Nina Simone

LostInACity

10.12.2007 - 21:12

Was holt man sich von der Grand Dame des Jazz eigentlich für den Einstieg? Die Frau ist der Wahnsinn, ich brauche dringend eine CD. Empfehlungen? bei den ganzen Best-of-Sachen weiß man ja eigentlich nicht,was nun tatsächlich am besten ist.

morelli

10.12.2007 - 22:09

Vllt nicht doch Ina Simone?

LostInACity

14.12.2007 - 10:30

Vllt nicht doch Ina Simone?

nein.

also?

Dan

14.12.2007 - 12:17


ich glaube eine Best Of wäre aber da nicht schlecht ;)

wonko da sane

14.12.2007 - 12:24


Ich hab erst neulich meine Finger auf ihre erste "Jazz as played in an exclusive side street club " aus 1958
legen dürfen.
Die ist wirklich sehr sehr fein und wohl das am meisten, was man "authentisch" nennt.
Und ausserdem ist sie unglaublich gut.

die "feeling good - very best of"
bietet trotzdem einen guten Start und Überblick!


LostInACity

15.12.2007 - 15:41

Vielen Dank!

LostInACity

15.12.2007 - 16:00

@Dan:
Ist mir klar, dass man zu einer Best Of greifen muss, da sie keine regulären Alben veröffentlicht hat. Für mich ist nur die Auswahl an Best-Of-Cds zu groß, sodass ich damit überfordert bin und wissen will, welche davon für den Einstieg gut ist.

que

15.12.2007 - 16:09

Kennt jemand vllt den Sinnerman/NinaSimone Remix von Felix the House Cat? Richtig genial!

http://de.youtube.com/watch?v=V9AaKfAt3T8

Dän

27.02.2008 - 00:32

Die Antwort auf die Ausgangsfrage wäre übrigens "Nina Simone sings the blues" gewesen, sorry wegen der Verspätung.

Leatherface

17.02.2009 - 14:34

Jetzt hab ich endlich mal die Zeit gefunden, mich auch an das Schaffen dieser Dame heranzuwagen. Gerade läuft das erste mal eine Best of-Compilation ihrerseits durch. Und ich bin ganz verzaubert und begeistert. Ganz, ganz, ganz wunderschöne Musik.

manassas

17.02.2009 - 15:45

Ist Simone eigentlich Pop ? Jazz, Blues, etc.

manassas

17.02.2009 - 15:52

@Leatherface: Mal 'ne ganz persönliche Frage:
Du findest Nina Simone gut (z.B.), hast aber auch eine gewisse Affinität zu B. Spears (z. B.). Ich kom' da nicht drüber hinweg. Ich finde, das beisst sich. Wie geht das ? OK, ich gröle auch schon mal DJ Ötzi mit - einmal im Jahr (WIRKLICH nur einmal) zu Karneval - da bin ich stramm. Ich vermute aber mal, dass Du Britney nicht mit dickem Kopf hörst, wie geht das ?
PS: Ich meine das nicht böse, wirklich nur reines Interesse, ohne Hintergedanken.

Leatherface

17.02.2009 - 15:57

Du bist wohl einfach nicht so open-minded wie ich.

manassas

17.02.2009 - 15:59

Da könntest Du Dich u.U. täuschen. Kommt immer drauf an, in welche Richtung man seine Interessens"blase" ausdehnt.

Leatherface

17.02.2009 - 16:02

Dein Problem ist wohl, dass du in Britney und Co. nur das Produkt siehst, nicht aber den künstlerischen Wert. Etwa eine Komposition wie "Toxic" ist ein wahres Wunderwerk des Pop. Das würde als knarziger Tom Waits-Tango genauso funktionieren wie in Britneys Dance-Variante.

manassas

17.02.2009 - 16:09

Irgend ein Boygroup-Song ist von Vanilla Fudge gecovert worden. Genial. Aber ich ziehe eben in diesen Fällen die Cover vor.

Leatherface

17.02.2009 - 16:17

Oft wird erst durch ungewöhnliche Coverversionen deutlich, dass das hervorragende Kompositionen sind, in denen auch viel Mühe und Rafinesse steckt. Bei schluderigem Mist Marke DJ Ötzi sieht das schon anders aus. Da könnte niemand etwas anständiges draus machen.

manassas

17.02.2009 - 16:25

Satz 1: halbe Übereinstimmung.
Satz 2+3: Korrekt.

U.R.ban

17.02.2009 - 16:55

Off-topic:
In den tiefen 90ern gabs mal ne tolle Version von Feeling good mit ihrer Stimme. Fands damals total toll und war für mich ein Grund mal Mutters Simoneplatten durchzuhören. Damals war ich aber wohl etwas zu jung, hat mir nicht so wirklich getaugt. Aber jetzt? Ich versuchs einfach nochmal beim nächsten Besuch :)

klick

Castorp

21.04.2013 - 18:37

Black Power

In der Bewegung doppelt so schnell: Nina Simone zum 10. Todestag

Von Ron Augustin

Als Anfang der 1960er Jahre die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA einen neuen Anlauf nahm, war sie eine ihrer Vorkämpferinnen: Eunice Kathleen Waymon, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Nina Simone. Von Kindesbeinen an hatte sie Piano gespielt. Kaum 24 Jahre alt, war sie zum Liebling der Musikszene im New Yorker Greenwich Village geworden, bevor 1957 ihre erste LP »Little Girl Blue« erschien. Unterstützt von einer Mischung aus Bach, Jazz, Gospel, Folk und Blues, war es vor allem ihre Stimme, die es einem kalt den Rücken herunterlaufen ließ. Ihr großes Vorbild war Billie Holiday, die sie von Grund auf studiert hatte, und von der sie mehrere Songtexte übernahm. Einer davon, »Strange Fruit«, handelt vom Ku-Klux-Klan und den Leichen der Schwarzen, die von den Bäumen baumelten. Nina Simone begann, sich in der Bürgerrechtsbewegung zu engagieren, und mit Songs wie »Mississippi Goddam«, »Go Limp«, »Four Women«, »Backlash Blues«, »To Be Young Gifted And Black« und »Consummation« wurde sie zu deren musikalischer Seele. Stokely Carmichael nannte sie »die wirkliche Sängerin der Bewegung«.

Zehn Jahre nach ihrem Tod am 21. April 2003 wird nun ein Film über Nina Simone gedreht, der sie allem Anschein nach in jedem Aspekt ihres Lebens entstellt: als Musikerin, als schwarze Militante, als eine Frau die, wie auch immer, ihr ganzes Leben lang gegen Rassismus und für die Würde der Afroamerikaner gekämpft hat. »Nina«, eins der gegenwärtig in Hollywood aufgenommenen Millionenprojekte, hat seit der Ankündigung vor acht Jahren heftige Kontroversen ausgelöst und soll in diesem Jahr in die Kinos kommen. Die Kontroversen hatten weniger mit dem Inhalt als vielmehr mit der Hauptdarstellerin zu tun. Zoe Saldana, bekannt von Großproduktionen wie »Avatar« und »Colombiana«, soll demnach nicht geeignet sein, die Rolle Simones zu spielen, weil sie ihr als Lateinamerikanerin zu wenig gleiche. Nina Simone war in ihrer Kindheit damit konfrontiert, mit ihrer Hautfarbe, breiten Nase und ihren großen Lippen »zu schwarz« auszusehen, während Saldana dem exotischen Schönheitsbild der Hollywoodgesellschaft entspreche.

Die Kritik geht an dem vorbei, was in dem Film wirklich Sache ist, nämlich wie Nina Simone dort dargestellt werden wird. Das Szenario konzentriert sich weitgehend auf eine angebliche Liebesgeschichte mit einem Pfleger, Cliff Henderson, eine Episode, die sich am Ende ihres Lebens in ihrem Haus in der Nähe von Marseille abgespielt haben soll. Ansonsten wird ihr Leben und Wirken nur oberflächlich gestreift, um an dem Bild festzuhalten, das die Medien von ihr über die Jahre zusammengeschustert haben: genial, aber einsam, launig, schizophren, resigniert. Widersprüche im Leben eines Menschen müssen immer wieder künstlich in Einklang mit dem vorgefertigten Mythos gebracht werden, solange die Zeichen auf Entpolitisierung stehen.


Auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung war Nina Simone bei fast allen großen Kundgebungen, als Rednerin und als Sängerin, zusammen mit Künstlern wie Duke Ellington, Lena Horne, Sammy Davis Jr., James Baldwin und Harry Belafonte. In Konzerten konnte sie es nicht lassen, Bemerkungen zur sozialen und politischen Lage der Schwarzen in den USA zu machen, oft auf eine agressive Art und Weise, die dem Publikum kaum gefallen konnte.

In ihrer Autobiographie »I put a spell on you«, auf Deutsch 1993 erschienen als »Meine schwarze Seele«, beschreibt sie, wie sie »in der Bewegung doppelt so schnell lebte. Musik und Politik bestimmten mein Leben. Ich hatte keine persönlichen Ambitionen mehr. Ich wollte, was Millionen andere Amerikaner wollten.« Der Mord an Malcolm X 1965 »drückte meine Gedanken noch schneller in die Richtung, die ich sowieso schon eingeschlagen hatte, und zwar daß Gewalt ein unausweichlicher Teil unseres Kampfes sein würde«.

Drei Jahre später wurde auch Martin Luther King erschossen, und Nina Simone reagierte mit der LP »’Nuff Said!«, »Genug geredet«. Wie viele ihrer Freunde, befürwortete sie den bewaffneten Kampf der Afroamerikaner, Seite an Seite mit den Völkern der Dritten Welt, zur Bildung eines separaten Staats für Schwarze. 1970 verließ sie die USA, weil sie sich wegen des Krieges in Vietnam jahrelang geweigert hatte, Steuern zu zahlen und deshalb verhaftet werden sollte. Die letzte Nummer, die sie vor ihrem Exil schrieb, nannte sie »Revolution«. »And now we got a Revolution, cause I see the face of things to come.«

Enttäuscht über das Abflauen der »Bewegung« in den USA, lebte sie in den Jahren danach ziemlich zurückgezogen in Afrika und Europa. Erst 1978 fing sie wieder an, aufzutreten und Platten zu produzieren. Ihre letzte LP »A Single Woman« erschien 1993. Fast gleichzeitig wurde ein Dokumentarfilm über sie zusammengestellt, »Nina Simone: Die Legende«, der nur eine Stunde dauert, aber, gestützt auf ihre Autobiographie und vollgepfropft mit authentischen Interviews, sicher einen besseren Einblick in das Leben dieser »Hohepriesterin des Souls« verschafft als das, was da jetzt in Hollywood aufgekocht wird.


http://www.jungewelt.de/2013/04-20/015.php

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