Sind Musiker die kompetenteren Musikkritiker?

ano

06.11.2007 - 21:53

oder: wer von der Redaktion macht selbst Musik?

The MACHINA of God

06.11.2007 - 23:49

Geht ja ab wie Zäpfchen, der Thread. ;)

toifel

06.11.2007 - 23:56

dabei finde ich die frage gar nicht so uninteressant.

habe selber schon oft überlegt, inwiefern sich meine beurteilung von musik ändern würde, wenn ich musiker wäre. da ich aber von nix ne ahnung hab und nur meinem gefühl trauen kann... ist schon ok. die beste kritik kommt eh von mir selbst. ;o)

Dorian

07.11.2007 - 00:02

huch. noch eine frage, die ich mir heute gestellt habe.

seit ich selbst musik mache habe ich tatsächlich einen anderen blick auf musik, wer hätte es gedacht?

Greylight

07.11.2007 - 00:03

Abgesehen davon, dass diese Frage sowieso nicht pauschal zu beantworten ist, glaube ich eher, dass sich bei Musikern sowas wie eine Art "Betriebsblindheit" einstellen könnte. Da wird dann evtl. z.B. Musik, die technisch nicht so anspruchsvoll ist, herabgewürdigt und sowas...

Konsum

07.11.2007 - 01:07

...und man hört dann gerne sog. "MukkerMucke", also Musik, die durch irgendwelche ausgefallenen Harmoniewechsel, Taktverschiebungen o.ä. glänzt, dabei aber völlig das Gefühl vermissen lässt. Anders gesagt: Musik, die sich nur an den Kopf wendet statt ans Herz.

Khanatist

07.11.2007 - 01:14

Ich bin froh, keine Musik zu machen und sie daher in Ruhe genießen zu können.

Konsum

07.11.2007 - 01:20

Das ist gar nicht so falsch. Musiker hören oft anders. Da wird dann auf irgendwelche Details geachtet: Man findet die Bass-Drum im einen Song super, mag aber den nächsten Song nicht, weil die Stimme "etwas zu sehr nach vorne gemischt ist". Das ist alles so furchtbar analytisch.
Dabei wird oft vergessen, um was es bei Musik geht. Der song als Ganzes muss einen ansprechen. Wenn er einen greift, das Herz trifft, dann ist er gut. Um das zu beurteilen, muss man nicht Musiker sein. Im Gegenteil: Viele Musiker stehen sich dabei selbst im Weg.

Dän

07.11.2007 - 12:58

Redaktionsmitglieder, von denen ich weiß, dass sie Musik machen, bzw. in Bands sind: Oliver, Ina, Christian. Beim Rest habe ich keine Ahnung.

Popel

07.11.2007 - 13:27

Wenn einem Musiker auffällt, dass der Bassist beispielsweise einen ziemlich guten, anspruchsvollen Lauf spielt, würde er den Song wahrscheinlich anders beurteilen, als der Nicht-Musiker. Und ich finde, dass solche Einzelheiten genauso zählen, wie ein Gefühl, dass der Song transportiert oder ein Song-Aufbau.

wonko da sane

07.11.2007 - 14:17

es ist nicht so einfach zu beantworten.
ein Autofahrer kann ja auch kein Auto bauen und fühlt sich trotzdem im Stande, eines zu bewerten.
Ihm geht es dann um Komfort, Fahrgefühl, Spritverbrauch...

Aber klar ist: Fachlich bewerten kann nur der Sachverständige. oder eben der Musiker.

Lyxen

07.11.2007 - 14:20

Wie wonko schrieb ist das eine nicht leichte Frage. Ein Musiker, der versiert ist, achtet wahrscheinlich mehr auf die schwierigkeit z.B. eines Riffs. Für ihn kann dann evtl. nur Musik interessant sein, die eine gewisses technisches Niveau hat, das auch für ihn persönlich herausfordernd ist.

Manche Gitarrenspielereien klingen für Jemanden ohne Fähigkeit Jene zu bedienen, manchmal extrem schwer und werden dann aber als realtiv simpel entlarvt, wenn ein "Profi" es spielt.

ano

07.11.2007 - 14:35

Ich behaupte mal, ein guter Musiker weiß ebenso das einfache zu schätzen. Der aus zwei Tönen bestehende Basslauf mit dem Coltranes "A Love Supreme" beginnt - Killer!
Natürlich schade, wenn man als versierter Gitarrist nur noch Crimson hört und nicht erkennt wie genial Smog auf seiner kaputten Gitarre sein kann. Ich spiele selbst - mehr oder weniger gut (Tasten-, Schlag- und Saiteninstrumente) - und das erlaubt mir einen etwas tieferen Blick in die Strukturen. Bei vielen Bands spürt man einfach, wie das Lied jetzt weitergeht.

Guzica

07.11.2007 - 14:50

Kritiker sind gescheiterte Künstler.

Greylight

07.11.2007 - 15:03

manchmal extrem schwer und werden dann aber als realtiv simpel entlarvt, wenn ein "Profi" es spielt.

Mein Gitarrenlehrer kann durchaus sowas wie Vai/Satriani/Petrucci nachspielen. Und ich würde auch mal behaupten, dass fast jeder mit nur ein klein wenig Übung wohl 75% von dem spielen kann, was es im Rock/Pop-Bereich so gibt. Also das stimmt, dass Nicht-Musiker unglaublich überschätzen, was die meisten Musiker vom Technischen so alles draufhätten. Das soll nicht heißen, dass es nicht trotzdem sehr toll klingen kann und dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen. Ich finde sowieso, dass technisches Können eher sowas wie der letzte Feinschliff der Musik ist. Schön, wenn er da ist und ich steh da mitunter drauf und fände es auch schön, wenn die landläufigen Bands noch etwas mehr drauf hätten, so wie früher, aber im Zweifelsball entbehrlich. Der Rest ist einfach Kreativität und die kann und muss man nicht erlernen.

gianni

07.11.2007 - 15:08

Redaktionsmitglieder, von denen ich weiß, dass sie Musik machen, bzw. in Bands sind: Oliver...

Tja, und als Resultat werden Bands aufgrund von "verhallender Snaredrum" verteufelt... :fg:

Lyxen

07.11.2007 - 15:27

@ano

Das schließt sich ja nicht aus. Ich bezog mich auf die Herangehensweise, wenn man Musik hört als Musiker. Meiner Erfahrung nach setzen versierte Musiker dann einen Teil ihrer Aufmerksamkeit in die "Machart" der Musik, gehen also analytischer an die Sache. Ob es ihnen dann gefällt steht imhon auf einem anderen Blatt.

@Greylight

(...)Also das stimmt, dass Nicht-Musiker unglaublich überschätzen, was die meisten Musiker vom Technischen so alles draufhätten. Das soll nicht heißen, dass es nicht trotzdem sehr toll klingen kann und dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen. Ich finde sowieso, dass technisches Können eher sowas wie der letzte Feinschliff der Musik ist. Schön, wenn er da ist und ich steh da mitunter drauf und fände es auch schön, wenn die landläufigen Bands noch etwas mehr drauf hätten, so wie früher, aber im Zweifelsball entbehrlich. Der Rest ist einfach Kreativität und die kann und muss man nicht erlernen.

Ich weiß nicht ob es dir auch so ging: In den Anfängen meiner Musik-Hörer-Karrier (lol) hielt ich z.B. Offspring für unglaublich schwierig zu erlernende Musik. Ohne selbst wirklich Gitarre spielen zu können merkte ich aber wie einfach es doch ist als mir Jemand mal was von Offspring vorspielte. Wenige Griffe. Das schwierigste am Anfang ist imho das Greifen und die Finger genau auf die Bünde zu legen.

Zur technischen Fähigkeit: Die ist wirklcih zweitrangig. Die großen Gitarrenspieler geben mir z.B. nicht das gleiche Gefühl, den gleichen Spaß, wie einer, der entweder technisch beschränkter ist oder sich zurücknimmt um dem Song zu helfen.

wonko da sane

07.11.2007 - 15:35

ganz so zweitrangig ist die technische Fähigkeit wirklich nicht.
Es gibt schon Ausnahmegitarristen, die fingerbrechend Unglaubliches spielen und trotzdem rocken/songdienlich spielen.

naguuuut ich rede nicht von Offspring, aber..

..sagt Dir nur so zB Tommy Emmanuel was?

nikolaus

07.11.2007 - 15:42

Ihr müsst zwischen den musikern, die selbst songs schreiben und denen, die nur nachspielen unterscheiden.

Lyxen

07.11.2007 - 15:42

@wonko

Nein sagt mir nichts.
Fraglich ist ja auch wie zweitrangig das ist, wie großer der Abstand zwischen den Rängen also ist. Solange sie songdienlich spielen ist es mir recht.

Lyxen

07.11.2007 - 15:43

nikolaus (07.11.2007 - 15:42 Uhr):
Ihr müsst zwischen den musikern, die selbst songs schreiben und denen, die nur nachspielen unterscheiden.


Interessanter Hinweis, danke.

wonko da sane

07.11.2007 - 15:47

bist du gitarrist, lyxen?
Dann such den Mann auf youtube.
2 Minuten nachdem der jeweilige Song aus ist, kannst Du den Mund wieder schliessen :)

Greylight

07.11.2007 - 15:49

@Lyxen

Offspring... na ja, z.B. "Self Esteem" ist schon irgendwie ziemlich geil, aber wahrlich nicht schwierig. Habe ich ganz zu Anfang auch erstmal gestaunt, als mir klar wurde, dass man den wahrscheinlich selbst noch nach einer halben Flasche Wodka unfallfrei spielen könnte.

nikolaus

07.11.2007 - 16:00

Als ich anfing gitarre zu spielen, hielt ich satriani und co für tolle musiker. Irgendwann hab ich dann angefangen songs zu schreiben und seit dem achte ich viel mehr auf den song an sich, als auf die technische versiertheit des musikers.
Vom "unbefangenen" laien unterscheidet mich wahrscheinlich, dass ich dinge wie taktwechsel oder wechsel der tonart, die ein Laie nur "fühlt", benennen kann. Ich glaube aber nicht, dass ich dadurch musik auffallend anders empfinde.

Lyxen

07.11.2007 - 16:04

wonko da sane (07.11.2007 - 15:47 Uhr):
bist du gitarrist, lyxen?
Dann such den Mann auf youtube.
2 Minuten nachdem der jeweilige Song aus ist, kannst Du den Mund wieder schliessen :)


Nicht wirklich, kann 1-2 Sachen, hatte bis jetzt nicht genug Ehrgeiz mehr zu lernen.Bin da sehr ungeduldig.Werd mir den aber mal anhären, den Tommy. Wenn ich Boxen habe, bin grad @work.

@Greylight

Eben, ich mag den Song auch, mittlweile weiß ich halt nur, dass er nicht schwierig ist.

Einstein

07.11.2007 - 16:12

Ich denke schon, dass es vorteilhaft ist, selbst Musik zu machen, wenn man eine Rezension schreibt.
Ich glaube, dass man beispielsweise besser überblickt, wie ein Song strukturiert ist, wie er sich von anderen Liedern/Künstlern unterscheidet, und dass man mehr Details mitbekommt (Zumindest meine eigene Wahrnehmung hat sich bestimmt in diese Richtung verändert, seit ich Musik mache). Somit dürfte es prinzipiell auch leichter fallen, Musik zu kritisieren. Wenn man sich allerdings sprachlich nicht vernünftig ausdrücken kann, nützt das auch wenig. ;)

Mir persönlich sind die technischen Fähigkeiten der Musiker erstmal egal. Mir kommt es auf die Stimmung an, die die Musik erzeugt.
Die Terrorgruppe oder Funny van Dannen können mich grundsätzlich genauso mitreißen wie beispielsweise Tool. Minutenlange Griffbrett-Wichserei (im Metal zum Beispiel) langweilt mich dagegen oft. Wenn es nichts zur Stimmung beiträgt, sondern nur zur Ego-Darstellung dient, bringt brilliante Technik doch nichts.

Also, es schadet natürlich nicht, wenn die Musiker ihre Instrumente beherrschen, allerdings ist das kein Wert für sich.

dr. note

07.11.2007 - 19:12

Musik ist zunächst einmal Sprache. Die ältese der Welt übrigens. Es wurden bereits Melodien gesungen, bevor das Sprechen kam.
Mit Hilfe von Musik wurden und werden Emotionen transportiert bzw. ausgelöst.
Außerdem hat das Musizieren eine, man könnte fast sagen, therapeutische Wirkung.
Gute Musik macht dem Musiker Spass und berührt den Hörer emotional. Dabei ist die angewandte Technik erst einmal zweitrangig.
Musik verstehen kann jeder auf seine Weise und man muss (wie beim Sprechen) nicht jede (grammatikalische) Regel kennen um den Sinn der gesprochenen Worte / der gespielten Musik zu verstehen und emotional darauf zu reagieren.
Wer jedoch usik nur als Aneinanderreihung verschiedener Töne interpretiert und dabei die Tonabfolge nach Schwierigkeitsgraden bewertet, der versteht das mit der Musik gesagte/gemeinte wahrscheinlich nicht, es sei denn die Musik erfüllt ausschliesslich den Zweck, die technische Versiertheit der Interpreten zu demonstrieren.

Deshalb sind Musiker oft (jedoch nicht immer) die schlechteren Kritiker, vor allem wenn sie das Ganze eines Songs nicht erfassen können weil sie zu sehr mit der Analyse der Details beschäftigz sind.

Ich bin übrigens Musiker und bin froh, dass ich inzwischen den technischen Aspekt bei der Bewertung eines Liedes hintenanstellen kann.

Es sei denn, der Sänger trifft zu häufig den Ton nicht. Das tut dann richtig weh.

bin

08.11.2007 - 17:01

zwar kein professioneller Musiker, spiele aber seit etlichen Jahren mehrere Instrumente und habe viel Spass dabei. Ich würde mich deshalb aber als Kritiker nicht unbedingt als kompetenter betrachten, weil doch gerade in diesem Bereich hauptsächlich der persönliche Geschmack und das individuelle Empfinden bei einer Beurteilung miteinfliessen. Daher sind die meisten Kritiken schon sehr relativ.

Fritz von Thurn und Taxis

08.10.2012 - 17:14

interessant, interessant.

ciffhits

11.10.2012 - 17:54

11818


43927

Unsinn

11.10.2012 - 18:00

Musiker sind ebenso wenig bessere Musikkritiker wie Filmemacher besser Filmkritiker oder wie Autoren bessere Buchkritiker sind.

Sehr richtig

11.10.2012 - 18:00

Außerdem kann Musik natürlich technisch äußerst versiert, aber trotzdem scheisse sein.

Musik0r

11.10.2012 - 18:08

Ich bin selbst Musiker und scheiße auf Technik. Das heißt ich kotze zB bei einigen Bands ab, weil mir einfach das Feeling fehlt.

Wieso geht's immer nur um besser oder schlechter?

Wild

11.10.2012 - 20:47

Ich denke, als Musiker entwickelt man auch ein starkes Nostalgie-Gefühl zu Bands, die einen vielleicht dazu inspiriert haben, eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Deswegen werde ich immer The Verve oder Oasis lieben (soviel zu "Betriebsblindheit"). ;)

Technische Versiertheit ist, denke ich, zweitrangig, obwohl man sich mit viel technischem Können von anderen Bands musikalisch abheben kann. Was die Musikkritiker angeht, denke ich schon, dass es einen Unterschied schlussendlich macht, wie er/sie zu diversen Bands steht. Da kann einem schon mal der sogenannte "objektive" Blickwinkel schon mal davonrenne.

Orph

11.10.2012 - 21:40

Nein.....bei der Anzahl grausamer "Musiker" wird klar dass es wohl keinen Unterschied macht. was heisst schon Musiker?

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