Musikverdrossenheit / Musikalische Orientierungslosigkeit

ano

01.10.2006 - 15:11

Seltsam, wieviele Platten mir nichts mehr sagen - könnte mich von allen Smiths, Pumpkins und Pink Floyd Alben (um nur mal drei Gruppen zu nennen) ohne Schwierigkeiten trennen. Geht euch das auch manchmal so?

Khanatist

01.10.2006 - 15:20

Ein paar Wochen lang gar keine Musik mehr hören und nach dem kalten Entzug wieder mit schwachen Dosen anfangen, um sich Stück für Stück wieder auf Vollräusche hin zu arbeiten.

ano

01.10.2006 - 15:27

Ich glaube es liegt an der Musik selbst und nicht an mir. Morrissey sagt mir nichts neues mehr, Corgan mit seinen Sprüchen von 1995 ebenso wenig. Und Pink Floyd hatten textlich ja sowieso nie etwas zu sagen.

Fochzi

01.10.2006 - 15:43


Einfach mal nach neuen Impulsen suchen.

Die ganze Rock-Alternative-Scheisse hinter sich lassen.

Schau' Dir doch mal den Film "Step Across The Border" über den Musiker Fred Frith an.
Vielleicht bietet Dir sowas 'nen neuen
emotionalen Bezug zu der Materie und Du lernst endlich das Zeugs kennen, von dem Du Dich nicht trennen könntest.

Sicher hat Dich nur die Kacke, die Du hörst,
verdrossen werden lassen, da sie zu reduziert ist, um Dich noch zu packen.

ano

01.10.2006 - 15:47

Das mag sein. Ich merke wie mich die Magneten (Free-)Jazz und Klassik immer stärker an sich ziehen.

LostInACity

01.10.2006 - 15:55

Ich geh zurzeit auch mehr auf Hip Hop und Electronica ein, weil irgendwann der ganze Indie-Scheiß mal zu viel wird.

ano

01.10.2006 - 15:57

Werde jetzt nur noch ausgewählte Platten als 180gr Vinyl kaufen - Qualität statt Quantität

lala

01.10.2006 - 18:19

ehm...was ist an 180gr speziell?
Blicke nich so ganz durch...

The MACHINA of God

01.10.2006 - 18:42

@ano:
Aber musikalisch haben Pink Floyd einiges zu sagen. Textlich gesehen hast du aber größtenteils recht.

easily

01.10.2006 - 18:43

eine zeit lang viva und viva-plus anschauen und du bist geheilt

v!CkY

01.10.2006 - 18:55

Derzeit könnt ich mich von den chili peppers alben trennen.

ano

01.10.2006 - 19:20

Ich habe lieber 180gr Pressungen in den Händen als dünne 120er - das ist ein sinnliches Erlebnis.

Ich glaube mein Problem ist: ich kann Gitarren nicht mehr hören. Mag ich überhaupt nicht mehr. Das letzte "Gitarrenalbum" was mich fasziniert hat war Loveless, aber da spielt er ja öfter Kettensägen als Gitarren.

lala

01.10.2006 - 19:33

Probiers mal mit Final Fantasy, ano.
Die Violine ist die neue Gitarre :)

JD

02.10.2006 - 04:13

CGeht euch das auch manchmal so?

Aber Hallo!

ano

02.10.2006 - 10:43

Habe jetzt erstmal Björk und Schostakowitsch für mich entdeckt.

ano

05.10.2006 - 22:36

Ornette Coleman! Jetzt macht Musik hören wieder Spaß!

Fochzi

05.10.2006 - 22:52


Sehr schön.
Von Ornette hab' ick alles.

Peter Brötzmann könnte Dir auch gefallen.
(Tipp : sein Album "Nipples")

Alexander von Schlippenbach vielleicht auch
mal antesten.

Freejazz-Power !!!

ano

05.10.2006 - 22:53

Habe vorhin Machine Gun gehört! Dagegen sind Mars Volta Volksmusik. Aber danke für den Tip, Fochzi.

ano

05.10.2006 - 22:58

http://cgi.ebay.de/ALEXANDER-VON-SCHLIPPENBACH-mit-Guru-Guru-Musiker-SABA_W0QQitemZ110039179926QQihZ001QQcategoryZ56634QQssPageNameZWDVWQQrdZ1QQcmdZViewItem

dsch

06.10.2006 - 00:05

schostakowitsch ist toll! unbedingt ein paar streichquartette hören, mit den ersten acht macht man wenig verkehrt, und das klavierquintett! sinfonien sind auch gut, aber brauchen ein wenig mehr zeit... klassik is the new alternative :-)

und wenn man schon ein wenig härteren jazz mag dann kann ich nur ken vandermark empfehlen! der hat viele projekte, am besten ist aber vandermark 5, seine hauptband, tolle drums, toller bass, zwei saxophone und eine posaune, viele elemente aus rock, cool jazz und free jazz, ich empfehle mal das album "elements of style" aber eigentlich sind alle auf ihre weise gut...

captain kidd

06.10.2006 - 00:10

ja, so ging es mir auch einige zeit ano. irgenwann kann man die musik seiner jugend nicht mehr hören. mit pearl jam und so kannst du mich jagen, verdammt. erst war dylan die rettung. dann hank. dann jazz. dann beirut. es geht ja immer weiter. das ist ja die scheiße. es geht einfach immer weiter.

ano

06.10.2006 - 00:13

Ihr macht mit Mut, merci. Für mich die Postings der Woche von euch.

ano

06.10.2006 - 00:26

mir sollte das heißen.

Agent Cooper

06.10.2006 - 00:32

Hast du´s schon mit Zappa probiert? Da kannst du dich die nächsten Jahre mit beschäftigen.
Und als allgemeiner Tip: Nicht so sehr auf Texte achten. Ist doch klar daß man nach zehn(thematisch) verschiedenen Liedern nichts neues mehr gesagt bekommt.

Khanatist

06.10.2006 - 00:33

Oder sich durch die Diskografien von John Zorn und Merzbow arbeiten. Viel Spaß ..

dsch

06.10.2006 - 00:40

oh ja, von zorn kann ich seine doppel-cd "electric masada" nur empfehlen, tolle band und von ruhe bis krach ist alles vertreten, und marc ribot an der gitarre ist auch noch dabei - den mag man auch wenn man keine gitarren mehr mag ;-)

Khanatist

06.10.2006 - 00:45

Das scheint mir sowieso alles fernab von Indie und Gitarren oder überhaupt Musik im herkömmlichen Sinne zu sein - oder wie erklärt sich so ein Auszug (!) seiner Veröffentlichungen?

http://www.rollingstone.com/artists/johnzorn/discography

Pancake

06.10.2006 - 00:46

Marc Ribot ist sowohl solo,als auch in Kollaboration mit Altmeistern wie Tom Waits oder Les Claypool eine ziemliche Offenbarung.

Ansonsten möchte ich mich der Empfehlung klassischer Musik anschließen;bei mir ists gerne mal Rossini

dsch

06.10.2006 - 00:54

das tolle an jazz ist auch dass im grunde jeder musiker im jahr auf zwei bis drei alben vertreten ist und öfter mal in verschiedenen konstellationen zu finden ist... zorn ist da eben ein extrembeispiel, aber ich bezweifle dass alles davon wirklich hörenswert ist...

aber wenn ich da so an die warterei auf tool-alben denke : ein album in 5 jahren? :-)

dsch

06.10.2006 - 00:56

sorry, die electric masada cd heisst genau "at the mountains of madness"

hmm..

06.10.2006 - 03:38

oscar peterson's "we get request"

wenn du ansatzweise pianisten magst, wirst du die platte lieben. die "night train" ist auch nicht übel. einen besseren hats nie gegeben.

Susu

06.10.2006 - 09:34

Naja, so ist das halt. Alte Sachen bleiben irgendwann im CD-Regal stehen, weil es genug gibt, was man einfach noch nicht kennt. Ich krame bisweilen meine "alten Lieblinge" mal wieder ausm Regal und beim Hören fällt mir dann wieder ein, warum ich sie gut fand, und ich freue mich. Ich schmeiße auch keine CD weg. Verkauft werden nur absolute Fehlgriffe (also in den letzten 10 Jahren etwa 5 Alben).

Da ich eh immer offen für neue Mucke (und Stilrichtungen bin), erfreut man sich halt am neuen Zeug - und ebenso am Alten, und sei es aus melancholischen Retro-Anfällen.

ano

06.10.2006 - 11:16

Bei Schostakowitsch wollte ich mit der 15. Sinfonie weitermachen, gleich mal das Abschiedswerk anhören, den Rahmen stecken. Außerdem noch Penderecki mit Don Cherry, heißt Actions, hab ich mal reingehört, fand ich sehr interessant.

Zappa habe ich vor 2-3 Jahren mal probiert, vielleicht nicht intensiv genug damit auseinandergesetzt.

Ja, liebe Pianisten. In diesem Bereich bin ich aber noch sehr sprunghaft und suche noch nachdem was mir gefällt. Mein neuester Lieblingspianst ist Cecil Taylor auf der Unit Structures.

Vielen Dank für die Tips! Werde damit bald Google, Amazon und ebay füttern.

vibe

06.10.2006 - 12:04

Ach ano! Geht uns doch allen mal so oder so. Kann das wunderbar nachempfinden. Mein Tipp: Check mal Bach (Streichkonzerte), für mich absolut zeitlos und das mag jetzt komisch klingen: Punkrock!!!
Als Pianist sehr empfehlenswert: Thelonious Monk, weil ebenfalls zeitlos, nicht abgedreht, elegant und genial. Textlich interessant (weil substantiell) komme ich immer wieder auf Nina Simone oder z.B. Nick Drake zurück.
Aber selbstverständlich gibt es auch sehr gute, spannende aktuelle Alben (z.B. Scott Walker - Drift). Also nicht verzagen, "ein Leben ohne Musik ist ein Irrtum".
Übrigens, "Step Across The Border", Super-Tipp!!! Aber bitte nicht vergessen, auch die sogenannten Freejazz- und Experimentalmusiker stoßen auch irgendwann an Grenzen.

Khanatist

06.10.2006 - 12:09

ano (06.10.2006 - 11:16 Uhr):
Zappa habe ich vor 2-3 Jahren mal probiert, vielleicht nicht intensiv genug damit auseinandergesetzt.


Solche Aussagen finde ich immer bedenklich. Vermeintliche absolute Qualität hin oder her, vielleicht gefällt es einem einfach nicht? Ich probiere einige renommierte Sachen auch in gewissen Abständen immer wieder. Trotzdem kann man es nicht erzwingen. Lieber viel Neues ausprobieren und hoffen, dass man auf etwas stößt, das auf Anhieb zündet.

bee

06.10.2006 - 12:12

bei Musikverdrossenheit helfen imho am wenigsten Tipps für neue Musik ... einfach verdrossen sein und warten bis es aufhört ,-)

ano

06.10.2006 - 12:13

vibe: Was kommt nach Klassik und Jazz? Stille? Tibetische Mönchgesänge? Mag Vogel"gezwitscher"
sehr, so doof das auch klingt. Das ist ehrlich.

Khanatist: Organismen, die Perlen hervorbringen sind verschlossen. Aber du hast recht, man soll sowas nicht erzwingen. Ich war 17 und dann kam andere Musik in mein Leben.

jcd

06.10.2006 - 12:16

ich empfehle: alles von john cage. ein visionär!

dude

06.10.2006 - 12:18

@Khanatist:

aber nicht alle Sachen zünden auf Anhieb ;)
Erzwingen sollte man aber trotzdem nichts...bei mir isses immer so, dass ich es weiter probiere, wenn mir irgendwas an der Musik gefällt und seis auch nur n kleines Detail in nem Lied, aber manche Sachn gehn einfach nich, bei mir zum Beispiel Royal Trux oder Residents...Twin Infinitives und Eskimo waren mir einfach zu krass...

vibe

06.10.2006 - 13:12

Was kommt: Stille! Auf jeden Fall, wurde auch in diesem Thread schon mal öfters geäußert, mal einfach ne zeitlang überhaupt keine Musik hören. Das wirkt Wunder.
Aber es ist auch so, dass ich immer wieder Menschen begegne, die mich mit ihren Vorschlägen inspirieren (z.B. auch in diesem Forum) oder natürlich irgendwelche Gegebenheiten, die ich mit Musik verbinde. Und dann macht Musik wieder so richtig Spaß...

Konsum

06.10.2006 - 14:36

Das legt sich.

dsch

06.10.2006 - 15:58

von cecil taylor umbedingt "silent tongues" (bestes solo-album) und "conquistador" (starkes sextett, ebenfalls auf bluenote) besorgen, die sind viel mehr catchy als "unit structures" ;-)

bei schostakowitschs sinfonien würde ich mit der ersten oder auch den nummern 4, 5 oder 10 beginnen, die sind der beste kompromiss zwischen anspruch und eingängigkeit, wer aber punkrock in klassik will, der kommt an seinen streichquartetten nicht vorbei (zum beispiel nummer 8, zweiter satz, hammer!)

und wenn du vogelgesang magst, solltest du den komponisten olivier messiaen mögen, er war sein leben lang von vogelstimmen fasziniert und hat sehr oft versucht diesen in musik umzusetzen (wie etwa bei "catalogue des oiseaux" oder "oiseaux exotiques"), als einstieg sei auch sein "quatour pour le fin du temps empfohlen...

und um klassik mal anzutesten, sollte man sich bei naxos.com (gratis) registrieren, dann kann man sich von ihrem gesamten katalog von jedem stück die ersten 25% anhören, wenn man geld bezahlt sogar alles...

dsch

06.10.2006 - 16:02

jcd (06.10.2006 - 12:16 Uhr):
ich empfehle: alles von john cage. ein visionär!

irgendwas bestimmtes zum einstieg?

Fochzi

06.10.2006 - 16:08

Hier nochmal eine kleine Liste mit Namen,
die ich "Suchenden" ans Herz legen würde :

Fred Frith, Lars Hollmer, Ariel Pink,
René Lussier, Marc Ribot, Keiji Haino,
Jon Rose, John Oswald, Otomo Yoshihide, Christian Marclay, Bob Drake, Albert Marcouer, Tim Berne, John Zorn.

Bands :
5 UU's , Thinking Plague, Nimal, Debile Menthol, Don Caballero, Hella, Koenji Hyakkei, US Maple, Kletka Red, Henry Cow, L'Ensemble Rayé, Magma, Zamla Mammaz Manna, Uz Jsme Doma, Naked City, Univers Zero, Cynic, Estradasphere, Happy Family,
Doctor Nerve, Miriodor, Ground Zero, Ruins,
Tipographica.

Jazzer :
Ornette Coleman, Albert Ayler, Cecil Taylor,
Peter Brötzmann, Alexander v. Schlippenbach,
Marion Brown, Peter Kowald, Anthony Braxton,
Frank Lowe, Manfred Schoof...etc.

Kaputtere Klassik findet man bei :
Xenakis, Berio, Varese, Messiaen, Kurtag, Stravinsky, Boulez, Ligeti, Schönberg,
Chavez, Stockhausen, Cage... etc.

Ist letztlich alles nur ein kleiner Auszug aus Namen, die jetzt so spontan einfielen.
Gerade an Jazzern und Klassikfutzis könnte
man noch etliche andere aufzählen.

Wenn jemand z.B. Lust hat, sich kranke Klassik reinzuziehen, findet er vieles in der Bücherei, wenn denn eine in der Nähe ist.

Bei Interesse nenne ich noch die Werke,
die Ihr fressen müsst, wenn Ihr Euch als
"Freaks" fühlen wollt. ;-)





ano

06.10.2006 - 16:14

Es lohnt sich doch jung zu sein, so hat man wenigstens die Zeit sich das alles anzuhören.
Merci! Hi Freaks.

Fochzi

06.10.2006 - 16:32

Kleines Versäumnis :
Bei kaputter Klassik noch unbedingt
Krzysztof Penderecki mit in die Liste nehmen.

Zumindest seine früheren Werke, wie :
"Threnody for the Victims of Hiroshima", "Fluorescences", "Anaktoria",
"De Sonora Naturalis 1 u. 2", "Capriccio".

Webern, Carter, Partch auch noch bedenken.

ano

08.10.2006 - 13:21

Für Interessierte: http://www.arte.tv/de/1348308.html

ano

25.10.2006 - 21:42

Hänge zur Zeit in Schostakowitchs (Shostakovichs?) fünfter Symphonie. Empfehlenswert!

Bär

25.10.2006 - 22:00

Jo ano, dominik ausm Voxtrot Thread sucht dich verzweifelt

ano

25.10.2006 - 22:02

Mir gehts genauso. Weißt du was der möchte?

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