noch etwas von weissen Rockmusikern, dass "schwarz" klingt.
Die Bands, die sich mit 3 Akkorden und ein paar Yeah Yeah Yeahs zufriedengibt, sind ja nicht selten die, die dann an ihrer Einfachheit aufgehängt werden.

lI©h┼ (p.b.m.)

11.01.2008 - 22:23


Naja, andererseits entwickelt sich Musik auch dadurch weiter, wenn Stile aus anderen musikalischen Kulturen/Backgrounds in die eigene Arbeit eingebunden werden.
Der 1000. U2-Klon a la Coldplay, Keene, The Kooks oder Joy Division zu Interpol, Editors, The Killers usw. deuten schon auf einen gewissen "Inzest" hin.
Z.B. die Talking Heads waren ja deshalb ihrerzeit so spannend, weil sie Postpunk, New Wave und Afrorythmen zu einem neuen Gebräu mixten.
Vieles von heute, egal welches Genre, ist nur 'ne technisch verfeinerte Version von schon dagewesenen Strickmustern.

sonic the hedgehog

11.01.2008 - 22:25

Ich bestreite überhaupt nicht, dass aus dem Austausch Tolles rauskommen kann, aber dass eine Wechselwirkung zwischen (hier) "weisser" und "schwarzer" Musik auf diese Weise zur Grundlage für jedes interessante musikalische Schaffen erhoben wird, ist übertrieben.

lI©h┼ (p.b.m.)

11.01.2008 - 22:30


Es ist nicht zwingend; aber wirkliche Innovationen finden fast nicht mehr statt.
Filligranes Spiel, gutes/solides Songwriting und als Bonus noch catchy Melodien - das ist die heutige Messlatte, um abgefeiert zu werden. Das kingt alles schön und auch gut, oftmals aber in der Tat nicht neu oder gar aufregend.

richard hell

12.01.2008 - 00:51

rock'n'roll hat das revolutionaere verloren, bands produzieren heutzutage auf hitsicherheit und benutzen die musik nicht mehr als frust- und wutventil, die inhalte provozieren und polarisieren nicht mehr, r'n'r hat dadurch seine berechtigung verloren!
mit rock, punk, beat, hardcore, metal, indi, hiphop etc. erschreckst man heutzutage ja keine oma mehr! r'n'r ist tot!

lI©h┼ (p.b.m.)

12.01.2008 - 00:58


Ja, im Prinzip schon.

lI©h┼ (p.b.m.)

12.01.2008 - 01:05


Liegt natürlich auch daran, dass die heutigen "Omas" selbst mit Rock aufgewachsen sind; das war vor 20 Jahren noch anders.

Heute polarisieren ja im Grunde nur noch Hiphop ("watt ein Dreck") für die Rockfraktion ("krass, fieses Gefrickel") und umgekehrt.

Der Rest guckt Schlager auf ZDF...

honk

12.01.2008 - 01:58

Mixtape (11.01.2008 - 22:14 Uhr):
Ich verstehe den Artikel so, dass das Einfache verloren geht, drei Akkorde und ein "Yeah, Yeah Yeah". Statt dessen wird der gefeiert, der immer mehr übereinander schichtet, je verquerer desto besser. Fand ich bei den Besten-Listen 2007 schon deutlich, bei denen fast durch die Bank Sachen wie Radiohead oder Panda Bear abgefeiert wurden. Die Melodie und der Rhythmus sind der Musik abhanden gekommen.



Panda Bear hat auch fantastische MElodien und so weiter und so fort.

Wir reden hier vom britischen Dreck der hier abgefeiert wird (siehe diesjährige Jahrescharts hier auf plattentest; stark im Kontrast zur letztjährigen fast 1 zu 1 mit meiner ünbereinstimmende Liste).

Teilweise muss ich dem Autor recht geben.

Es ist leider so, dass Rockmusik einfach nicht mehr nach vorne geht. Alles schon mal dargewesen (Ausnahmen wie TV on the Radio zähle ich mal nicht auf).

Vor allem bei Arcade Fire tut sich oft ein too much gefühl auf. Siehe No Cars Go. KAnn ich mir innnerhalb von 3 Tagen nciht merh als 5 mal anhören. Erstmal ist man baff. Irgendwann nervt es.

Selbst die Strokes sind too much. Kaputt klingen wollen sit das eine eine, aber wirklich kaputt klingen was ganz anderes.

dude

12.01.2008 - 05:15

stumpfer Schwachsinn...selber Schuld wenn nur die uninteressante Recycling-Musik betrachtet wird

logan

12.01.2008 - 05:34

Zum Artikel aus dem Tagesspiegel (Eingangsposting): Ein Apodiktum an das nächste gereiht ergibt noch keine stringente Argumentation; das ist bloß halb durchkonstruiertes, sinnfreies Geschwurbel, gequirlter Bockmist, albernes Theoriekonglomerat, abstruse Absurdität, esotherisches Dummgelaber. Kai Müller nimmt wohl einfach zu viele Drogen oder kommt zu wenig raus. Er definiert sich seine Welt widde-widde-wie sie ihm gefällt und doziert dann wirr daher, erklärt uns die Welt widde-widde-wie sie ihm missfällt. Was soll dieses weltfremde Gejammer überhaupt, meint der das ernst? Wenn ja, dann ist das der typische Versuch, etwas aus dem Bauch heraus kategorisieren und als Analyse verkaufen zu wollen, das doch nur dem eigenen, unreflektiert vorurteilsbeladenen Hirn und einer entsprechend schrägen Weltanschauung entsprungen ist. Wer sucht, der findet. Kai Müller hat das gefunden, wonach und worin er mit seinem beschränkten Horizont gesucht hat: Engstirnigkeit. Ein mutig dahinjagender Blick über den Tellerrand des radioweichgespülten Mainstreams hinaus hätte gereicht, um festzustellen, wie aufregend Rockmusik heute sein kann. Statt dessen stochert er lieber lustlos und weinerlich in seiner Tiefkühlkost herum und beschwert sich darüber, dass es da keine Mischung mehr gäbe zwischen dem, was er in mühseliger Kleinarbeit schön weit auseinandergeschoben hat, der Erbsenzähler. Pfft!

Piepi

12.01.2008 - 08:20

Ein mutig dahinjagender Blick über den Tellerrand des radioweichgespülten Mainstreams hinaus hätte gereicht, um festzustellen, wie aufregend Rockmusik heute sein kann.

Was ist denn für dich so aufregend heutzutage in der Rockmusik? (Das ist mein Ernst.)
Das einzige Gegenbeispiel was mir da einfallen würde sind die Battles, die aber auch ziemlich überladen sind.

Ich finde auch, dass es da spannendes gibt und der Artikel vermutlich bewusst so geschrieben, dass er zur Diskussion anregt.

Aber der Ansatz stimmt so. Man sieht es alleine schon an den Reaktionen mancher Leute hier auf interessante Alben aus anderen Genres. Amy Weinhouse Debut wurde hier gar nicht besprochen, der Thread zu ihrer Musik hat mit Ach und Krach mal so die 50 Postings überschritten.
Dabei hat sie mit ihren beiden Alben, wirklich großartiges geleistet. Tolle Soul/Pop Alben.

Dass sich HipHop mittlerweile gemausert hat von der Straßenmusik zur Massenware ist ein spannender Aspekt. Mittlerweile wird HipHop als Konkurrenz angesehen. Merkt man auch jeweils in den zahllosen Thread hier und den BashingReaktionen zu manchem erfolgreichen Künstler aus dem Bereich.

Rockmusik stellt immer mehr den Anspruch sich aus sich selbst erneuern zu können. Was dabei heraus kommt ist Rekapitulation auf hohem Niveau.

Der Autor vermisst aber generell glaube ich einfach nur ein paar coole Bluessachen ;)

rabbit

12.01.2008 - 09:05

Viele Rockbands vermitteln nicht mehr – so anregend ihre Musik im Einzelfall sein mag – das Gefühl, etwas oder gar sich selbst aufs Spiel zu setzen.

Und das soll sich ändern, indem man sich von Stevie Wonder inspirieren lässt?

JimCunningham

12.01.2008 - 10:31

Random lost souls have asked me: "What's the future of Rock 'n Roll?"
I said: "I don't know - does it matter?"

Patte

12.01.2008 - 11:08

"Rock ist tot". (M. Manson)

"Manson ist tot." (Rock)

b.free

12.01.2008 - 15:20

Ich denke die schwarze Musik, also speziell im Mainstream-Bereich ist heute so seelen- und bedeutungslos, dass es keinen Sinn macht sich davon beeinflussen zu lassen.

Andererseits gibt es Band wie die Noisettes, die zeigen, dass Soul und Rock immernoch gut zusammen gehen. Aber die definieren Soul eher nach Motown-Gesichtspunkten, und dessen große Zeit war vor 40 Jahren ;-)

dfg

12.01.2008 - 16:20

so ist es.

zeiten ändern sich nun einmal.

lI©h┼ (p.b.m.)

12.01.2008 - 16:25


Die Zeiten ändern sich, die Musik nicht - so verlässlich wie ein Bausparvertrag. ^^

chucky

12.01.2008 - 19:22

Macht Lenny Kravitz nicht irgendwo auch Rockmusik obwohl er schwarz ist?
Macht Jamiroquai nicht irgendwo auch "schwarze" Musik, obwohl er weiß ist?

JabbaTheHutt

12.01.2008 - 19:57

von roberto blanco ganz zu schweigen

chucky

12.01.2008 - 20:00

richtig!

Norman Bates

12.01.2008 - 21:16

Der Artikel von Kai Müller ist tatsächlich zweifelhaft. Aber das Thema ist prinzipiell interessant.

logan

12.01.2008 - 22:25

@Piepi:

"Was ist denn für dich so aufregend heutzutage in der Rockmusik?"

-

Wenn ich als Stichtag mal das Ende der laut Müller ach so schlimmen Joy Division ansetze:

Yeah Yeah Yeahs, Diablo Swing Orchestra, Code (UK), Savoy Grand, Dredg, Mother Tongue, Tool, Cave In, JAW, Think About Mutation, Eels, Sublime, Handicaped Cat, Life of Agony, Tiamat, Panzerballett, Scissor Sisters, Tidal, Nine Inch Nails, Blind Melon, Autumnblaze, Dornenreich, die erste Lenny Kravitz Scheibe, Gruesome Galore, Distillers, die erste Mando Diao, Moorleichen, Radiohead, Urlaub in Polen, Such A Surge, Spin Doctors, Suede, Mushroomhead, Primal Scream, Big Audio Dynamite, Sleepytime Gorilla Museum, Einstürzende Neubauten, Skunk Anansie, Selig, Tiger Tunes, Opeth, Soundgarden, Reef, Babes In Toyland, Terence Trent D'Arby, Shakespears Sister, Cornershop, Kula Shaker, Faith No More, Dog Fashion Disco, White Stripes, "You've Got It Coming" von Jeff Beck, Dead Soul Tribe, Yat-Kha, dEUS, The Tea Party ...

---

"Der Autor vermisst aber generell glaube ich einfach nur ein paar coole Bluessachen"

-

Muss er aber nicht: White Stripes, BillieLee Janey, The Black Crowes, Lucifer Was, Chris Thomas King, Keb Mo, Tom Waits ...

richard hell

13.01.2008 - 06:57

Blues ist einfach der wichtigere Grundbestandteil von Rockmusik. Weit mehr als dieser unsympatische, weisse Herrenrassen-Folk!

MC5 oder Rammstein? Um mal ins Extrem zu gehen!
Mir sind erstere sympathischer und waren sicherlich auch bedeutender!

Piepi

13.01.2008 - 08:29


Muss er aber nicht: White Stripes, BillieLee Janey, The Black Crowes, Lucifer Was, Chris Thomas King, Keb Mo, Tom Waits ...


Ja genau das meinte ich :) Der ist einfach ein wenig desinformiert.

Du nennst jetzt oben schon viele Bands auf die ich gar nicht genau eingehen kann, weil ich ein paar nicht kenne und weil das auch den Rahmen sprengen würde. Aber z.B. sind die Wurzeln von Radiohead eher in Popmusik und Elektromusik. Und die Neubauten sind auch grade das Gegenteil von melodisch ;)
Aber stimmt, das sind spannende Sachen zumindest für den Konsens.

Ich verstehe sowieso nicht, warum er auf dieser StevieWonderNummer rumreitet... Ich dachte, der wäre ziemlich schlecht. Ich erinnere mich noch an "I just called to say that I love you"...

Mixtape

13.01.2008 - 08:44

@ Piepi: Das ist auch einer der schwächeren Songs von Wonder. Ich vermute, der Autor bezieht sich eher auf den Wonderder 70er Jahre, der mit Alben wie "Songs in the key of life", "Innervisions" und "Talking books" große Meisterleistungen abgeliefert hat.

logan

15.01.2008 - 18:36


"Der entdeckte Kontinent

Neuer Trend im Indierock: Afrika. Nach dem Retrosound der vergangenen Jahre orientieren sich Bands wie Vampire Weekend und The Foals an afrikanischen Rhythmen und Melodien" ...

http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2008%2F01%2F11%2Fa0185&src=GI&cHash=9e148edaee

sonic the hedgehog

15.01.2008 - 19:13

"Rock ist tot". (M. Manson)

"Manson ist tot." (Rock)



Manson ist nicht tot, er sieht nur so aus...

Dr Jan Itor

15.01.2008 - 19:17

Ich verstehe nicht, wieso Rock tot sein soll, so lange es noch Menschen gibt, die orgasmische Gefühlsregungen verspüren, wenn sie eine E-Gitarre bedienen.
Man sollte vielleicht mal über die Kluft zwischen "Hören" und "Machen" nachdenken.
Man würde vielleicht erleuchtet werden.

Dan

15.01.2008 - 19:23


"Do You Like... Rock Music?"

swami

15.01.2008 - 20:56



Die Musiker betrachten beim Spielen ihre Schuhe. Oder sie drehen dem Publikum den Rücken zu, obwohl sie nicht mal einen sexy Hintern haben. Die Musiker betrachten beim Spielen ihre Schuhe. Oder sie drehen dem Publikum den Rücken zu, obwohl sie nicht mal einen sexy Hintern haben. Die Musiker betrachten beim Spielen ihre Schuhe. Oder sie drehen dem Publikum den Rücken zu, obwohl sie nicht mal einen sexy Hintern haben.

Genauso ist es leider!!

chucky

15.01.2008 - 20:58

Was für Bands guckst du dir denn bitte an? :D

JimCunningham

15.01.2008 - 21:04

Solange es Slowdive sind, ist doch dagegen nichts einzuwenden, oder?

Marsellus

15.01.2008 - 23:10

Dieser Kai Müller soll mal lieber mehr Musik hören statt solch überflüssigen Müll zu schreiben. Es gibt heute mindestens so viel gute Musik wie vor 30 Jahren. Und wenn Arcade Fire nicht innovativ sind weiß ich auch nicht mehr. Deren Konzert letztes Jahr war einfach fantastisch, und ganz bestimmt nicht ermüdend.

que

16.01.2008 - 00:13

@ Marsellus
Richtig!! Es gibt doch viel viel mehr "indie" Bands die sich an die simplen eingängingen Muster halten, als Bands wie Arcade Fire oder Animal Collective. Was in dem Artikel kritisiert wird ist quasi die Weiterentwicklung von Musik, ist doch klar dass man nicht die ganze zeit das selbe macht. Und eine DER Bands zur Zeit, Bloc Party, ist doch wohl auch der beweis das Rock sehr wohl noch von schwarzen geprägt ist. Siehe Jahrespol...

richard hell

16.01.2008 - 01:12

rock ist inhaltlich tot, wenn die amy whinehouses und brittney spearse den rockern von heute schon die butter vom brot nehmen koennen, dann gute nacht! man sehe sich doch nur mal die erfolgreicheren deutschen punk- und rockbands an. muff potter, tocotronic, turbostaat, beatsteaks, killians etc. da ist die plattensammlung meiner grossmutter ja rebellischer. rock, alternativ, punk, indie, emo ist mainstream geworden, konsensbands ohne ende.

Fratze des Lebens

16.01.2008 - 05:27

Gehts hier um Musik oder Popkultur?

logan

16.01.2008 - 06:04

richard hell zumindest scheint es allenfalls um popkultur zu gehen, um das was mainstream und konsens ist. kann er ja tun, es muss ja niemand genauso sehen; aber dann zu jammern, mainstream sei nicht rebellisch, ist schon reichlich doof, weil es das ja per definitionem nicht sein kann. doch die krönung der absurdität ist es, rockmusik inhaltlich(!) an der dicke der butter auf dem brot ihrer protagonisten festmachen zu wollen. widersprüchlicher geht's wohl kaum...

Dave from Sheffield

08.04.2008 - 20:05

ein artikel, der einige sehr interessante gedanken bezüglich der rezeption von rockmusik aufstellt:

http://www.faz.net/s/RubE219BC35AB30426197C224F193F54B1B/Doc~E1C19C272EAD845E68B0F7EB22F73532E~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(wenngleich ich seine meinung zu den rolling stones nicht teilen kann...)

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