Wormrot
Kamm
24.03.2023 - 10:42
Grindcore war für mich ein Genre, das ich bis vor ein paar Monaten komplett ignoriert habe. Zu stumpf, zu unmusikalisch.
Dann kamen Wormrot mit ihrem aktuellen Album "Hiss" uns belehreten mich eines Besseren. Denn das bietet richtiges Songwriting und klar voneinander unterscheidbare Songs. Es könnte sein, dass sie damit die Grenzen des Genres soweit verlassen haben, dass das für Puristen schon gar nichts mehr ist, aber solche Ansichten sind mir eh zu beschränkt.
Gestern war ich dann auf einem Konzert von denen. Der Sänger/Bassist/Songwriter ist nicht mehr mit dabei, soweit ich weiß wegen Depressionen. Die Lyrics auf dem Album sind offensichtlich ernst gemeint. Soweit ich es verstanden habe, hilft jemand von einer deutschen Grindcore-Band aus.
Die Vorband lieferte das, was ich von dem Genre noch vor einem Jahr erwartet hätte: Das ballerte ganz gut, aber was anderes als gelegentliche Geschwindigkeitswechsel kann ich da nicht raushören.
Dann kamen Wormrot, wie gesagt in limitierter Form ohne Bassist (und leider ohne die auf dem Album sporadisch eingesetzte Violine :D).
Und es war schlicht eine der schönsten Konzerterfahrungen, die ich je gemacht habe (Und ich habe schon Sophie Hunger und Spaceman Spiff und Dan Mangan und und und gesehen)! Der Sound war großartig und differenziert, man hörte jedes Detail. Der Ersatzsänger hat einen tollen Job gemacht, und die beiden verblieben Musiker gaben dann halt einfach jeweils 200 %. Ernsthaft, ich habe selten so viel Spaß an der Sache in Verbindung mit durchaus beachtlichen Fähigkeiten gesehen.
Der Drummer gesellte sich vor dem Konzert zu unserer Gruppe, ich erkannte ihn erst nicht, es ging um Schlagzeugspiel/-technik als Thema. Er hat dann einfach mal die Sticks ausgepackt und auf einer dastehenden 0,5-Liter Colaflasche und dem Tisch losgeblastet, in wechselnden Metren. Soweit ich es erkennen konnte, landete der Stick immer genau in der Mitte des Coladeckels! Und als der dann beim Soundcheck jazzy Stuff auspackte, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass da gleich was tolles passiert.
Und so war es dann auch. Die strahlen so viel positive Energie aus; und wie die sich gefreut haben, als sie merkten, dass der Funke überspringt! Es gab richtig viele Umarmungen im Anschluss.
Ganz große Empfehlung für jeden, der auch nur ansatzweise mit härterer Musik was anfangen kann! Die sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn sich irgendwo die Gelegenheit ergibt.
MrStrangiato
24.03.2023 - 14:29
Ich kenne nur die ersten beiden Alben von denen und die sind beide grandios. Zwar noch purer Grind aber durchaus abwechslungsreich (in Relation zum Genre), dauern beide nur um die 20 Minuten aber das reicht mir im Grindcore.
Die neueren Sachen kenn ich noch nicht.
Und nun: Regurgitate - Sickening bliss (9/10)
Hach, wie schön kann Krach sein :)
SammyJankis
24.03.2023 - 22:19
Der Ersatzsänger singt eigentlich bei der deutschen Grindcore Band Implore
Dumbsick
24.03.2023 - 22:23
Die ebenfalls sehr empfehlenswert sind:)
boneless
24.03.2023 - 23:21
Sehr schöne Thread-Eröffnung. Von Wormrot ist natürlich alles empfehlenswert und sie ist eine der wenigen aktuellen Grindcore-Bands, die ich mir noch gerne regelmäßig reintue. Live hab ich Wormrot 2019 als Vorband von Misery Index gesehen und obwohl ich schon hohe Erwartungen hatte, wurde ich komplett aus den Latschen gehauen. Das waren 30 Minuten totale Zerblastung und Irrsinn, sowas sieht man nicht alle Tage.
Schön ist ja immer wieder die Tatsache, dass diese Band einen sehr ungewöhnlichen Fan hatte, der aber mittlerweile leider von uns gegangen ist.
Kamm
25.03.2023 - 09:38
Danke @boneless :)
Es war tatsächlich meine erste Live-Berührung mit Grindcore. Ich hatte vorher meine Erwartung runtergeschraubt, obwohl mir die Alben so gut gefallen, und einfach gedacht, dass ich mir ordentlich die Fresse polieren lasse.
Dass es dann aber so viel mehr wurde, hätte ich nicht erwartet! So einen guten Sound, so viel Leidenschaft, und dann waren die Leute auch noch einfach umwerfend sympathisch. Ich leide noch an den Auswirkungen meiner kürzlichen Corona-Erkrankung, sprich, ich bin noch schneller platt als sonst schon, aber das dauerte keine Minute, dann konnte ich nicht mehr ruhig rumstehen. :D
@MrStrangiato
Ich habe nur in die ersten paar Tracks reingehört, aber Regurgitate scheint nicht so ganz mein Fall zu sein. Klar, das Konzept "in möglichst kurzer Zeit möglichst abartig, brutal und zerstörend" kann ich irgendwo nachvollziehen, gerade auch in misanthropischen Phasen. Aber am Ende höre ich halt Musik wegen der Musik, und da höre ich hier nichts, was die irgendwie von anderen Genrevertretern unterscheidet. Oder fehlt mir da einfach das am Genre geschulte Ohr?
Die ebenfalls hier angesprochenen Implore dagegen gefallen mir auf Anhieb. :)
MrStrangiato
25.03.2023 - 14:29
@Kamm
Klar klingen Regurgitate genau so wie all die anderen 34212 Goregrind-Toilettenspülung-Bands aber die klingen nicht so stümperhaft und haben auch teilweise geile Riffs. Ist in diesem Genre aber fast unmöglich genau in Worte zu fassen weshalb man Band X mag und Band Y nicht. Kann mir das selbst nicht erklären.
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