Inca Babies

ClashCityRocker

14.03.2005 - 17:16

Die Band muus mal posthum gewürdigt werden - deshalb:

the diseased stranger waltz: a short tribute to the inca babies

Rein prophylaktisch muss jeder Verweis auf die Inca Babies, sie seien lediglich ein mehr oder minder gut gemeintes Plagiat von Nick Cave und seiner Band The Birthday Party, relativiert werden - auch wenn das zunächst fast umöglich erscheint - um sie nicht nur als Fussnote in der Beurteilung der Frage welchen Einfluss The Birthday Party auf nachfolgende Musiker dieses Genres hatten, verkommen zu lassen. Ein schwieriges Unterfangen. Lassen wir also Reminszenzen zu, denn schliesslich sind es nicht die schlechtesten. Dennoch muss dies nicht zur Identitätslosigkeit für die Inca babies führen. Das essentielle Frühwerk der Inca Babies aus Manchester - das zunächst auf dem eigenen Label Black Lagoon Records veröffentlicht wurde - besteht aus einigen EPs [u.a. "the judge"," the big jagular ep"] sowie den LPs "Rumble" [1985] und "This Train" [1986]. Eine augeprägte Seelenverwandtschaft zu den primär aus down under nach England importierten Swamprock- und Punkbands wie eben The Birthday Party, Crime and the City Solution und den Saints ist unverkennbar und auch gewollt - und mit Sicherheit auch nicht falsch. Wer hingegen Artverwandtes in unseren Breitengraden sucht, darf durchaus auch an die Berliner Formation Die Haut denken. Gleichwohl ist ein unverkennbar eigener Sound entstanden, der zwischen Punk, Garage und Großstadtblues pendelt - sehr rau und ursprünglich. Details waren hier nicht gefragt. Und das ist gut so. Auf der einen Seite verkörpern Stücke wie "splatter ballastics cop" rohe puristische Energie - indes immer auch ein wenig gezügelt durch nonchalante Gelassenheit - und andererseits findet sich die Band dort ein, wo zahlreiche australische Bands mit Punk begannen um sich später dann als bluesaffine Großstadtcowboys wiederzufinden. Diesen Spannungsbogen zwischen beiden Polen - wenn es denn welche sind - setzt die Band gekonnt in einer Melange um - ganz klar auch optisch. Stücke wie "the blindman (chiller)" nehmen durchaus vorweg, was in einer wesentlich konsequenteren Form - und zugegebenerweise mit einem umfangreicheren musikalischen Spektrum - in der um Sänger Simon Bonney formierten und teilweise aus ehemaligen Mitgliedern der Birthday Party hervorgegangenen Band Crime and the City Solution zum tragen kam [man denke an "rose blue" von der EP "south of heaven" - ein Monolith aus der Hinterlassenschaft des verstorbenen Epic Soundtracks, der zeitweise bei Crime das Schlagzeug besetzte]. Auch Hugo Race sei in diesem Kontext genannt. Bei den Inca Babies war das Rückgrat stets ein treibender und rollend dunkler Bass. Der Rest hatte sich unterzuordnen - einfache und effiziente Strukturen, die den denkbar sprödesten Charme verbreiteten. Für das Bassspiel muss/mag der Birthday Party Bassist Tracy Pew Vorbild gewesen sein. Wir erinnern uns: Pew schrieb den trunkenen Wummerbass zu "she's it" - Anleihen hieraus finden sich durchaus im Stück "diseased stranger waltz" der Inca Babies - und trug als einzig komplettes Stück zum Gesamtwerk der Birthday Party die Kaputtballade "the plague" bei. Die konsequent gelebte Apokalypse, die Cave als sich stetig auszehrender und selbstzerstörender Performer live entwickelte und haltlose zelebrierte, war allerdings nie Sache der Inca Babies. Stoisch mag da eher angehen. Sänger Harry S. war in seiner reduzierten britischen Art und weise nicht vom Typus eines Cave. Der Mann aus Manchester war live einem Rowland S. Howard näher. Und er war zuständig für ein markantes Gesamtkonzept des Coverartwork der ersten Veröffentlichungen: rudimentär dahingeworfene Skizzen - die ähnlich wie die Songs - stets etwas improvisiertes, puristische gar fragmentarisches hatten. Zurecht mussten sich allerdings die Inca Babies den Vorwurf gefallen lassen, dass ihnen textlich der dunkle Humor ihrer australischen Überväter fehle. Subtile Züge und Verweise blieben hier aus. Ein textliches Äquivalent zur Handschrift eines Nick Cave in Stücken wie bspw. "junkyard" oder "big-jesus-trash-can" findet sich bei den Inca Babies nur schwer. Am ehesten noch bei "splatter ballistics cop". Die Australier hatten hier deutlich mehr Artschool-Provenienz vorzuweisen. Mitte der Achtziger wechselten die Inca Babies zum deutschen Label Constrictor, welches zu diesem Zeitpunkt mit Erfolgsgarant Phillip Boa and The Voodoo Club um die Häuser zog. Der Sound wurde deutlich abgespeckt und vereinzelnd auch flacher. Der Bass war nicht mehr tragendes Element und schlimmer: Harry S. versuchte gar ernsthaft zu singen. Musikalisch fügte sich das Ganze dennoch nahtlos in den Katalog anderer Bands ein, die ebenfalls bei Constrictor unter Vertrag waren: The Membranes und The Palookas. Mit beiden gingen die Inca Babies auf Labeltour. Zu diesem Zeitpunkt war der Sound bereits gefälliger und hat alles brachiale verloren. Der Erfolg blieb dennoch aus. Die Alben "Opium Den" [1986] und "Evil Hour" [1988] konnten nicht mehr an ihre Vorgänger anknüpfen. Die Luft war deutlich raus. Bereits zuvor hatte die belgische Formation La Muerte um den exzessiven Sänger Marc Du Marais sich den Ruf erspielt eine noch kaputtere Performance hinzulegen, als es für die frühen Birthday Party jemals Usus war - und das dann auch genauso im Studio umzusetzen [bspw. auf der EP "The Surrealist Mystery"]. Zumindest trugen La Muerte wolhverdient den Wanderpokal des Plagiatvorwurfes unserer australischene Helden weiter, allerdings um unterwegs kurz in Griechenland Zwischenstop zu machen um ihn temporär an die Formation Yell-o-Yell weiterzugeben - ein wirres und wüstes Gemisch aus klaustrophobischen Psychdelic Sound und Krach. Auch die Holländer gaben uns mit Oh Dev ein vertiables Äquivalent. Die Inca Babies waren längst Geschichte - aber ein erwähnenswerter Teil zumindest.




mickey

11.05.2005 - 00:36

super zusammengefaßt !!leider standen die incas immer im schatten der "großen "bands der damaligen zeit..obwohl sie genial waren/sind.... ich war/bin einer der glücklichen menschen ,die sie live erleben durften....fast vor 20!!! jahren am 9.9.85 im londoner electric ballroom-habe sogar das concert mitgetapt--let´s rock´n roll


greets,mickey

ClashCityRocker

11.05.2005 - 09:24

@mickey:
ich habe sie seinerzeit in freiburg und hamburg gesehen. und die waren/sind groß. leider gab es ja so gar keine nachfolgeprojekte. im übrigen gibt aus ein "fast" legales live-tape von einer deutschlandtour in sehr guter qualität mit ausschnitten aus konzerten im "forum" zu enger und aus hamburg. ich habe das irgendwo noch rumliegen.

mickey

11.05.2005 - 23:06

hi clashCityRocker

ich habe so 9x live von den incas...enger 86 und hh 85 sind natürlich auch dabei...selber suche ich noch sachen auf video/dvd --aber leider kaum ranzukommen-ebenso wie live sachen von den genialen " la muerte " aus belgien!!

greets,mickey

ClashCityRocker

12.05.2005 - 09:05

La Muerte! Unglaubliche Band. Energie&Chaos par excellence! Gegen Schluss waren die zwar auch nicht mehr so brilliant aber die ersten La Muerte-EPs waren brilliant. Marc Du Marais war ein perfekter Gegenentwurf zu Nick Cave in den frühen Birthday Party Zeiten. Die Bühnenshow war krank und exzessiv - ich habe die mal in Köln gesehen. Kaputt! Ein Live-Boot hab ich leider auch nicht (würde mich auch mal interessieren), aber ihr unglaubliches "Blues, heaven or hell" ist ja ein offizielles Livestück von einer ihrer ersten EPs.

1999 haben sie kurz als "Mustang Cobra" - mit einer fake-Story als angebliche japanische Band, die von Blue Cheer und Kyuss beeinflusst wurde - ein paar Gigs in Brüssel und Gent gegeben.

Riesenband! Unumstösslich!

mickey

13.05.2005 - 01:39

richtig!!clashcityrocker
"blues, heaven or hell" ist stark ! "evel land" ist greater !!!die letzten platten sind zu "heavy metal"!( "death race 2000" oder die letzte: "raw" als memorian ,1994)--da fehlt der blues!!!sie haben ihren eigentlichen stil verloren -genauso wie die inca babies( oder lag es bei denen am 2ten sänger??)
ich habe noch ein kleines "bonbon" von la muerte bei mir gefunden: 13min auf dvd live brüssel 85 mit "evil land" "blues,heaven or hell" + "tiny bones".....falls interesse mail mir!

greets,mickey

Beirut___*79

14.03.2010 - 00:18

Sehr genial::Manchester 1986.

Beirut___*79

19.09.2010 - 22:22

Neues Album erschein Ende Oktober: "Death Message Blues"....

Beirut___*79 ist behindert

20.09.2010 - 04:56

Beirut___*79 ist behindert

harry stafford

26.09.2010 - 00:31

trottel
ende oktober neuer album

noise

28.09.2010 - 13:22

Wie jetzt, die Inca Babies gibt es noch oder wieder??
Da muss aber dann mal reingehört werden!

Beirut__79*

28.09.2010 - 13:37

erste demos unter myspace

http://www.myspace.com/incababies

album erscheint im oktober
sie gehen auch wieder auf tour

Mac

20.10.2010 - 19:43

gleich der opener vom album "phantom ghost" klingt wie früher....wird ein großes album.....

Beirut__*79

14.12.2010 - 21:51

Großartiges Album geworden.

Interview im aktuellen OX Fanzine.

Truelly 80ties

29.07.2011 - 23:29

Brilliant without any doubt!

Post Punker

17.03.2013 - 22:38

Spitzensound wie The bithday party..

Sly

04.07.2013 - 10:36

Immer noch genialer Punk Blues!

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